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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Schandtaten hören, die Sie begangen haben.«
    »Da gibt es wirklich nicht viel zu erzählen«, erwiderte ich.
    »Na, na«, sagte er mit wissendem Blick. »Sie können doch nicht im Ernst von mir erwarten, daß ich Ihnen das glaube!«

    I5. MÄRZ 1888

    Auf dem ganzen Weg zurück ins Hotel plapperte Elisabeth aufgeregt über ihre Pläne. Sie ist von Nicole und Stephanie sehr angetan, und am Nachmittag nahm sie die beiden gleich zu Besuchen bei Tanten, Cousinen und alten Schulfreundinnen mit, um sie mit der Budapester Gesellschaft bekannt zu machen.
    Elisabeth ist von einer Zuversicht und Entschlossenheit erfüllt, die mir bewußtmacht, wie sehr sie unter der Isolierung auf dem Schloß gelitten hat. Ich erkenne jetzt, daß sie unter günstigeren Bedingungen ein völlig anderer Mensch hätte sein können.
    »Sie sind absolut entzückend «, sagte Elisabeth.» Zuerst dachte ich ja, Nicole sei ein bißchen versnobt, aber jetzt sehe ich, daß sie nur darauf bedacht ist, Stephanie einen guten Start ins Leben zu geben.«
    »Manche Leute finden sie vielleicht ein bißchen oberflächlich, aber sie hat ein gutes Herz«, sagte ich, obwohl es mich eigentlich wunderte, daß Elisabeth und Nicole so gut miteinander auskamen.
    Wir aßen im Restaurant des Bristol zu Abend. Ich hatte befürchtet, daß es schrecklich protzig sein würde, die Art Lokal, in das Männer ihre jungen Geliebten ausführen, um sie mit dem Pomp und den Scharen serviler Kellner zu beeindrucken, aber die Atmosphäre war gedämpft und von tadelloser Schicklichkeit. Wir dinierten bei Kerzenlicht an einem Tisch, von dem aus man auf die Donau sah, und das frische Weiß des Tischtuchs mit dem schimmernden Silberbesteck bildete einen reizvollen Kontrast zu dem dunklen Band des Flusses zwischen seinen Ufern. Auf der anderen Seite glitzerten fröhlich die Lichter von Buda.

    »Stephanie muß so bald wie möglich so viele Leute wie möglich kennenlernen«, sagte Elisabeth nachdrücklich. »Man muß ihr nur ein Entree ermöglichen, dann geht alles weitere von selbst.«
    »Ich verstehe diese Eile nicht«, erwiderte ich. »Sie ist noch ziemlich jung, Nicole wird doch bestimmt nicht schon daran denken, sie zu verheiraten?«
    »Das Mädchen ist fast achtzehn Jahre alt. Für eine Mutter ist es nie zu früh, sich nach einem geeigneten Ehemann umzusehen.«
    »Und was passiert, wenn sie sofort jemanden findet?«
    »Wenn sie noch nicht heiraten können, dann werden sie eben eine lange Verlobungszeit haben. Denk doch nur an die Kronprinzessin. Als sie und Rudolph sich verlobt haben, war sie noch keine Frau. Sie mußten die Hochzeit zweimal verschieben, bis sie überhaupt gebärfähig war. Nicht, daß das ein Problem für Stephanie wäre, da bin ich mir sicher.«
    Während sie über diesen oder jenen Verwandten sprach, der für Stephanie hilfreich sein könnte, überlegte ich, aufgrund welcher Tricks und Strategien Elisabeth ihre Vereinigung mit meinem Bruder Georg im Interesse ihrer dynastischen Ambitionen zustande gebracht hatte.
    »Und Lothar und du, seid ihr noch immer Freunde wie früher?« fragte sie.
    »Es ist unheimlich, ich habe das Gefühl, als hätte ich ihn erst gestern zum letztenmal gesehen. Wir haben genau da angeknüpft, wo wir aufgehört haben.«
    Dies entsprach sosehr der Wahrheit, daß mich bereits eine ungute Vorahnung beschlich.
    »Wäre es dann nicht nett, sie häufiger zu sehen?«
    »Ganz gewiß.«
    »Es macht dir also nichts aus, daß ich sie eingeladen habe, ein paar Wochen bei uns auf dem Schloß zu verbringen?«
    Ein Schaudern überfiel mich bei dem Gedanken, daß Stephanie mich in meiner Klause heimsuchen würde.
    »Kennen wir sie dafür denn gut genug?« protestierte ich.
    Wenn ich mich diesem Besuch widersetzte, meine Einwände aber von Elisabeth überstimmt wurden, konnte ich in Anspruch nehmen, daß ich ernsthaft versucht hatte, das Unvermeidliche abzuwenden. Es war eine Rechtfertigung, die nur ein Rechtsverdreher gelten lassen konnte.
    »Nun, du kennst sie doch ziemlich gut, nicht wahr? Findest du denn nicht, daß es nette Leute sind?«
    »Natürlich sind sie das.«
    »Außerdem, wie sollten wir uns sonst besser kennenlernen?«
    »Ich meinte ja nur, es sind Leute aus der Stadt. Ich bin mir nicht sicher, was wir die ganze Zeit mit ihnen anfangen sollen. Glaubst du nicht, daß sie sich langweilen werden?«
    »Nicole scheint das jedenfalls nicht zu glauben. Sie ist ganz versessen darauf, daß Schloß wiederzusehen. Sie redet die ganze Zeit von ihrem

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