Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
Miliztruppen, die es in und um Misarat noch gab. Der Drizilangriff würde die Miliz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zerschlagen.
Edgar überlegte fieberhaft. Ein verzweifelter Plan reifte im hintersten Winkel seines Verstandes. Es war kein guter Plan. Er war noch nicht einmal besonders fein gegenüber den Drizil, doch das war ihm herzlich egal. Dies war die größte feindliche Truppe im Umkreis von zehn Kilometern. Sie auszuschalten, würde diesen Teil von Perseus um einiges sicherer machen, und allein das war es schon wert, ganz zu schweigen von den Verlusten, die er der Miliz am nächsten Tag ersparen würde.
Er öffnete die allgemeine Befehlsfrequenz seiner Einheit.
»Leute? Seid ihr noch da?«
»Wo sollen wir denn sonst sein?«, fragte eine mürrische Becky.
»Geht’s endlich heim?«, wollte Vincents schlaftrunkene Stimme hoffnungsvoll wissen.
»Noch nicht. Aber bald. Vorher haben wir noch etwas zu erledigen.«
»Nämlich?«, fragte Galen.
»Wir schalten diese Driziltruppe aus.«
»Das ist ein Scherz, oder?!« Becky schien sich nicht ganz darüber im Klaren zu sein, ob sie angesichts dieser Ankündigung lachen oder weinen sollte. Als Edgar keine Antwort gab, war klar, dass es sich keineswegs um einen Jux handelte.
»Wir ganz allein?«, fragte sie nach einer schockierten Pause. »Gegen wie viele? Tausend Drizil?«
»Ich schätze eher zwölfhundert.«
»Oh, na das macht auch keinen großen Unterschied mehr.«
»Keine Sorge, ich habe einen Plan.«
»Einen guten?«
»Es ist ein Plan«, schmunzelte er. Das Lächeln musste sich über die Funkverbindung übertragen haben, denn Becky klang mit einem Mal nicht mehr ganz so fatalistisch.
»Und wie sieht der aus?«
»Wie viele Schallgranaten haben wir noch?«
Edgars Plan würde tatsächlich nie in die Annalen von Strategie und Taktik eingehen oder mit den Strategien eines Napoleons oder Sun Tzus verglichen werden, doch er besaß durchaus Potenzial und akzeptable Erfolgsaussichten, und das genügte dem Feuertrupp Schneller Tod bereits.
Die Legionäre teilten die Frustration ihres Anführers über ihre derzeitige militärische Lage sowie dessen Auffassung, dass es nicht so weitergehen durfte, wenn sie noch gewinnen wollten.
Der Plan war vergleichsweise simpel. Sie würden Perseus’ Fauna benutzen, um diesen Invasionstrupp zu eliminieren. Hier und jetzt bot es sich an, da sich keine menschlichen Truppen oder Zivilisten in der Nähe aufhielten. Edgars Feuertrupp hatte die Hügel mehrerer Drachengeier-Nester in der Nähe ausgemacht. Auf seinen Befehl hin würde Vincent die Abwehrsysteme am Stadtrand abschalten. Anschließend würden sie die Drachengeier mit Schallgranaten aus ihren Nestern treiben und direkt zu den Drizil führen. Edgar und Becky fiel die unrühmliche Aufgabe zu, als Köder zu fungieren. Über diesen unschönen Aspekt seines Vorhabens war Edgar jedoch bereit hinwegzusehen.
Die Drizil kannten sich auf Perseus nicht aus und daher wussten sie auch nicht, in was für einer großen Gefahr sie sich derzeit befanden. In unmittelbarer Nähe ihres Lagers befanden sich drei große Nester. Edgar schätzte, dass sie drei- bis vierhundert Drachengeier auf die Drizil loslassen konnten. Die Invasoren würden auf alle Fälle schwere Verluste erleiden. Möglicherweise würde der Trupp sogar zersprengt werden. In jedem Fall würde der Angriff auf die Miliz verhindert.
Edgar und Becky legten die schweren Teile ihres Kampfanzugs – inklusive Helm – ab und verstauten sie unter einigen Blättern im Unterholz. Auch ihre Waffen ließen sie zurück. Bei dem, was sie vorhatten, wäre all dies nur hinderlich. Sie nahmen jeweils nur ein Kampfmesser mit, für den Fall, dass sie auf unliebsame Überraschungen trafen.
All ihrer Ausrüstung beraubt, schlichen sie sich zum ersten Bau, wobei sie die dicht stehenden Bäume geschickt als Deckung nutzten.
Edgar bemerkte eine Bewegung voraus und bedeutete Becky anzuhalten. Die beiden Legionäre verschmolzen mit der Finsternis, als zwei Drizilsoldaten zwischen den Bäumen auf der Bildfläche erschienen.
Edgar überlegte fieberhaft. Sie standen ihnen im Weg. Die beiden Drizil befanden sich genau zwischen ihnen und dem größten Drachengeier-Nest.
Mit einer geschmeidigen, lautlosen Bewegung zog er sein Kampfmesser. Becky tat es ihm gleich und bewegte sich nach rechts, ohne ein Geräusch zu verursachen.
Wenn sie die beiden Drizil ausschalteten, mussten sie es schnell tun. Falls sie beiden Wachposten
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