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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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schlabberigen Klamotten nicht erkannt. Ich durfte nicht so empfindlich reagieren.
    Ich schleifte Samson nach Hause, duschte und zog mich für den Unterricht an. Kein guter Start in den Morgen. Ich rüttelte mich auf. Dies würde einer meiner gemeinsamen Tage werden. Doch ich nahm mir vor, der Stimme meines abwesenden Ehemanns den Zutritt zu meinen Gedanken zu verweigern, sobald sie sich meldete. Inzwischen dürfte Dad genügend Zeit gehabt haben, über mein vehementes Abstreiten einer Beteiligung an der Puppengeschichte nachgedacht zu haben. Es musste ihm doch klar sein, dass ich mich erholt hatte. Meine geistige Gesundheit stellte ich jedes Mal unter Beweis, wenn ich vor einer Schulklasse stand. Ein Haufen Teenager lässt sich nichts vormachen. Die Ergebnisse der Abschlussprüfung der Klasse, die ich im vergangenen Frühjahr übernommen hatte, waren gut gewesen. Vielleicht hatte er auch über seine eigene unangemessene Reaktion auf diese ganze Angelegenheit nachgedacht. Vielleicht sollte Cathy ihm den Tee kochen und sich ihn zur Brust nehmen.
    Es war der arbeitsreichste Tag der ganzen Woche. Keine Zeit zum Grübeln. Für den Nachmittag war eine weitere Probe angesetzt. Ich würde um jeden Preis eine gefasste und konzentrierte Lehrerin sein.
    Während der Schulstunden sah ich meinen Vater nicht. Er war an diesem Tag nicht dafür eingeteilt, die Morgenversammlung zu leiten, und ich ging davon aus, dass er in seinem Büro war: Eltern anrief, mit den Direktoren der Schulen sprach, für deren Schüler Letchford als weiterführende Schule infrage kam, und Tage der offenen Tür festlegte, den Elternbeirat informierte. Alles Dinge, die seiner Ansicht nach überhaupt nichts mit dem Erziehungsauftrag zu tun hatten. Jetzt musste er all dies ohne meine Mutter erledigen. Er konnte unmöglich davon ausgehen, dass ich an dieser albernen Puppengeschichte beteiligt war. Er war zerstreut und trauerte, wie Simon gesagt hatte.
    Im Einklang mit meiner neuen Herangehensweise, Ordnung in mein Leben zu bekommen, traf ich zur Nachmittagsprobe ein wenig vor der Zeit in der Turnhalle ein. Die Anschuldigungen meines Vaters hatten ein Positives bewirkt: Sie hatten mir einen Vorwärtsschub verpasst.
    Zwei Gestalten hockten auf den Bühnenelementen zusammen. Emily und Olivia. Als ich eintrat, blickten sie auf, und ihre sich simultan hebenden Köpfe legten irgendwie den Verdacht nahe, dass sie unter einer Decke steckten. »Ich würde Neuseeland gern kennenlernen«, sagte Olivia. »Hast du immer dort gelebt?«
    »Nun ja …« Emily riss sich zusammen, als ich mich näherte. »Wir sind gerade ein paar von Olivias Szenen durchgegangen.« Sie lächelte, fast als wollte sie mir vermitteln, dass alles in Ordnung war. Irgendetwas an dieser jungen Frau gab mir immer das Gefühl, ich sei linkisch und unsicher, nicht sie.
    Olivia zupfte wie üblich an den Ärmeln ihres Schulpullovers und starrte auf einen Punkt des Turnhallenbodens. Die Tür ging auf, und eine Gruppe Fünftklässler platzte herein, sodass keine Zeit mehr blieb, die Frage zu wiederholen.
    »Lasst uns loslegen.« Jenny klatschte in die Hände.
    Olivias Rolle war nicht groß, aber als sie auf der Bühne stand, schien ihr Gesicht einem Mädchen zu gehören, das nicht im einundzwanzigsten Jahrhundert lebte, sondern in einer Zeit vor der Elektrizität und vor der Aufklärung. Als sie sagte, in Salem sei der Teufel am Werk, hätte ich fast einen Blick über meine Schulter geworfen, um mich zu vergewissern, ob dort in der Ecke des Turnsaals nicht ein dunkler Schatten schwebte.
    Woher kam diese Inbrunst? Ich beobachtete sie sehr genau, aber ich sah nur ein dünnes Mädchen, dessen blasses Gesicht Emotionen zeigte, die viel zu gewaltig waren. Auch Emily beobachtete sie mit unergründlicher Miene.

15
    M eredith.« Die Hand meines Vaters auf meiner Schulter erschreckte mich. Ich stand an meinem üblichen Platz vor der Fensterbank des Lehrerzimmers und schaute hinaus auf die Downs. »Komm heute zum Abendessen. Acht Uhr. Wenn es dir passt.«
    »Äh, okay .« Ich musste blinzeln. Doch er war schon wieder weg, bevor ich ihn fragen konnte, ob auch Cathy Jordan dabei sein würde, um mit mir in beruhigenden Worten über meinen Geisteszustand zu sprechen und mich zu fragen, warum ich die Reborn-Puppe im Schrank versteckt hatte. Mi r lag noch auf der Zunge, ihm hinterherzurufen, dass ich heute Abend beschäftigt sei. Doch das stimmte nicht. Ich hatte schon den größten Teil meiner Korrekturarbeiten erledigt.

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