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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Wir nehmen nichts weg. Wollen nur mal kurz gucken.« Sie trank einen Schluck. »Der Kaffee ist sehr gut«, sagte sie und lächelte.
    »Danke«, antwortete Bertha. »Manche finden ihn zu stark.« Sie wies mit dem Kinn in Richtung Steini.
    »Er ist zu stark«, klang es unter der Kapuze hervor. »Viel zu stark.«
    Matthias war offenbar in solchen Situationen weniger unsicher als Dóra, denn er antwortete Steini prompt: »Tu Milch rein. Das ist das Geheimnis«, sagte er ganz natürlich. »Solltest du mal probieren. Sahne ist noch besser.«
    »Vielleicht«, sagte Steini. »Ich mag lieber Limo.«
    Bertha lächelte Matthias dankbar zu, und Dóra wünschte, ihr würde etwas einfallen, was sie zu dem jungen Mann sagen könnte. Es hatte etwas Rührendes, wie liebevoll sich das Mädchen um ihn kümmerte. »Soll ich euch das Zimmer zeigen?«, fragte Bertha plötzlich. »Steini und ich wollten nämlich für heute Schluss machen.« Sie ging zur Tür, die in den Flur führte.
    »Sehr gerne«, antwortete Dóra und stellte die Tasse ab. Matthias tat es ihr gleich. »Ihr könnt ruhig gehen, wenn ihr wollt«, sagte Dóra und folgte Bertha. »Wir nehmen nichts und machen nichts kaputt.«
    »Ist schon okay«, entgegnete Bertha. »Ich muss sowieso noch kurz zusammenpacken.«
    Die drei stiegen im Gänsemarsch die Treppe hinauf zur Tür von Birnas Zimmer. Es war der Raum, den Dóra und Matthias bei ihrem letzten Besuch nicht hatten öffnen können. »Als ich von dem Mord gehört hab, habe ich abgeschlossen«, erklärte Bertha, während sie sich mit dem im Schloss klemmenden Schlüssel abplagte. Am Ende gelang es ihr, ihn geschickt zu drehen, und sie stieß die Tür auf. Auf dem Schreibtisch stand eine Getränkedose, auf der Fensterbank ein Aschenbecher, und verschiedene andere Alltagsgegenstände waren im Zimmer verteilt. An der Wand hingen, wie im Hotelzimmer, Birnas Skizzen, überwiegend Zeichnungen, aber auch einige Computerentwürfe.
    Dóra betrachtete die Zeichnungen von dem geplanten Standort des neuen Gebäudes sowie einige Hausentwürfe. »Was ist denn das?« Sie zeigte auf den Entwurf eines Hauses mit einem Tannenwald im Hintergrund. Vor dem Haus fuhren Busse und spazierten Menschen. »Das ist doch keine Idee für Jónas’ neues Gebäude?« Das Haus bestand aus einer einzigen Glasfassade, und es war schwer denkbar, dass sich hinter einer solchen Fensterfront Gästezimmer befinden sollten.
    Bertha trat zu ihr. »Nein, wohl kaum. Birna hat mir ihre Ideen für das Haus gezeigt, und die waren ganz anders als das hier.« Sie beugte sich über eine Ecke der Zeichnung. »Es ist vor einer Woche datiert«, sagte sie und richtete sich wieder auf. »Es war also noch nicht hier, als Birna mich zuletzt reingebeten hat.«
    »Aber es war hier, als du abgeschlossen hast, oder?«, fragte Matthias. »Es wurde doch nicht erst nach ihrem Tod aufgehängt?«
    Bertha runzelte die Stirn, während sie versuchte, sich zu erinnern. »Ich weiß es einfach nicht«, sagte sie. »Ich hab vor dem Abschließen nur kurz den Kopf zur Tür reingesteckt, ich weiß nicht mehr, ob diese Zeichnung an der Wand hing.« Sie schaute die beiden betroffen an, so als sei das eine sträfliche Nachlässigkeit gewesen. »Aber es kann auf keinen Fall jemand hier gewesen sein, nachdem ich abgesperrt habe.«
    »Wann war das genau?«, fragte Dóra.
    »Am Samstag«, antwortete Bertha. »Ich weiß nicht, wie spät es war, aber es war nachmittags. Ist das wichtig?«, fragte sie mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Glaubt ihr, der Mörder war hier?«
    »Nein«, antwortete Dóra. »Bestimmt nicht. Es scheinen nicht viele von diesem Arbeitsplatz gewusst zu haben.« Sie ging zum Schreibtisch. Darauf lagen weitere Skizzen verstreut sowie einige Kreditkartenquittungen. Sie bewiesen lediglich, dass Birna bei Esso und Spöl eingekauft hatte. Dóra musste sich sehr anstrengen, um die verzogenen Schreibtischschubladen zu öffnen. Zwei waren gähnend leer, in einer befanden sich Schreibzeug und eine Heftmaschine, in der vierten war ein Schlüssel an einem Schlüsselbund mit einem kleinen Metallplättchen mit eingestanztem Label, das Dóra nicht kannte. Sie nahm den Schlüssel in die Hand. Er war klein und gehörte nicht zu einer Tür oder einem Auto oder irgendetwas anderem. »Weißt du, wofür der ist?«, fragte Dóra Bertha.
    Bertha schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber der gehörte bestimmt Birna. So ein Schlüssel war hier nicht drin, als sie das Zimmer bezogen hat. Ich hab es leergeräumt,

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