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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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noch einmal sagen, wie leid es mir tut, dass ich dir nicht geglaubt habe. Es ist, als hätte dieses Ding irgendwie von mir Besitz ergriffen.«
    Ich musste an eine Voodoopuppe denken. Vielleicht hatte jemand Nadeln in die Vinylhaut der Reborn-Puppe gesteckt, um uns alle in Aufregung zu versetzen. Entweder das oder der in ihr Innenleben gesteckte Brieföffner hatte Seltsames bei uns ausgelöst.
    »Ich weiß, was du denkst. Es ist gespenstisch.«
    »Du verzeihst mir?«
    Ich streckte meinen Arm aus und drückte ihm die Hand. »Das weißt du doch.«
    Wir setzten unser Mahl fort, obwohl an diesem Abend keiner von uns viel Appetit zu haben schien.
    »Merkwürdig«, sagte er, »wie in einer Zeit des … Umbruchs die Gedanken zum Anfang eines Lebens zurückkehren.«
    Ich versuchte, mein Interesse nicht allzu offen zu zeigen. Wenn ich zu viele Fragen stellte, fand er eine Ausrede, um den Raum zu verlassen. Ich ließ dem Gespräch seinen Lauf und hoffte, dass es uns dorthin führte, wo ich es haben wollte.
    »Ich habe deiner Mutter immer versprochen, eines Tages mit ihr dorthin zu fahren.«
    »Sie wollte immer nach Böhmen.« Und immer fand sich ein Grund, warum es unpassend war, diese Reise zu machen, obwohl sie einen billigen Flug nach Prag hätten buchen und sich dort ein Auto hätten mieten können, um einfach nur ein Wochenende damit herumzufahren. Tschechien war kein großes Land. Aber es war immer etwas dazwischengekommen. Ich war selbst einmal in Prag gewesen, zusammen mit Hugh, ganz am Anfang unseres Liebeswerbens. Wir hatten die Straße gefunden, wo einst das Stadthaus der Familie gestanden hatte. Man hatte Wohnungen daraus gemacht. Ich hatte Fotos gemacht und sie mitgebracht. Dad hatte sie fast schweigend betrachtet.
    »Das war mein Zimmer«, hatte er schließlich gesagt und auf ein mit Fensterläden verschlossenes Fenster gedeutet. »Als ich noch sehr klein war. Aber das Haus auf dem Land hat mir immer besser gefallen. Als es mit meinen Studien voranging, verbrachte ich mehr Zeit in Prag und nächtigte auf einer Campingliege im Haus eines entfernten Vetters. Das war nicht sehr komfortabel, weshalb ich dann zu Freunden zog, als ich an der Kunstakademie zu studieren begann.«
    Ich musste an das Mädchen unter dem Bild meiner Mutter denken. Hatte sie zu seinen Freunden gehört?
    Gerade als ich ihn das fragen wollte, klopfte jemand an die Wohnungstür. Mein Vater sah mich fragend an. »Wer hat heute Abend Dienst?«
    »Simon«, sagte ich und erhob mich, um die Tür zu öffnen. Dass Simon uns an einem Wochentagabend störte, kam nur äußerst selten vor, nach dem Tod meiner Mutter erst recht.
    Draußen vor der Tür stand Emily Fleming, ihr Gesicht hatte noch weniger Farbe als sonst. »Sie holen besser Ihren Vater«, sagte sie ohne Einleitung. »Und wählen Sie den Notruf. Wir brauchen einen Krankenwagen.«
    »Was ist denn?« Mein Vater stand bereits hinter mir. »Was ist passiert, Emily?« Wir folgten ihr in den Flur.
    Emily zeigte auf die Treppe. »Sie ist da runtergefallen.«
    Gemeinsam rannten wir nach unten. Am Treppenende lag auf den Marmorfliesen vor dem Wandgemälde eine reglose schmale Gestalt mit ausgebreiteten Armen und gesenktem Kopf. Emily überholte uns. »Ich hatte mein Mobiltelefon nicht dabei, um Hilfe zu holen. Das Büro war abgeschlossen.« Sie beugte sich über den marmorbleichen Körper und tastete mit ihren Fingern den Hals ab. »Ich weiß nicht, ob ich einen Puls fühlen kann.« Jetzt war ich nah genug dran, um zu sehen, wer da auf dem Boden lag. »O Gott, wenn sie nun tot ist?«, jammerte Emily.
    Ich konnte erkennen, dass es Olivia Fenton war, die dort lag.

16
    I ch rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter und zog Emily vom Körper des Mädchens weg.
    »Lassen Sie mich zu ihr.« Ich erinnerte mich an das ABC -Schema aus dem Erste-Hilfe-Kurs, den ich vor einem Jahr absolviert hatte. Atemweg, Beatmung, Kreislauf. Olivias Kopf und Hals schienen unverletzt zu sein, weshalb es unproblematisch sein dürfte, ihren Kopf zu bewegen. Ich zog ihn leicht nach hinten, sodass sich ihr Kiefer öffnete, und fuhr mit meinen Fingern durch ihren Mund. Alles frei. Ich legte meine geöffnete Hand an Mund und Nase und spürte ihren warmen Atem. Meine Finger tasteten nach ihrem Handgelenk. »Sie hat Puls.«
    »Der Krankenwagen ist unterwegs«, rief mein Vater mir zu. »Ich habe gesagt, dass du ausgebildete Ersthelferin bist. Sie möchten dich sprechen.« Ich streckte meine linke Hand nach dem Telefon

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