Das Gegenkreuz
das.«
Sie ließ Suko und mich allein, und wir schauten uns erst mal an.
»Hast du das gewusst«?«, fragte ich meinen Freund.
»Nein. Ich habe zwar die Zeitung gelesen, aber der Mord hat mich nicht besonders interessiert.«
»Das könnte sich ändern. Außerdem gab es drei Morde. Zwei Männer sind in ihrem Wagen verbrannt, als er explodierte. Und zwar durch eine Bombe, wie ich weiß. Und in der Nähe starb dieser Designer. Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob die beiden verbrannten Männer zuvor in seinem Haus gewesen sind und was sie dort gesucht haben. Da sie nichts fanden, haben sie ihn getötet. Kann man es so sehen?«
»Vielleicht.« Suko lehnte sich zurück. »Ich denke, dass wir abwarten sollten, was Glenda herausfindet.«
Lange brauchten wir nicht zu warten. Ich hatte meine Tasse soeben leer getrunken, als sie unser Büro wieder betrat. An ihrem Gesicht war nicht abzulesen, ob sie Erfolg gehabt hatte oder nicht. Jedenfalls ließ sie sich auf den Besucherstuhl sinken und fixierte uns.
»Mach’s nicht so spannend«, sagte ich.
»Also – ich habe mit dem Chef der Spurensicherung gesprochen. Auf den normalen Schmuck hatten es die Einbrecher und Mörder nicht abgesehen, wobei ich mal davon ausgehe, dass es die zwei Verbrannten gewesen sind. Es war noch alles vorhanden, auch wenn das Zeug verteilt auf dem Boden lag.«
»Dann ist nichts gefunden worden, was uns weiterhelfen kann?«, fragte Suko.
»Doch, etwas schon.« Jetzt lächelte Glenda. »Aber man muss wirklich darüber nachdenken, Freunde. Man hat unter dem Holz des Fußbodens ein kleines Versteck gefunden. Es war leer. Aber man hatte es geöffnet. Also muss sich etwas darin befunden haben. Man hat auch einen kleinen, mit Samt ausgelegten Kasten entdeckt, der in das Versteck hineinpasst.« Sie breitete die Arme aus. »Nur über den Inhalt kann man rätseln.«
»Vielleicht ein Kreuz«, sagte ich.
»Kann sein.«
»Wenn es so ist«, meinte Suko, »dann kann man es keinesfalls als ein normales Kreuz ansehen, finde ich. Sonst hätte dieser Voss es nicht im Fußboden versteckt, sondern es beim anderen Schmuck gelagert.«
Da stimmte ich ihm zu.
»Jedenfalls haben wir ein Problem«, brummte ich. »Und ich glaube, wir sollten uns mit dem Mord an diesem Designer näher beschäftigen.«
»Wobei seine Mörder umgekommen sind«, sagte Glenda. »Ich weiß, das ist nicht bewiesen, aber ich gehe mal davon aus.«
Da wir auch keine bessere Lösung wussten, stimmten wir ihr zu.
Suko kam noch mal auf den Abdruck zu sprechen, den ich auf der Hand gesehen hatte. Er wollte wissen, ob ich die Zeichen nicht doch genauer gesehen hatte.
Ich konnte nur den Kopf schütteln und wollte noch eine Erklärung hinzufügen, als sich das Telefon meldete.
Ich hob ab und brauchte gar nichts zu sagen, denn ich hörte die Stimme meines Freundes Bill.
»Bleib da, wo du bist, Alter.«
»Und weiter?«
»Ich bin gleich bei dir.«
»Wie schön. Und dann?«
»Lass dich überraschen...«
Er legte auf, und ich schaute dumm aus der Wäsche. Da ich den Lautsprecher nicht angestellt hatte, wollten Glenda und Suko natürlich wissen, wer der Anrufer gewesen war.
»Das war Bill.«
»Ach, was will der denn?«
»Hat er mir nicht gesagt. Aber es scheint mir schon wichtig zu sein.«
»Hm«, machte Glenda und bewegte kurz danach ihre Augenbrauen auf und ab. »Soll ich euch sagen, welches Gefühl ich habe?«
»Wir bitten darum«, sagte Suko.
»Dass Bill nicht nur vorbeikommt, um einen guten Morgen zu wünschen. Vielleicht hängt es sogar mit dem neuen Fall zusammen. Nichts ist unmöglich.«
Genau das hatte vor Jahren schon ein japanischer Autohersteller in die Welt gesetzt...
Es dauerte genau sieben Minuten, bis Bill die Bürotür aufstieß. »He, da bin ich.«
»Sollen wir jetzt applaudieren?«, fragte ich.
Der Reporter, der zugleich mein ältester Freund war, schüttelte den Kopf und fragte Glenda, als er sich zu ihr beugte und sie kurz umarmte: »Hat er schlechte Laune?«
»Frag ihn selbst.«
Bill pflanzte sich auf meinen Schreibtisch. Zum Glück nahm er dafür die Ecke. »Stimmt das?«
»Nein, aber wir denken gerade nach.«
»Mal was ganz Neues! Und worüber?«
»Es gibt ein Problem.«
»Toll.«
»Wieso das denn?«
Er lachte und griff in die Innentasche seines Jacketts. »Da kommt mein Problem vielleicht noch hinzu, denn ich bin nicht nur gekommen, um euch einen schönen Tag zu wünschen. Für mein Erscheinen gibt es handfeste Gründe, und die werdet ihr gleich
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