Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
Vom Netzwerk:
Eiríkur.«
    »Und der ist?«, wiederholte Dóra und korrigierte sich rasch selbst: »War, meine ich.«
    »Er war der Auraseher hier im Hotel«, antwortete Vigdís. »Schlank, groß, mit Halbglatze.« Sie stöhnte. »Das ist unglaublich.«
    Dóra teilte Matthias die Neuigkeiten mit. Sie hatte keine Ahnung, was Aura auf Deutsch hieß, und versuchte, das Wort mit Händen und Füßen zu beschreiben, was Matthias als Heiligenschein interpretierte. Ungeduldig sagte Dóra, sie würde ihm diesen Beruf später erklären und wandte sich wieder an Vigdís. »Woher weißt du das? Hat dich jemand angerufen?«
    »Ja«, sagte Vigdís kurz angebunden. »Seine Schwester. Sie haben einen Kreditkartenbeleg in seiner Hosentasche gefunden und dadurch den Namen rausgekriegt. Sie haben seine Schwester angerufen und sie gebeten, die Leiche zu identifizieren. Die Leiche ist inzwischen bestimmt in Reykjavík.« Sie seufzte, so als sei dies das Schlimmste von allem. »Seine Schwester war total fertig; sie meinte, er sei zu Tode getrampelt worden.«
    »Von einem Pferd?«, fragte Dóra. Die Polizisten hatten bei ihrem Gespräch mit Jónas nichts darüber verlauten lassen, wie der Mann gestorben war.
    »Das hat sie nicht gesagt. Ich war so sprachlos, dass ich noch nicht mal danach gefragt hab.« Vigdís schaute Dóra mit Entsetzen im Gesicht an. »Glaubst du, dass es gefährlich ist, hierzubleiben? Was ist eigentlich los?«
    »Das muss natürlich jeder für sich entscheiden«, antwortete Dóra und fügte dann aufmunternd hinzu: »Ich glaube nicht, dass hier ein durchgeknallter Serienmörder rumläuft, falls du das meinst. Es ist doch noch nicht mal bekannt, ob der Mann durch einen Unfall oder auf andere Weise gestorben ist. Vielleicht ist das nur ein Zufall.« Dóra dachte kurz nach. »Hat seine Schwester etwas darüber gesagt, was die Polizei glaubt?«
    »Nein, dazu hat sie nichts gesagt.« Vigdís zögerte. »Aber da war noch was. Sie hat mir zum Abschied gesagt, ich soll vorsichtig sein. Als wollte sie damit andeuten, dass irgendwas nicht stimmt.« Vigdís machte plötzlich ein fragendes Gesicht. »Aber wer hätte Eiríkur etwas antun wollen? Er war nicht gerade eine Stimmungskanone, aber auch kein schlechter Mensch. Puh, der arme Kerl.« Sie blinzelte, und Dóra hatte das Gefühl, als versuche sie, Tränen hervorzupressen. »Vielleicht hätte man netter zu ihm sein sollen. Aber er war echt komisch und hatte eine merkwürdige Art, immer auf mich zuzukommen, wenn ich total im Stress war.«
    Dóra hatte keine Lust auf Schauspielerei und wollte ihre Zeit nicht damit vergeuden, Vigdís zu trösten. »War er Reiter?«, fragte sie.
    »Oh Gott, nein, das kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete Vigdís. »Er war so blass und zurückhaltend. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er viel an der frischen Luft war, außer zum Rauchen.« Energisch fügte sie hinzu: »Er war ganz sicher kein Reiter.«
    »Hat er sich für Füchse interessiert?«, fragte Dóra und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie dämlich ihre Frage klang.
    »Füchse?«, fragte Vigdís verwundert. »Wie meinst du das?«
    »Ach, nur so«, sagte Dóra. Sie schob noch eine weitere Fuchsfrage hinterher, wo sie schon einmal angefangen hatte: »Seine Schwester hat keine Füchse erwähnt, oder?«
    »Nein«, sagte Vigdís, die Dóra jetzt mit einem argwöhnischen Gesichtsausdruck musterte. »Ich hab dir schon alles erzählt, was sie mir gesagt hat.«
    »Glaubst du, Eiríkur wollte etwas Bestimmtes in dem Pferdestall?«, fragte Dóra, entschlossen, nicht weiter über Füchse zu reden. »Waren er und der Bauer, dieser Bergur, befreundet?«
    Vigdís hob eine Braue. »Er war nicht mit Bergur befreundet«, sagte sie und fügte mit arglistiger Miene hinzu: »Ich will ja nicht tratschen, aber Birna ... Birna und Bergur waren
eng
befreundet.«
    »Ja, hab ich schon gehört«, entgegnete Dóra und sah, wie sich Vigdís’ Genugtuung über das Geheimnis in Luft auflöste. »Hat Eiríkur viel mit Birna oder über sie geredet? Waren sie Freunde oder Bekannte?«
    »Auf keinen Fall«, sagte Vigdís überzeugt. »Es gab kaum gegensätzlichere Typen als die beiden. Er war ziemlich, tja, wie soll ich sagen ...« Sie überlegte.
    »Die Wahrheit«, warf Dóra ein. »Du tust niemandem einen Gefallen damit, wenn du ein falsches Bild von Verstorbenen vermittelst.«
    Dies schien Vigdís zu erfreuen. »Da hast du vollkommen recht«, sagte sie. »Wenn ich ganz ehrlich bin, war Eiríkur total schlampig. Er war

Weitere Kostenlose Bücher