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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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abzuschätzen, inwieweit dies es ihm schwerer machen würde, mich zu manipulieren. Lothar betrachtet ein Gesicht auf die gleiche geschäftsmäßige Art wie ein Schlosser ein Schlüsselloch.
    »Sie haben von meinem alten Herrn gehört?« fragte er.
    »Ich fürchte nein. Ich bin in vieler Hinsicht nicht mehr so ganz auf dem laufenden.«

    »Es hat einen Skandal gegeben. Alles völlig ungerecht, natürlich, aber Vater hat es ziemlich schlecht aufgenommen. Betrügereien bei den Preisen für die Uniformen, Wuchergeschäfte mit unseren wackeren Soldaten et cetera et cetera
    – die üblichen Scherereien eben, die ein Regierungsvertrag so mit sich bringt.
    Aber einer unserer Konkurrenten hat es geschafft, den Minister darauf anzuspitzen. Dann wurde die Geschichte in einer der Wiener Zeitungen aufgebauscht. Es war eine arrangierte Sache, aber wie auch immer, eine Untersuchungskommission mußte her. Es gelang uns, mehrere Mitglieder des Ausschusses zu erreichen, und sie waren überglücklich, Geld von uns anzunehmen, aber anscheinend haben wir ihnen nicht genug gezahlt. Auf jeden Fall wurde uns der Vertrag entzogen und jemand anderem gegeben. Unser gesamtes Unternehmen war darauf eingerichtet, Militäruniformen zu liefern.
    Man kann so eine Fabrik nicht einfach von heute auf morgen umkrempeln und die Arbeiter dazu bringen, etwas völlig anderes herzustellen. Kurz darauf ging Vater bankrott. Der Schock hat ihn umgebracht, würde ich sagen.«
    »Das tut mir schrecklich leid«, murmelte ich.
    Wieder sah Lothar mich forschend an. »Ja«, nickte er dann, wie zur Bestätigung seines eigenen Eindrucks.
    »Es muß absolut verheerend gewesen sein.«

»Nun, es war raffiniert eingefädelt, das gebe ich zu«, sagte er. »Natürlich hatte ich mich stets aus dem Geschäft herausgehalten – aber trotzdem bemerkte ich in den Kreisen, in denen ich mich bewegte, eine gewisse Abkühlung. Sie kennen das ja – ein Kerl stößt den anderen mit dem Ellbogen an, man wird mit verstohlenen Blicken taxiert, wenn man einen Raum betritt. Keine angenehme Situation. Aber ich beschloß, es einfach durchzustehen. Nicole hatte es da viel schwerer: Leute, mit denen sie gerade noch die Woche zuvor gesprochen hatte, zeigten ihr plötzlich die kalte Schulter. Aber Frauen sind ja in solchen Dingen so viel unbarmherziger als Männer, finden Sie nicht auch?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen da zustimmen kann.«
    »Immer der Kavalier alter Schule, László! Aber ich habe die Narben, die es beweisen. Dann war da noch die finanzielle Seite«, fuhr er fort, bevor ich Gelegenheit hatte, ihn zu fragen, was er meinte. »Zum Glück verfügte ich ja über eigene Mittel. Und dann ist es mir noch gelungen, einige Gelder aus der Firma zu ziehen, kurz bevor sie bankrott ging.«
    Ich setzte zum Sprechen an, überlegte es mir dann aber anders. Lothar machte es Spaß, mich naiv aussehen zu lassen.
    »Ich weiß schon«, winkte er lässig ab. »Es ist nicht ganz die feine Art, Geld aus einem Geschäft zu ziehen und es dann als bankrott zu erklären. Aber juristisch ist das eine Grauzone.«
    »Na, Sie scheinen doch wieder auf den Füßen gelandet zu sein. Nicole sagte in ihrem Brief, daß Sie jetzt beim Finanzministerium beschäftigt sind.«
    »Mehr oder weniger«, sagte er vage. »Ich mußte den diplomatischen Dienst verlassen. Die ganze Richtung der Auslandspolitik hat sich geändert. Eine komplette Kehrtwendung. Die Franzosen, die früher unsere Freunde waren, wurden nun unsere Feinde, die Deutschen dagegen wurden kaum ein paar Jahre, nachdem sie uns bei Sadowa besiegt hatten, unsere Busenfreunde. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für jemanden, der mit einer Französin verheiratet ist. Kein Attribut, das dazu beitragen würde, die Karriere zu fördern, es sei denn, man wollte sich mit einem Posten in Sarawak begnügen. Da haben Sie's...
    und dabei habe ich Sie doch selbst oft genug davor gewarnt, aufs falsche Pferd zu setzen!«
    Ich war über seinen Mangel an Loyalität Nicole gegenüber schockiert, aber ich hätte mich daran erinnern sollen, daß eine derartige Offenheit Teil seiner Natur war. Heuchelei war ihm einfach zu mühsam, und seine Indiskretionen schienen sich auch nicht nachteilig auszuwirken; gemeinhin begreifen Leute eben nicht, daß ein Mensch sowohl ehrlich als auch amoralisch sein kann.
    »Aber ich rede und rede«, sagte er. »Und dabei habe ich noch kein Wort über Sie gehört. Wie ist das Leben mit Ihnen umgesprungen? Ich möchte alle

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