Das Gegenkreuz
hasst, John. Er hat es immer gehasst, er wird es immer hassen. Und für ihn wäre es das Höchste, wenn er ein Gegenmittel oder ein Gegenkreuz in seinen Besitz bekäme. Wobei du mich nicht festnageln sollst. Es ist nur eine Idee. Was meinst du, John?«
Ich war aufgestanden und schaute aus dem Fenster. Bei meiner Antwort drehte ich mich um.
»Dieser Begriff Gegenkreuz könnte passen. Die Ereignisse zeigen uns, dass jemand hinter diesem Kreuz her war. Es hat bei einem Menschen einen Abdruck in der Hand hinterlassen. Jetzt frage ich euch, warum nur bei diesem und nicht bei Orry Voss?«
»Wenn wir darauf eine Antwort hätten, wären wir weiter«, erklärte Bill nickend. »Ist es möglich, dass Voss mit finsteren Mächten in Verbindung stand?«
»Ein Modemacher oder Designer?«, fragte Glenda.
»Ja, warum nicht?«
Sie schaute Bill an. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er der Typ dafür wäre.«
»Gibt es denn bestimmte Typen, die sich unsere Freunde aussuchen?« Bill grinste schief. »Die sind auf keine Gruppen beschränkt, und einer wie Orry Voss ist jemand, dem man eine perfekte Tarnung zugestehen muss. Besser könnte es für die andere Seite nicht laufen. Alles ist unter einer guten Tarnung versteckt.«
»Wenn du meinst.«
Ich hielt mich aus der Diskussion heraus und holte mir meine Tasse vom Tablett. Ich setzte meine Hoffnung auf Sheila. Sie kannte ja einige Leute aus der Szene, mit der Suko und ich als auch Bill so gut wie keinen Kontakt hatten, und deshalb konnte sie uns wahrscheinlich helfen.
»Ob er über die Buchstaben Bescheid wusste?«, fragte Bill. »Ob er wirklich darüber informiert war, dass sie zu den Erzengeln gehören? Ich weiß es nicht.«
»Die Erzengel haben mit dem Gegenkreuz nichts zu tun«, sagte ich.
»Wie meinst du das?«
»Wenn es tatsächlich die Anfangsbuchstaben der Erzengel sind, dann hätte das Kreuz nicht so reagiert. Für mich deutet das mehr auf schwarze Magie hin.«
»Meinst du wirklich?« Bill lächelte süffisant. »Wie wäre es denn, wenn das Kreuz so reagiert wie deines und diese beiden Killer zur anderen Seite gehört haben.«
»Nie und nimmer. Die sind von einem Unbekannten engagiert worden. Sie taten ihre mörderische Pflicht, und damit ist es vorbei gewesen. So sehe ich die Dinge.«
Bill wollte noch nicht aufgeben. »Was ist mit dir, Suko?«
»Ich schließe mich John’s Meinung an.«
»Gut, dann bin ich beleidigt.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch meldete sich. Ich hob ab, nannte meinen Namen und schaltete einen Moment später den Lautsprecher ein.
»Ich habe bewusst über das Festnetz angerufen«, erklärte Sheila, »damit alle mithören können.«
»Hast du denn etwas herausgefunden, dass uns weiterhelfen könnte?«
»Ja, irgendwie schon, auch wenn es abstrus ist. Aber das Leben ist nun mal so.«
»Du sagst es.«
»Ich habe mit einer älteren Näherin telefoniert, die die Branche verdammt gut kennt und die auch schon für viele Designer gearbeitet hat. Unter anderem für Orry Voss.«
»Toll.«
»Nein, John, das Tolle kommt erst noch. Sie und Orry waren sehr vertraut, das rein platonisch, aber sie haben sich viel erzählt. So hat sich Voss ihr gegenüber auch geöffnet und mit ihr über seine Vergangenheit gesprochen.«
»Hört sich gut an.«
»Vor seiner beruflichen Karriere hat sich Orry in einem Kloster aufgehalten.«
»Was?«
»Ja, in einem Kloster.«
»Das ist ein Ding! Vorausgesetzt, du hast dich nicht verhört.«
»Habe ich nicht, John.«
»Konntest du denn herausfinden, zu welch einem Orden das Kloster gehörte?«
»Das ist ein Problem.«
»Wieso?«
»Es ist ein Kloster, das keinem normalen Orden angehört. Sagt wenigstens meine Informantin.«
»Auf welcher Basis wurde es gegründet?«
»Keine Ahnung. Die Frau meinte, dass sich dort Menschen versammelt haben, die man woanders nicht mehr haben wollte. Wie auch immer. Deshalb kann ich nicht davon ausgehen, dass sie einem bestimmten Orden angehören, wie es üblich ist. Ein Auffanglager für komische Typen vielleicht.«
»Das könnte sogar passen.«
»Bitte, nimm mich nicht beim Wort und...«
»Moment mal. Hat man dir gesagt, wo man das Kloster finden kann?«
»Nicht genau. Aber es muss recht einsam liegen. Das könnte sogar eine Insel sein.«
»Hm. Siehst du eine Chance, mehr darüber herauszufinden ? «
Sheila überlegte eine Weile. »Nein, ich denke, dass mir die Frau alles gesagt hat.«
»Wie heißt sie denn?«
»Kate Hogan.«
Der Name sagte mir nichts, doch ich
Weitere Kostenlose Bücher