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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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tagsüber in seine Wohnung zu schleichen, wenn er unterwegs war und den Lehrern nachspionierte. Aber das war ein riskantes Unterfangen. Die Leute gingen im Hauptgebäude ständig ein und aus.
    Blieb also noch die Option, Merediths Wohnung zu durchsuchen. Meredith hatte Simon ihren Ersatzschlüssel anvertraut, als sie den Hund in seiner Obhut gelassen hatte. Emily hatte den Schlüssel aus der Einkaufstüte genommen und ihn unter einem Stapel Rechnungen und Briefen auf Simons Küchentisch gelegt. Sollte Meredith ihn vermissen und Simon fragen, wo der Schlüssel war, würde Simon Panik bekommen und in seinem Müll herumwühlen. Er würde einfach davon ausgehen, dass er vergessen hatte, ihn in die Tüte zurückzulegen. Mit Schlüsseln ging er völlig sorglos um, er hatte auch den Schlüssel für den Schrank im Geschichtsraum im Lehrerzimmer herumliegen lassen.
    Merrys Ersatzschlüssel lag noch immer unter dem Papierhaufen. Den würde Emily sich borgen. Vielleicht fand sich auf Merediths Laptop eine E-Mail, aus der hervorging, was sie in Prag herausgefunden hatten.

35
    Meredith
    S ofia hat zugesagt, gegen halb sechs vorbeizukommen, wenn sie mit der Arbeit fertig ist.« Mein Vater richtete sich in seinem Stuhl auf. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie weiß, worüber wir mit ihr sprechen möchten, obwohl ich am Telefon nicht ins Detail gegangen bin.« Seine Augen leuchteten noch immer. Ich fragte mich, ob er in der vergangenen Nacht überhaupt geschlafen hatte.
    »Zu Olivia hast du noch nichts gesagt?« Ich wusste, dass er dieser Versuchung sicherlich nur schwer hatte widerstehen können.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was meinst du, ob Sofia ihr etwas gesagt hat?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich kann mir immer noch nicht erklären, warum Sofia niemanden informiert hat, als Olivia hier anfing.«
    Er zuckte die Achseln. »Für mich ergibt das auch keinen Sinn.« Sein Gesicht erhellte sich. »Aber es ändert nichts daran, dass dies ein freudiger Anlass ist.«
    »Was wird aus Olivia werden, Dad?« Ich dachte dabei an all den Klatsch, wenn herauskam, dass dieses stille Mädchen die Enkelin des Direktors war. »Wird sie hierbleiben können?«
    »Warum nicht? Nichts spricht dagegen.« Sein Ausdruck wurde abweisend. Nachdem er jetzt sein Enkelkind gefunden hatte, seine einzige Enkeltochter, würde er niemals zulassen, wieder von ihr getrennt zu werden.
    Ich konnte mir allerdings gut vorstellen, wie wenig es ihr gefallen würde, wenn die Leute über sie tuschelten. Ich wusste selbst, wie hart es ist, an einer Schule zu arbeiten, an der ein Elternteil Direktor ist. Wie oft war ich schon ins Lehrerzimmer gekommen und hatte gesehen, wie sich die Kollegen warnend anrempelten. Ich wusste es, weil sie sich über meinen Vater beklagt hatten. Sosehr er auch darum bemüht war, eine gute Beziehung zu seinen Mitarbeitern zu unterhalten, gab es doch immer Bereiche, wo jemand nicht seine Ansichten teilte. Für ein verletzliches Kind wäre das weitaus schwieriger als für mich. Es kam vor, dass ein Lehrer oder Hausvorsteher einen Schüler zum Direktor schicken musste, um diesem ein Privileg zu entziehen oder einen Hausarrest für Freitagabend auszusprechen. Der betroffene Schüler könnte seine Verbitterung darüber an Olivia auslassen.
    Ich ließ meine Augen durch den Raum schweifen, um diese Unruhe abzuschütteln. Die Reborn-Puppe in ihrem Karton war vom Schreibtisch meines Vaters nach unten gewandert und stand nun auf dem Boden neben einer Bücherkiste. »Ich muss dieses Ding loswerden.« Mein Vater sah, dass mein Blick darauf fiel. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Theaterabteilung sich darüber freut.« Er klang müde.
    Hätte er sie doch schon entfernt. Die Schachtel und sein Inhalt schienen mich wieder in die Verwirrung hineinzuziehen, die mich am Anfang des Trimesters beunruhigt hatte.
    Draußen fuhr ein Auto vor. Ich erhob mich und schaute aus dem Fenster. Es war ein kleiner roter Vauxhall, der eindeutig schon ein paar Jahre gesehen hatte. Etwas daran kam mir bekannt vor. Aber was? Sofia stieg aus. Sie hatte sich für dieses Gespräch sehr schick gemacht, trug einen schwarzen Mantel und einen Schal, der nach Kaschmirwolle aussah. Ich trat vom Fensterflügel zurück, für den Fall, dass sie nach oben blickte und mich sah. »Es ist Sofia«, sagte ich an Dad gewandt. »Wird Olivia auch dabei sein? Soll ich sie holen gehen?«
    »Noch nicht. Ich habe ihrer Hausvorsteherin gesagt, dass ich Olivia am späteren Abend noch einige Zeit

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