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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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machen einen Spaziergang.« Sie hatte ein besseres Gefühl, nachdem sie ihn nun unter Kontrolle hatte. Sie zog am Gürtel, und er sah sie fragend an, während er sich die Schnauze leckte. Vielleicht hielt er sie am Ende doch für eine Freundin.
    »Los, komm mit, Hündchen.« Sie ging mit ihm auf den Wald zu. Dort würde sie schon etwas finden, um ihn anzubinden.
    Die Kühnheit im Umgang mit dem Hund hatte ihre Fantasie beflügelt. Wenn sie dies tun konnte, dann war sie noch zu viel mehr fähig. Vergiss den Plan, einfach an die Presse zu gehen und eine peinliche Story über den Direktor zu platzieren. Aber was konnte sie sonst tun?
    In der Ferne läutete die Schulglocke. Emily ging schneller, der Hund konnte leicht mit ihr mithalten. Sie wurde im Theaterbereich erwartet, um für das Stück die letzten Änderungen an den Kostümen vorzunehmen. Das Stück. Das Publikum.
    In Erwartung von etwas Dramatischem.
    Wie dem offensichtlich ermordeten Baby im Geschichtsraum.
    Diese Reborn-Puppe hatte ihre Möglichkeiten noch nicht ganz ausgeschöpft. Erst an die zwanzig Schüler hatten sie zu Gesicht bekommen. Olivia hatte gesagt, sie habe sie in Charles’ Büro gesehen.
    Dann hatte sie einen Geistesblitz. Sie lachte laut, und der Hund wedelte mit dem Schwanz.
    Das würde ein Auftritt werden. Ein wahrhaft unvergesslicher Abend. Und alles für Toby. Und Mum und Dad.
    Offenbar hatte sie am Halsband des Hundes gezerrt, denn er wandte ihr seinen Kopf zu. Schon komisch, dass sie vor diesem dummen Tier Angst gehabt hatte. Jetzt gab es nichts mehr, was sie nicht tun konnte.

40
    Meredith
    D ie meisten Frauen warfen einen zweiten Blick auf den groß gewachsenen athletischen Mann, der neben mir im Zuschauerraum der Schulaula saß. Aber ich durfte mich nicht in Sicherheit wiegen, noch hatte ich keine Gewissheit, ob er wirklich dauerhaft Teil meines Lebens war. Eins nach dem anderen. Ich bemühte mich, zu entspannen und zu vergessen, dass Samson verschwunden war. Es waren inzwischen zwei Tage vergangen, und noch immer gab es kein Anzeichen von ihm. Als ich um die Mittagszeit in meine Wohnung zurückgekehrt war, um mit ihm spazieren zu gehen, war er nicht da. Wieder fragte ich mich, ob ich eventuell die Tür aufgelassen hatte, als ich nach dem Frühstück aufgebrochen war. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall gewesen war. Wo war mein Hund? Der Dezember war bis jetzt eisig kalt gewesen. Ich versuchte, den Gedanken von mir zu schieben, dass er womöglich verletzt war und eine zweite Nacht im Freien verbrachte.
    Die ersten Szenen von Hexenjagd liefen glatt. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte keiner eine Zeile vermasselt oder einen Einsatz verpatzt. Olivia trat als Mary Warren auf, die tagsüber der Gerichtsverhandlung beigewohnt und gegen ihren Herrn, John Proctor, ausgesagt hatte. Olivias Rolle sah vor, dass sie John Proctors Ehefrau eine kleine Puppe gab, die sie selbst angefertigt hatte. Die kalkulierte Absicht, die sich in Olivias Gesicht spiegelte, als sie dies tat, ließ mich erschauern. Dass es sich dabei um eine Puppe handelte, machte die Sache natürlich nicht leichter, obwohl es nur ein kleines Stoffpüppchen war. Hugh stupste mich an. »Da ist was faul mit dieser Puppe, wenn du mich fragst.«
    »Ich habe genug von Puppen«, flüsterte ich zurück.
    Jenny hatte das Stück, das ansonsten drei Stunden gedauert hätte, zusammengekürzt, aber der erste Akt ging dennoch über eine Stunde. Mir fiel auf, dass Hugh sein Bein über der Prothese massierte, und ich fragte mich, wie lange er wohl noch sitzen konnte, bevor der Schmerz zu heftig wurde. Ich biss mir auf die Zunge, weil ich kein Aufhebens machen wollte, sah aber die Erleichterung auf seinem Gesicht, als er, nachdem sich der Vorhang in der Pause gesenkt hatte, aufstehen konnte. »Ein Glas Wein, Merry?« Er bewegte sich steif durch den Saal auf den Tisch zu, der im hinteren Teil aufgestellt worden war und an dem Mitglieder des Lehrer-Eltern-Ausschusses Pinot Grigio und Merlot gläserweise ausschenkten. »Olivia lässt einen frösteln«, meinte er, als wir uns anstellten. »Ich bin beeindruckt.«
    »Ich auch. Es ist keine große Rolle, aber sie hat was daraus gemacht.« Über seine Schulter hinweg sah ich Sofia, die sich schüchtern am Programm festklammerte. Ich winkte ihr zu. »Kommen Sie doch zu uns«, rief ich. Sie näherte sich uns zögerlich. »Olivia ist ganz wunderbar«, sagte ich. Sie streifte Hugh mit einem scheuen Blick und nickte. »Das ist mein

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