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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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uns zu nehmen.«
    Ich wusste, was er im Sinn hatte. Er könnte für Olivia ein gutes Wort an den Schulen St Helen’s, Headington oder der Oxford High einlegen. Vielleicht gab es dort Stipendien, um die sie sich bewerben konnte. »Du bist für Olivia nicht verantwortlich«, erinnerte ich ihn und damit auch mich, denn dasselbe galt für mich. Er blieb stehen. Drehte sich zu mir um, sodass mich seine blauen Augen hinter der Brille, die er inzwischen auch wieder putzte, hell ansahen.
    »Ich bin verantwortlich.«
    »Aber sie ist nicht …«
    »Meine Enkelin. Ich weiß. Aber es gibt da etwas, das du nicht weißt, Merry. Etwas, was vermutlich, abgesehen von Hana, niemand wusste.«
    »Was denn?«
    »Hana hat mich in diesem Wald nicht verlassen.«
    »Wie bitte?«, hakte ich begriffsstutzig nach.
    »Es war genau andersherum, Merry.« Er nickte mir zu. »Ich suchte nach ihr. Aber da war nichts. Kein Rascheln im Unterholz, keine sich bewegenden Zweige.« Einen Moment lang war ich mit ihm in diesem Wald und suchte nach einem Mädchen in einem bunten Tunikakleid vor den dunklen Bäumen. »Nichts«, sagte er wieder.
    »Dann hörte ich ein Auto kommen. Es verlangsamte sein Tempo. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter. ›Bist du unterwegs zur Grenze? Dann beeil dich lieber. Ich habe gehört, dass man sie gleich schließen wird. Befehl aus Moskau‹, sagte er.«
    Ich stellte mir vor, wie der Fahrer die Kupplung kommen ließ und weiterfuhr. Und Dad allein dort stehen ließ. Verunsichert.
    »Ich könnte ins Dorf meiner Mutter zurückkehren und dort für die Suche nach Hana um Hilfe bitten. Es blieben uns noch einige Stunden Tageslicht. Sie musste irgendwo im Gebüsch sein. Wenn ihre Übelkeit vorüber war und sie ein wenig ausgeruht hatte, würde sie sich besser fühlen und wäre wieder die alte Hana.« Er legte eine behandschuhte Hand an seine Kehle, als würde das, was er sagte, dort feststecken. »Aber dann sah ich das Gesicht meiner Mutter wieder vor mir, als sie uns an diesem Morgen verabschiedet hatte.«
    Er hätte es nicht über sich gebracht, das alles noch einmal durchzumachen: den Abschied, das Versprechen zu schreiben.
    »Das vor mir selbst zu begründen war ganz leicht. Vielleicht versteckte sich Hana und wartete darauf, dass ich ging, bevor sie sich ihr Fahrrad holte und zum Bahnhof zurückkehrte. Das war ihre Art, Dinge zu beenden.« Er zuckte mit den Schultern. »Es war so leicht, mir einzureden, dass mit ihr alles in Ordnung war. Ich überlegte, eine Nachricht an ihrem Fahrrad zurückzulassen. Aber was sollte ich sagen? Nein, besser nicht. Ich rief ein letztes Mal ihren Namen. Wartete ein oder zwei Minuten auf eine Antwort. Dann radelte ich davon.«
    Die Grenze erreichte er eine halbe Stunde später, wie er mir erzählte. Die Grenzposten waren wohlwollend, aber nervös. Sie studierten seine Papiere eingehend, bevor sie den Schlagbaum öffneten. »Das Zurückkommen wird nicht ganz so leicht sein«, warnte einer ihn. Und als sie den Schlagbaum wieder senkten, hätte er gern gerufen, dass er einen fürchterlichen Fehler begangen, jemanden zurückgelassen hatte und suchen müsse, sie sei schließlich ein Mädchen, allein und krank.
    Aber er biss sich auf die Zunge und zwang sich, kräftig in die Pedale zu treten. Und in den Westen zu radeln.
    »Hana hat niemandem erzählt, was passiert war«, sagte ich. »Nicht Maria, nicht ihren eigenen Kindern, niemandem.« Sie behielt dieses Geheimnis jahrzehntelang für sich.
    »Es war bestimmt schlimm für sie, dort zurückgelassen zu werden. Sie war ein stolzes Mädchen. Bestimmt war es ihr peinlich. Vielleicht war sie gestolpert und hatte sich den Kopf angeschlagen. War für kurze Zeit ohnmächtig gewesen. Weshalb sie auch nicht hörte, dass ich nach ihr rief. Womöglich hat sie sich nicht einmal mehr daran erinnert, was passiert war. Aber ich erinnere mich.«
    »Das tust du nicht, Dad, nicht wirklich. Sie könnte sich genauso gut vor dir versteckt haben, genau wie du sagtest. Vielleicht hat sie im letzten Moment die Nerven verloren, brachte es aber nicht über sich, dir zu sagen, dass sie nicht in den Westen wollte. Wenn sie an Schwangerschaftsübelkeit litt, hat sie sich womöglich so elend gefühlt, dass sie nicht mehr klar denken konnte.« Ich erinnerte mich, wie krank Clara bei ihren beiden Jungs gewesen war. Nicht nur morgens, sondern den ganzen Tag lang, Wochen und Monate. »Vielleicht befand sie sich aber auch schon auf dem Rückweg zum Bahnhof.«
    »Sie ließ ihr Fahrrad

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