Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
alles zerstört.”
“Das wird nicht geschehen”, meinte Marty.
“Ich weiß.” Forrest kitzelte seine Tochter, die zu kichern anfing und ihm die Augen zuhielt. “Versteht mich nicht falsch.” Forrest schob Dahlias Hände zur Seite. “Naomi hat ein gutes Herz. Sie weiß, was ihr vorhabt, und versteht es auch, aber sie will nichts damit zu tun haben. Deswegen sag ich euch eines, Jungs”, er blickte von Marty zu Tim, “vergesst bloß, dass ihr jemals hier wart. Und du auch, CeeCee. Ihr könnt heute Nacht hier bleiben und wir geben euch ein Auto wie versprochen, aber mehr nicht.”
“Ein Auto?”, fragte CeeCee. Wieso ein Auto?
“Du brauchst ein Auto, wenn alles vorbei ist”, erklärte ihr Tim. “Du weißt schon, wenn Marty und ich verschwinden. Dann musst du zurückfahren.” Plötzlich schlug er sich an die Stirn. “Verdammt! Du hast ja wahrscheinlich noch nicht mal einen Führerschein, oder?”
“Doch. Es sollte zwar immer ein Erwachsener dabei sein, aber ich kann fahren.” Sie zuckte zusammen. Sie hatte Erwachsener gesagt, als ob sie selbst noch ein Kind wäre, aber Tim schien nichts bemerkt zu haben.
“Gut”, sagte er. “Das ist gut. Dann kannst du also ein Auto von Forrest nehmen.”
“Nicht nur nehmen”, korrigierte Forrest ihn. “Sondern behalten. Wir haben mehr, als wir brauchen, und, wie gesagt, wir wollen nicht, dass einer von euch hierher zurückkommt und dadurch womöglich eine Spur zu uns legt.” Er setzte Dahlia auf dem Boden ab.
Tim wandte sich an Marty. “Du sagtest, sie würden uns gerne helfen. Sie wären überglücklich. War das nicht das Wort, das du benutzt hast?”
“Du kannst mich mal”, sagte Marty. “Wird schon werden.”
Zum Abendessen gab es Rindfleischeintopf und Honigweizenbrot, und die ganze Zeit wurde kein Wort über den folgenden Tag gesprochen. Dahlia plapperte ununterbrochen, erzählte CeeCee vom Geografieunterricht ihrer Mutter, in dem sie gerade die Staaten in alphabetischer Reihenfolge lernte, und ratterte dann die Namen fehlerlos herunter. Nach dem Essen legte Forrest seiner Frau das Baby in die Arme, Naomi öffnete ihre Bluse und begann, den Säugling zu stillen.
“Dahlia”, sagte sie. “Geh jetzt bitte ins andere Zimmer zum Spielen. Wir Erwachsenen müssen uns unterhalten.”
Dahlia packte CeeCees Hand. “Ich will dir mein Spielzeug zeigen”, sagte sie, als ob sie ahnte, dass CeeCee viel lieber mit ihr spielen als der Unterhaltung der
Erwachsenen
zuhören wollte.
“Geh ruhig”, sagte Tim. “Ich erzähle dir später alles, was du wissen musst.”
Erleichtert ließ sie sich von Dahlia ins Wohnzimmer zerren. Das Gespräch in der Küche würde bestimmt nicht sonderlich angenehm werden. Bitte redet es ihnen aus, dachte sie nur. Bitte.
“Das ist meine Barbiepuppe.” Dahlia hockte sich auf einen kleinen Teppich und zog eine braunhaarige Puppe aus ihrem Spielzeugkasten. Irgendwie war es merkwürdig, dass die Tochter dieser beiden Hippies tatsächlich eine Barbiepuppe besaß.
“Die ist aber hübsch.” CeeCee setzte sich neben sie.
“Sie ist vom Flohmarkt.” Dahlia streichelte über die winzigen Jeans. “Ich bin froh, dass ich ihr ein neues Zuhause geben konnte.”
CeeCee lächelte. Das kleine Mädchen rührte sie. In der Küche sagte Tim etwas, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Forrest antwortete mit seiner dunklen, vollen Stimme. Dann murmelte Naomi etwas. Eigentlich sollte sie dabei sein, an der Diskussion teilnehmen.
Was ist nur los mit mir, fragte sie sich. Sie fühlte sich so jung, so, als ob sie wirklich besser zu Dahlia als zu den anderen passte. Sie war sechzehn, sah eher wie fünfzehn aus und fühlte sich wie dreizehn. Wussten die anderen das auch? Sprachen sie vielleicht gerade über sie? Fragten sie sich womöglich, ob es ein Fehler gewesen war, sie einzuweihen?
“Wir ziehen euch in gar nichts rein!”, schrie Marty plötzlich. Irgendjemand zischte: “Psst!”
Dahlia sah CeeCee erschrocken an. “Warum schreit der Mann?”
“Ach, das macht nichts. Er schreit oft. So ist er einfach.”
Dahlia blickte einen Moment zur Küchentür, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Spielzeugkiste. “Und das ist meine Pipi-Puppe.” Sie zog ein nacktes Baby hervor.
“Deine Pipi-Puppe?” CeeCee schaute sie irritiert an.
Dahlia hob die Puppe so hoch, dass CeeCee das Loch zwischen ihren Beinen sehen konnte. “Sie macht Pipi.”
“Oh!” CeeCee lachte. “Ich verstehe.”
Sie beneidete Dahlia um ihre
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