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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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ungepflegt und meistens schlecht rasiert. Wenn man seine Klamotten angesehen hat, hätte man meinen können, er hatte kein Geld für saubere Unterwäsche. Er war ziemlich aufdringlich und wirkte habgierig.« Offenbar musste man Vigdís nicht zweimal bitten, ihre Beschreibungen nicht zu beschönigen. »Birna war dagegen total ordentlich, rein äußerlich immer chic und adrett. Aber hinter der Fassade war sie ganz anders. Supernett, wenn sie dich für etwas brauchte, aber wenn du das nicht erfüllen konntest, hat sie andere Saiten aufgezogen. Sie hat Jónas total um den Finger gewickelt.« Vigdís verstummte, um Luft zu holen. »Allerdings wirkte sie genauso habgierig wie Eiríkur. Ansonsten waren sie wie Schwarz und Weiß.«
    Dóra nickte ernst und achtete darauf, Vigdís nicht merken zu lassen, wie verwundert sie über diese gehässige Litanei war. »Sie hatten also nichts miteinander zu tun? Eiríkur hätte nicht mehr als andere darüber wissen können, womit sie gerade beschäftigt war?«
    »Nein, ausgeschlossen«, antwortete Vigdís prompt. »Birna hätte sich Eiríkur noch nicht mal anvertraut, wenn die beiden zusammen auf einer einsamen Insel gestrandet wären.«
    »Verstehe«, sagte Dóra. »Noch was, haben sich Eiríkur und Birna kurz vor ihrem Tod irgendwie anders verhalten als sonst? Kannst du dich daran erinnern, dass sie etwas Ungewöhnliches getan oder gesagt haben?«
    Vigdís dachte nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Ich weiß allerdings nicht mehr, wann ich Birna zuletzt gesehen habe, aber wenn etwas komisch gewesen wäre, würde ich mich bestimmt daran erinnern. Mit Eiríkur habe ich zuletzt gesprochen, als er reinkam und Jónas gesucht hat.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh, das muss kurz vor seinem Tod gewesen sein!«
    Dóra holte tief Luft. »Und hat er Jónas gefunden?«, fragte sie ruhig.
    »Tja, ich weiß nicht«, antwortete Vigdís. »Ich hab ihm gesagt, er soll im Büro nachsehen. Ich hab aber nicht mitverfolgt, ob sie sich getroffen haben.«
    Dóra wusste nicht, was sie weiter über Eiríkur fragen sollte, daher kam sie auf ihr ursprüngliches Anliegen zurück. »Wie ist das eigentlich«, sagte sie, »hinter dem Haus ist die Wiese auf der westlichen Seite gemäht und auf der östlichen nicht. Weißt du vielleicht, warum?«
    Vigdís machte große Augen. »Nee, keine Ahnung.« Sie kniff die Lider zusammen. »Warum fragst du?«
    »Nur so«, antwortete Dóra. »Pure Neugier.« Sie beeilte sich, hinzuzufügen: »Weißt du, ob Jónas auf der Wiese kleine Probelöcher hat graben lassen? Oder Birna vielleicht?«
    Vigdís schaute sie misstrauisch an. »Probelöcher?«
    Dóra nickte. »Einfach kleine Löcher, nur an der Oberfläche. Die wurden bestimmt nicht mit irgendwelchen Maschinen ausgehoben.«
    Vigdís schüttelte heftig den Kopf. »Davon weiß ich überhaupt nichts. Wenn jemand den Auftrag bekommen hätte, da draußen zu graben, hätte ich davon erfahren. Ich kriege hier alles mit. Jónas ist manchmal so zerstreut, dass ich für ihn mitdenken muss.«
    »Hatte Birna hier irgendwo einen Arbeitsplatz?«, warf Matthias ein. »Außer in ihrem Hotelzimmer?«
    »Ich weiß es nicht, aber das kommt mir nicht unwahrscheinlich vor«, antwortete Vigdís. »Sie hat oft morgens oder nachmittags das Haus verlassen, und da sie sich nicht hier vor der Tür rumgetrieben hat, muss es einen solchen Ort gegeben haben.« Vigdís schaute Dóra verschwörerisch an. »Vielleicht ist sie zu Bergur gegangen.«
    »Wer weiß?«, sagte Dóra und lächelte gewieft zurück. Dann schaute sie auf die Uhr. »Eine allerletzte Frage, und dann stören wir dich nicht länger: Wer mäht normalerweise die Wiese?«
    Vigdís zuckte mit den Schultern und antwortete ohne nachzudenken: »Jökull. Der arbeitet hier auch als Kellner.«
     
    »Willst du mich verarschen?«, fragte Jökull und schaute in alle Richtungen, so als erwarte er irgendwo eine versteckte Kamera. »Du möchtest wissen, warum das Stück Wiese nicht gemäht ist?«
    »Ja«, entgegnete Dóra und lächelte. »Ich hab gehört, du bist dafür zuständig.«
    Jökull machte ein beleidigtes Gesicht, das schlecht zu seiner ehrwürdigen Kellnerkluft passte. »Ja, ich verdiene mir was dazu. Zwischen den Essenszeiten gibt’s nichts zu tun, deshalb konnte ich das noch übernehmen.«
    »Tüchtiger Junge«, sagte Dóra. »Aber gibt es dafür einen Grund? Ist es wegen des großen Steins?«
    »Nein, der stört nicht«, murmelte Jökull. »Aber

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