Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
fragte Becky über Kom.
»Ich sehe es. Funkstille halten.«
»Wir müssen etwas tun.«
»Funkstille! Kein Wort mehr!«
Edgar hatte nicht die geringste Vorstellung, warum die Drizil die Menschen zusammentrieben. Soweit er wusste, waren sie an menschlichen Welten interessiert, nicht an der menschlichen Lebensform.
Er bemühte sich, die Mitglieder von Perrins Aufklärungs-Feuertrupp auszumachen, doch selbst mit Nachtsicht war es unmöglich. Die Männer waren praktisch spurlos verschwunden, seit sie sich vor einigen Minuten von Edgars Trupp getrennt hatten, um selbst ein wenig auf Tuchfühlung mit den Drizil zu gehen , wie Perrin es salopp ausgedrückt hatte.
In der Mitte des Platzes stolzierte plötzlich eine Gruppe Drizil durch die Menschenmenge. Sie würdigten ihre Gefangenen kaum einen Blickes. Doch ohne Vorwarnung hob der führende Drizil die an seinem Unterarm befestigte Waffe und schoss einem Mann in den Hinterkopf.
Der Schuss knallte über den Platz. Edgar zuckte bei dem Geräusch instinktiv zusammen, und noch bevor er sich von dem Schock des Gesehenen ganz erholt hatte, gingen die Drizil zu seinem Entsetzen von Person zu Person und schossen den Menschen in den Kopf. Sie machten dabei keinen Unterschied zwischen Mann, Frau oder Kind.
Bei einem derartigen Grad an Grausamkeit, blieb Edgar der Mund offen stehen. Sein Hals fühlte sich staubtrocken an. Was er sah, brannte sich für immer in sein Gehirn ein, um ihn in seinen Albträumen zu verfolgen.
»Boss!«, drängte Becky erneut.
»Wir müssen was tun!«, schloss sich Vincent diesmal an.
»Auf deinen Befehl, Boss«, mischte sich sogar Galen ein. Edgar bemerkte, wie der hünenhafte Legionär hinter seiner Deckung seine A8 hob, bereit, den Tod über die mordenden Drizil zu bringen.
Edgars Gedanken rasten. Immer noch war es ihm unmöglich, Perrin und dessen Leute ausfindig zu machen. Der Himmel allein wusste, wo die gerade waren. Er musste davon ausgehen, dass sein Feuertrupp allein war. Das spielte in seinen Überlegungen jedoch eine untergeordnete Rolle. Seine Leute hatten recht. Sie durften nicht tatenlos danebenstehen, während unschuldige Menschen vor ihren Augen abgeschlachtet wurden.
Schreie hallten jetzt über den ganzen Platz, Todesschreie und die angsterfüllten Schreie von Menschen, die ihr Ende vor Augen hatten. Sein taktischer Verstand übernahm die Oberhand und verdrängte jegliche Emotion aus seinen Überlegungen. Eine bessere Gelegenheit zum Eingreifen würden sie kaum bekommen. Die Drizil erwarteten keinen Angriff, waren abgelenkt und nur auf ihre Aufgabe konzentriert; außerdem würden die Schreie ihre erste Salve überdecken und ihnen so die Gelegenheit zu einem zweiten gezielten Schlag geben, bevor den Drizil ganz klar war, was überhaupt vor sich ging.
Edgar wollte schon den Befehl zum Einsatz geben, als sich fünf Gestalten lautlos aus den Schatten schälten.
Perrin!
Die Aufklärungslegionäre schlichen sich geschickt an eine Gruppe Drizilwachposten heran. Edgar glaubte, Perrin in der Mitte zu erkennen, war sich jedoch auf diese Entfernung nicht sicher.
»Boss?«, hakte Becky nach.
»Macht euch fertig und wartet auf mein Zeichen«, gab er gepresst zurück.
Die Aufklärungslegionäre schlugen wie auf ein unsichtbares Zeichen blitzschnell, brutal und effizient zu. Drei von ihnen legten Hände um Nacken und Kinn ihrer Gegner und drehten ihnen mit einem schnellen Ruck den dürren Hals um. Die zwei anderen – unter ihnen der, den Edgar für Perrin hielt – stießen von hinten ihre Kampfmesser unter dem Kinn durch die dünne Haut der Drizil hinauf ins Gehirn. In allen fünf Fällen ging es so schnell, dass keiner der Wachposten imstande war, Alarm zu schlagen.
Edgar verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln.
Zahltag!
»Los!«
Feuertrupp Schneller Tod erhob sich geschmeidig aus seiner Deckung und eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer. Die erste Salve mähte eine weitere Gruppe Wachposten nieder. Nur einer von ihnen besaß die Geistesgegenwart, den Arm zu heben und das Feuer zu erwidern. Er starb jedoch so schnell, dass sein Schuss weit danebenging.
Aus dem Augenwinkel nahm Edgar wahr, wie die Aufklärer ebenfalls zum Angriff übergingen und eine weitere Gruppe Wachposten ausschalteten. Damit hatten die Legionäre eine schöne, saubere Lücke in die feindlichen Linien geschlagen.
Nun begannen die Drizil, sich auf die neue und unerwartete Bedrohung einzustellen.
Sie ließen von ihren Opfern ab und erwiderten das Feuer.
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