Das gefrorene Licht. Island-Krimi
anhand der Liste mit den Kfz-Kennzeichen überprüft, ob Fahrzeuge der Gäste oder des Personals an dem Tag, an dem Eiríkur zu Tode getrampelt worden war, den Tunnel passiert hatten.
»Wie hast du es geschafft, diese Unmenge an Nummern und Namen durchzusehen?«, fragte Dóra. »Wie viele sind es eigentlich?«
»Etwa fünftausend, aber die Polizei ist die Liste netterweise schon durchgegangen und hat ein paar Autos angekreuzt, die mit dem Mord in Verbindung stehen könnten. Darunter auch einige Fahrzeuge der Angestellten«, erklärte Matthias. »Problematisch sind die Mietwagen. Bei denen sind die Firmen als Eigentümer eingetragen, da bringt die Liste alleine nicht viel. Aber Vigdís hat mir geholfen«, sagte Matthias. »Sie ist mit rausgekommen und hat mir gesagt, wem welcher Wagen gehört. Sie wusste genau Bescheid.« Er nahm den Stapel und blätterte darin herum. »Leider hat’s nicht viel gebracht. Die Leute mit den Mietwagen sind natürlich alle Ausländer, und keiner von ihnen steht unter Verdacht. Allerdings hat weder der Wagen der Japaner noch der von Robin, dem Fotografen, am fraglichen Tag den Tunnel passiert.«
»Robin meinte, er sei in den Westfjorden gewesen«, entgegnete Dóra. »Dann passt es ja, dass er nicht durch den Tunnel gefahren ist. Und die Japaner fahren laut Vigdís nie irgendwohin. Was ist mit den anderen?«
»Ich weiß nicht, ob uns das weiterhilft, aber unter den von der Polizei gekennzeichneten Fahrzeugen ist das von Bergur. Er ist vormittags hin- und zurückgefahren – er ist also noch im Rennen«, sagte Matthias und blätterte weiter. »Der verletzte Börsenmakler ist nicht weggefahren, zumindest stand sein Name nicht auf der Liste. Ich bezweifle allerdings, dass er in seinem Zustand überhaupt Auto fahren kann. þröstur, der Kajakfahrer, ist abends um sechs weggefahren. Der Mord wurde um die Abendbrotzeit herum begangen, er scheint also nicht in Frage zu kommen. Er ist erst viel später zurückgekommen.«
»Wie viel Zeit liegt zwischen seiner Hin- und Rückfahrt?«, fragte Dóra. »Man kann nämlich auch am Fjord entlangfahren, das heißt, er hätte durch den Tunnel Richtung Reykjavík fahren, den Rückweg über den Hvalfjörður nehmen, Eiríkur umbringen, wieder am Fjord entlang und dann in entgegengesetzter Richtung durch den Tunnel zurückfahren können.« Sie schaute skeptisch drein. »Das ist allerdings ziemlich weit hergeholt. Wenn er eine halbe bis eine Stunde vor dem Mord durch den Tunnel fährt, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass er es schafft, hierher zurückzukommen, Eiríkur in den Pferdestall zu schleppen, ihn zu töten und dieselbe Strecke noch einmal zu fahren. Ich kenne den genauen Todeszeitpunkt. ›Zur Abendbrotzeit‹ – das ist alles andere als präzise.«
Matthias verglich þrösturs Hin- und Rückfahrtzeiten. »Er ist zweieinhalb Stunden nach dem Hinweg wieder durch den Tunnel zurückgekommen.«
»Dann ist es im Grunde ausgeschlossen«, sagte Dóra. »Er hätte verdammt Gas geben müssen. Ich finde, wir sollten trotzdem mit ihm reden. Vielleicht weiß er etwas. Wen hast du da noch?«
»Die Angestellten scheinen größtenteils hier gewesen zu sein, zumindest stehen kaum Fahrzeuge von ihnen auf der Liste. Jökulls Wagen ist gegen zwei Uhr Richtung Reykjavík gefahren und zwei Stunden später wieder zurückgekommen, das heißt, er ist noch mit im Spiel. Dann gab’s da noch einen Wagen, der laut Vigdís der Masseurin gehört. Sie ist gegen Mittag gefahren und nicht zurückgekommen. Und die Polizei hat auch noch den Wagen einer Frau markiert, die hier arbeitet. Sie heißt Sóldís und ist laut Vigdís in erster Linie Zimmermädchen. Kurz nach dem Mord ist sie durch den Tunnel gefahren. Vigdís meinte, Sóldís wollte ihren Wagen am Sonntag in Reykjavík in die Werkstatt bringen und zurücktrampen. Ich kenne die Frau nicht, aber sie könnte im Grunde jederzeit zurückgekehrt sein. Wir wissen ja nicht, wer sie mitgenommen hat.«
»Diese Sóldís ist blutjung. Unwahrscheinlich, dass sie mit der Sache zu tun hat«, erklärte Dóra. »Ich hab mich ein bisschen mit ihr unterhalten, bevor du gekommen bist. Scheint eine ehrliche Haut zu sein. Außerdem glaube ich sowieso nicht, dass Frauen in Frage kommen. Nicht, wenn wir davon ausgehen, dass beide Male derselbe Mörder am Werk war. Weil Birna immerhin vergewaltigt wurde.«
»Ja, ja, aber die Polizei hat Fahrzeuge von Männern und Frauen aussortiert«, erwiderte Matthias. »Und es ist nicht gesagt, dass
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