Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
Vom Netzwerk:
Lötkolben und ein schartiges Messer. Hinter einer Flasche mit Öl versteckte sich ein angebissener Apfel, der auf dem ordentlich gezeichneten Konstruktionsplan, auf dem er lag, feuchte Flecken hinterließ.
    »Wir wollten meine kinematische Maus ausprobieren«, sagte der Prinz. »Der Thronsaal ist so schön groß, der Boden ist spiegelglatt und überall stehen Stühle herum.« Er fuhr illustrierend mit der Pinzette in Schlangenlinien auf der Werkbank herum und fegte ein paar Schrauben zu Boden. »Hoppla«, sagte er und bückte sich, um sie aufzuheben.
    »Und? Hat sie funktioniert?«
    »Nein«, erklang es dumpf unter dem Tisch. Prinz Augustin kroch rückwärts wieder heraus, schüttelte sich wie eine Katze und wischte die Hände an der Hose ab. »Ich glaube, dass ich die Zahnräder für die Beine falsch montiert habe.« Er zog einen zerknitterten Bogen Papier aus der Hosentasche, legte ihn auf den Tisch und strich ihn mit der Hand glatt. »Schau mal hier, Laurentio. Was meinst du?«
    Der Zauberer beugte sich darüber und studierte dieZeichnung, während der Prinz ihn erwartungsvoll anblickte. Hinter ihnen klappte die Tür und leichte Schritte näherten sich. Dann schob sich ein safrangelber Schopf zwischen sie. »Was macht ihr?«, fragte die Tochter des Zauberers.
    Laurentio tippte auf ein Detail der Zeichnung. »Diese Verbindung sieht irgendwie falsch aus«, sagte er. »Wo ist der Apparat? Ich möchte ihn mir ansehen.«
    »Ach du je«, sagte Augustin und schlug sich gegen die Stirn. »Ich fürchte, ich habe die Maus im Thronsaal vergessen.«
    Philippa legte einen kinderfaustgroßen, eiförmigen Metallgegenstand auf die Werkbank. »Meinst du das hier?«
    »Pippa, du bist ein Genie«, sagte der Prinz aufatmend und griff nach einem Schraubenzieher.
    »Hast du die Taube abgeschickt?« Der Zauberer wischte seine Hände an einem Lappen sauber und warf ihn achtlos unter den Tisch.
    »Bella ist unterwegs.« Philippa sah ihren Vater mit schief gelegtem Kopf prüfend an und richtete dann mit geübten Händen seinen verrutschten Kragen. »Du musst zum Barbier, Papa«, sagte sie tadelnd und zupfte an einer roten Locke, die sich über Laurentios Ohr kringelte. »Oder soll ich dir Zöpfchen flechten?«
    »Sei nicht frech, Philippa Saffronia«, sagte der Zauberer und versuchte vergeblich, die widerspenstigen Locken hinter seinem Ohr festzuklemmen. Er zwinkerte seiner Tochter zu und lächelte.
    »Ja, Papa«, sagte sie und erwiderte sein Lächeln.
    Der Prinz hatte mittlerweile seine Apparatur zerlegt und starrte grübelnd in das Innere der mechanischen Maus. »Was hältst du davon?«, fragte er und pikte mit dem Schraubenzieher in dem Mechanismus herum.
    Der Zauberer klemmte eine Lupe ins Auge und beugte sich ebenfalls über den Apparat. »Licht«, befahl er mit einem beiläufigen Wink, woraufhin ein heller Lichtstrahl aus seiner Hand in das Innere der Maus fiel. »Ah«, sagte Laurentio nachdenklich. »Hm, hm. Ja.«
    Philippa gähnte und setzte sich auf einen Hocker. Sie lehnte sich gegen die Wand und blickte zum Fenster hinaus. »Ein Wandertheater«, sagte sie träumerisch. »Hinreißend aussehende Mimen und athletische Tänzer in engen Trikots. Wunderschöne Frauen und prachtvolle Kostüme. Musik und Gesang und Poesie. Der Zauber bemalter Kulissen im warmen Lichtschein. Gebildete Menschen, die Worte begnadeter Dichter rezitieren. Kunst, große, inspirierende Kunst! Der Atem der weiten Welt hier in unserer kleinen Residenz!«
    Die beiden Männer hörten ihr nicht zu. Pippa seufzte und legte die Füße auf den Tisch. »Banausen«, sagte sie.
    »Ein Wandertheater. Schmuddelige Possenreißer in armseligen Fetzen, billiger Flitter und bunter Tand«, sagte Augustin und drehte eine winzige Mutter auf eine noch winzigere Schraube. Auch er hatte inzwischen eine Lupe ins Auge geklemmt. »Schimmlige Perücken und falsche Nasen, Knüttelverse, holprige Reime und zotige Witze. Schwitzende Kraftmenschen, klapprige Gäule und morsche Kulissen. Der miefige Geruch von alten Kostümen hier in unserer kleinen Residenz.« Er schobein zierliches Gewinde über eine spinnenbeindünne Achse und verband beides mit einem winzigen Zahnrad.
    »Gustl, du bist ein Ignorant.«
    »Sei nicht frech, Philippa Saffronia«, rügte ihr Vater automatisch. »Wie redest du denn mit Seiner Königlichen Hoheit?«
    Pippa stieß Luft durch die Nase und schnitt eine Grimasse.
    »Das habe ich gesehen«, sagte der Zauberer. Er zog eine Braue spitz in die Höhe, was seinem

Weitere Kostenlose Bücher