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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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während Stephanie anscheinend ihr möglichstes tut, um ihre Heiratspläne zu hintertreiben. Nichts Ernstes, Sie verstehen. Nichts von Substanz, nur kleine Indiskretionen ohne jede Bedeutung. Aber in diesen Dingen zählt ja nur der äußere Schein. Es muß eigentlich überhaupt nichts geschehen, damit jemand seinen guten Ruf verliert. Deswegen versetzt bereits der Hauch eines Skandals die Mamas in helle Aufregung.«
    Ich mußte unwillkürlich grinsen. »Jetzt sind Sie auf der anderen Seite des Zauns«, feixte ich. »Der Wächter über weibliche Unschuld.«
    Ich hatte gedacht, sein Zynismus säße so tief, daß ihn nichts beleidigen könnte, aber einen Augenblick lang glaubte ich, er würde mich schlagen.
    »Sie ist meine Tochter, um Himmels willen!«
    »Verzeihen Sie«, sagte ich sofort. »Über so etwas macht man keine Witze.«
    »Das Tückische daran ist, daß Mari noch immer ein Teil der Gesellschaft ist.
    Sie geht mit ihrer Mama zu den gleichen Einladungen wie wir, und natürlich kennen sie und Stephanie sich von der Schule.«
    »Das könnte Schwierigkeiten mit sich bringen. Wer weiß, was für Flausen sie Stephanie in den Kopf setzt?«
    »Das wirklich Gefährliche daran ist, daß Mari auch mich kennt.«
    »Aha.«
    »Nicht intim.«
    »Wieso nicht?« Ich spürte, daß er seine Vorsicht vergaß und ich die Gelegenheit nutzen sollte. Es war eine Frage von der Art, wie er sie mir voller Entzücken gestellt hätte.
    »Nicht mein Typ. Wie dem auch sei, sie war völlig verrückt nach Rudolph.«
    »Sie haben zum Hofstaat gehört?« Ich war beeindruckt, daß Lothar so weit auf der gesellschaftlichen Leiter emporgekommen war, obwohl er der alten Aristokratie nicht angehört.
    »Es gibt zwei Gruppen um den Prinzen. Einmal die offizielle Meute mit gesteiften Hemden, und dann den anderen Kreis, der seine Vorliebe für gutes Essen, guten Wein und schnelle Pferde teilt.«
    »Und für leichte Mädchen?«
    »Physisch ist er nicht gerade ein einnehmender Bursche, aber er braucht nur in die Richtung einer Frau zu nicken, und schon gehört sie ihm für die Nacht.
    Sie halten es für eine Ehre oder für eine patriotische Tat oder Gott weiß was.
    Hinterher schenkt er ihnen ein silbernes Zigarettenetui mit dem darin eingravierten königlichen Wappen.«
    »Das klingt nicht gerade sehr ritterlich.«

    »Dieser ganze Kreis von Hofschranzen und Schmarotzern ist ein schlimmer Haufen.«
    »Aber Sie haben dazugehört.«
    »Ich war der Mittelpunkt. Ich war der Oberschranze, Bewahrer des königlichen Schlafzimmers und erster Buchmacher am Hof.«
    Ich fand es schwierig, dies mit dem bequemen, aber bescheidenen Leben in Einklang zu bringen, das er in Budapest führte. Mein Gesicht muß ein einziges Fragezeichen gewesen sein. Und das fiel ihm offensichtlich auf.
    »Ich war der Mittelpunkt«, wiederholte er ohne jeden Groll. »Und jetzt bin ich es nicht mehr. Man gehört entweder dazu oder eben nicht. Was mich betrifft, so bin ich mehr oder weniger pleite. Ich meine, wir kommen zurecht, wir können der Dienerschaft ihren Lohn und dem Schneider seine Rechnung bezahlen, aber es ist alles eine Frage der Relation. Um in Rudolphs Kreis bleiben und mithalten zu können, muß man die nötigen finanziellen Mittel haben.«
    »Aber Sie hatten Millionen, nicht wahr?« Ich erinnerte mich an die prächtige Kutsche und Equipage in Paris und fragte mich, wieviel von Lothars Aura des Reichtums Illusion gewesen war.
    »O ja. Millionen. Die hatte ich tatsächlich.«
    »Und Sie haben alle durchgebracht?«
    »Ziemlich viel. Wenn auch nicht alles allein. Meine Freunde halfen da schon ein bißchen mit. Ich lieh ihnen Geld. Damit machte ich mich überaus beliebt.
    Ich war schon bald als ein Teufelskerl bekannt. Immer bereit, einem Burschen aus der Klemme zu helfen. Ich hatte einen schnellen Weg gefunden, gesellschaftlich voranzukommen. Der bestand darin, eine Wette mit dem richtigen Mann zu verlieren. Das war besser, als Geld zu leihen. Wissen Sie, wenn man jemandem Geld leiht, hat er immer den unbehaglichen Gedanken im Hinterkopf, daß man eines Tages schrecklich vulgär werden und das Geld von ihm zurückverlangen könnte. Schon bald verlor ich regelmäßig Wetten an den Kronprinzen. Ich war ein guter Verlierer. Am Ende ging mir einfach das Geld aus. Und jetzt stehe ich mit leeren Händen da. Von dem Einfluß, den ich meiner Stellung verdankte, habe ich keinen großen Gebrauch gemacht. Sie wissen, wie Verbindungen funktionieren – ein Wort in die richtige Richtung

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