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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Unwissenheit. Das kleine Mädchen hatte keine Ahnung, worüber seine Eltern mit Tim und Marty gerade diskutierten, und wusste auch nichts davon, dass die Eltern schon einmal gegen das Gesetz verstoßen und den Namen geändert hatten. Würde Tim auch so enden? Würde sie ebenfalls meilenweit durch einen dichten Wald fahren müssen, um ihn zu sehen?
    “Du hast hübsche Augen.” Dahlia starrte sie an.
    “Danke.” CeeCee streichelte dem Mädchen übers Haar. “Und du hast das schönste Haar, das ich jemals gesehen habe.”
    “Es ist ganz fein.”
    “Allerdings.” CeeCee lächelte. Eines Tages wollte sie auch so eine Tochter haben. Sie blickte zur Küche. Zwar konnte sie Tim nicht sehen, aber sie stellte sich seine grünen Augen und seine blonden Locken und seine vollen Lippen vor. Ihre Kinder würden wunderschön werden. Aber sie sollten richtig aufwachsen, mit Mutter
und
Vater. Und sie wollte ihnen jedes Jahr einen Brief schreiben, falls sie sterben sollte. Der Gedanke zerriss sie fast.
    Dahlia berührte sie zart an der Wange. “Warum weinst du?”
    “Ach, meine Augen brennen heute einfach ein wenig.” CeeCee wischte sich die Tränen mit den Fingerspitzen ab. “Ich glaube, ich habe eine Allergie.”
    “Agnes?” Dahlia zeigte auf eine schlafende Katze auf der Couch. “Mamas Freundin ist gegen sie allergisch.”
    “Vielleicht”, entgegnete CeeCee. “Aber es ist nicht so schlimm.”
    Naomi kam mit ihrem Sohn Emmanuel, den sie in einem Tuch vor dem Bauch trug, ins Zimmer. Als sie sich neben Dahlia hockte, bauschte sich ihr langer Rock.
    “Ich hoffe, sie nervt dich nicht zu sehr”, sagte sie zu CeeCee. Ihr Lächeln wirkte angestrengt.
    “Überhaupt nicht.”
    Naomi legte eine Hand auf das Haar ihrer Tochter. “Zeit, ins Bett zu gehen.”
    “Nein, Mama. Ich darf aufbleiben, weil wir Besuch haben.”
    “Dieser Besuch hat morgen eine Menge zu tun.” Naomi stand auf. “Komm schon. Hoch mit dir.”
    Dahlia sprang auf die Füße und küsste CeeCee auf die Wange. “Gute Nacht. Ich mag dich”, sagte sie, drehte sich um und rannte hinaus.
    CeeCee blickte ihr nach. “Sie ist ein ganz wunderbares Mädchen.”
    “Danke. Sie ist wirklich ein Engel, meistens zumindest.” Sie sah CeeCee an. “Komm mal mit.”
    Die beiden Frauen gingen durch den Flur zu einem Schlafzimmer, das gerade groß genug für eine Matratze für zwei Personen war.
    “Du und Tim, ihr könnt hier schlafen. Marty bekommt das Sofa.” Im Zimmer nebenan stand ein Etagenbett. Dahlia saß auf dem unteren Bett, ein Buch auf dem Schoß.
    “Heute brauchst du dich nicht zu waschen”, verkündete Naomi.
    “Yippie!” Dahlia hopste glücklich auf dem Bett herum.
    “Daddy und ich decken dich nachher zu.”
    “Gut.” Sie richtete die Aufmerksamkeit wieder auf ihr Buch.
    “Sie mag es, wenn wir Besuch haben”, erklärte Naomi, während sie zu einem Schlafzimmer am Ende des Flurs ging. “Unter anderem, weil sie nicht so wild aufs Baden ist.”
    Das musste das Zimmer von Naomi und Forrest sein: zwei Matratzen auf dem Boden und zwei nicht zueinander passende Nachttische. Der Raum war nur schlecht beleuchtet und roch muffig.
    “Setz dich vor den Spiegel.”
    Gehorsam ließ CeeCee sich auf der Matratze nieder. Naomi war mindestens fünfzehn Jahre älter als sie und in ihrer Gegenwart fühlte sie sich besonders jung und schüchtern. In dem Spiegel sah sie wie eine kleine Nonne aus, blass mit einem Schleier aus langem braunem Haar.
    Emmanuel protestierte laut, als Naomi ihn aus dem Tuch nahm. “Kannst du ihn kurz halten? Ich muss etwas aus dem Schrank holen.”
    “Gerne.” Sie drückte den Kleinen an sich. Emmanuel maulte ein wenig, dann ließ er den Kopf an ihre Schulter sinken und begann, an seinen Fingern zu lutschen. Sein seidiges blondes Haar kitzelte ihre Wange, sie drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. “Wie alt ist er?”
    “Vier Monate.” Naomi öffnete einen Kleiderschrank, der so ordentlich eingeräumt war, dass CeeCee nun doch eine gewisse Verbundenheit mit ihr spürte.
    “Ihr habt wirklich ein hübsches Haus.”
    “Danke.” Naomi, die auf einen Stuhl geklettert war, nahm eine Schachtel vom obersten Regal. “Wir leben hier schon acht Jahre, ich kann’s kaum glauben. Die Zeit rast.” Stöhnend drückte sie die Schachtel gegen die Brust und sprang vom Stuhl. “Acht Jahre, CeeCee.” Sie pustete eine dünne Staubschicht vom Deckel. “Wir haben so hart dafür gearbeitet, uns eine neue Existenz aufzubauen. Ich weiß, ich

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