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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Schatten aus dem düsteren Saal. Staubteilchen tanzten silbrig glänzend im Licht. »Bitte, Ferdinand, halte mich nicht auf. Ich habe mehr als genug mit den Vorbereitungen für den Geburtstag zu tun.« Die Königin fuhr mit ihrer Hand über die Sitzfläche eines der vielen Stühle, starrte misstrauisch und prüfend ihre Finger an und seufzte. »Die muss ich dringend abstauben lassen. Und das ganze Gerümpel dort in der Ecke muss fort.« Sie wandte sich um und musterte kritisch die verblichene Pracht des selten genutzten Saales. Ihr Blick blieb an der staubigen Jacke hängen, die mitten im Saal auf dem Boden lag, und sie runzelte die Stirn. Dann beugte sie sich zu Fridolin, ihrem Leibzwerg hinunter, der stumm und geduldig neben ihr stand, und gab ihm einige Anweisungen für das Personal. Fridolin zog einen Bleistiftstummel aus seinem Bart und ein Notizbüchlein aus der Rocktasche, leckte den Bleistift an und schrieb hastig mit, wobei der Druck seiner dicken, kurzen Finger das Papier beinahe zerriss.
    »Joséphine, Liebes, vergiss für einen Moment den Geburtstag«, bat der König. »Ich weiß, dass es ein ganz besonderes Datum ist …«
    »Immerhin wird unser Sohn mit diesem Tag offiziell als dein Thronfolger eingesetzt«, unterbrach ihn die Königin. »Ja, das ist ein besonderer Tag, an dem wir eine Menge hochgestellter Gäste erwarten. Ich würde michzu Tode schämen, wenn einer von ihnen mich für eine schlechte Hausherrin halten müsste!« Wieder starrte sie mit zusammengepressten Lippen die spinnwebenüberzogenen Drapierungen über dem Thron an.
    »Liebes, niemand würde dich im Traum …«, setzte der König an, aber die Königin warf ihm einen dieser Blicke zu, bei dem er sich immer wie ein dummer Junge fühlte, und deshalb reckte er das Kinn vor, blähte die Brust auf, straffte seine Schultern und warf die schwarz glänzenden Locken zurück. »Ich bin schließlich immer noch der König«, bellte er. Oder vielmehr hatte er es bellen wollen, aber seine Stimme schlug um. Das ließ die markigen Worte eher kläglich klingen.
    Königin Joséphine lächelte und tätschelte ihm die Schulter. »Ja, natürlich bist du das, mein Lieber. Also, was wolltest du mir so dringend mitteilen?«
    »Laurentio«, sagte der König gekränkt. »Ich hatte ihn gebeten, sich ein wenig umzuhören. Das Volk, weißt du?«
    Die Königin sah ihn verständnislos an. »Ja?«
    Der König fuhr mit der Hand durch die Luft. »Alle meine Amtskollegen werden kommen«, sagte er. »Das ist seit unserer Hochzeit das erste Mal, dass sie wieder hier zu Gast sind. Ich möchte sichergehen, dass dieses Fest in Ruhe, Frieden und Eintracht begangen werden kann. Dass auch unseren Untertanen etwas geboten wird, damit sie nicht das Gefühl haben, wir würden sie bei diesem Anlass vergessen.«
    Die Königin runzelte die Stirn. »Aber wir denken doch andauernd an unser Volk!«
    »Ja, schon.« Der König wischte sich über die Stirn undseufzte. »Ich habe im letzten Jahr die Steuern gesenkt, das Waisenhaus mit einem großen Korb voller Spielzeug besucht und für die zwei Familien gesorgt, deren Häuser abgebrannt sind. Ich habe in der gesamten Residenz diese wunderbaren neuen Gaslaternen installiert und alle Häuser mit Wasserclosetts ausstatten lassen. Und immer im September lasse ich einen großen Jahrmarkt veranstalten.« Er blickte seinen Hofzauberer an. »Laurentio?«
    »Majestät?«
    »Laurentio, erzähle bitte der Königin, was du mir berichtet hast.«
    »Über die Apparatur, an der ich gerade arbeite?« Der abwesende Blick des Zauberers belebte sich. »Noch habe ich das Problem der Schwungräder nicht vollkommen gelöst, aber …«
    »Nein«, fuhr der König ihn an. »Das interessiert uns jetzt nicht, Laurentio. Es geht um deine Beobachtungen, das, was du gehört und gesehen hast, als du durch die Residenz gestreift bist. Inkognito«, fügte er stolz hinzu. »Das war meine Idee.«
    »So«, sagte die Königin skeptisch. Sie musterte die bleiche, hagere Gestalt des Hofzauberers, seine kaltgrünen Augen und das dunkelrote Haar. Wie unerkannt konnte Laurentio hier in der Residenz schon umherstreifen? Jedes Kind kannte schließlich den Hofzauberer. »Also bitte«, forderte sie Laurentio auf.
    Der Zauberer zupfte die langen Ärmel seines dunklen Gewandes herab und verschränkte seine Hände darin. »Wie seine Majestät schon sagte …«, begann er umständlich zu berichten. »Ich habe mich ein wenig an Ortenumgehört, wo viel geredet wird. Auf dem Markt, in der

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