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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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ziemlich unnatürlich vorgekommen sein, in meinem Lesesessel zu sitzen.

    »Bitte, lassen Sie sich nicht stören«, sagte ich.
    Brod wäre aufgestanden, als er mich ins Zimmer treten sah, aber Kraus hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Sehr freundlich von Ihnen, Graf. Aber wir waren sowieso gerade fertig, als Sie hereinkamen.«
    »Haben Sie alle gesehen, die Sie befragen wollten?«
    »Ich glaube schon.« Er schien ziemlich zufrieden mit sich. »Das wäre dann alles«, sagte er zu Brod, der sofort aufsprang und zur Tür ging. »Einstweilen«, fügte der Inspektor hinzu, und ich glaubte zu bemerken, daß Brod mitten im Schritt einen Augenblick zögerte, als hätte Kraus an einem unsichtbaren Faden gezogen.
    »Er lügt«, verkündete Kraus, sobald Brod die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Wie das?« fragte ich.
    »Haben Sie bemerkt, wie er Ihnen überallhin folgt? Sie ständig im Auge behält?«
    »Ja, ich glaube tatsächlich, das tut er.«
    »Aber er begleitet Sie nicht nur, wie man es von einem Diener erwarten würde. Von Zeit zu Zeit habe ich ihn beobachtet, wenn Sie in der Stadt herumgegangen sind: Er schleicht hinter Ihnen her, fast außer Sichtweite. Der Bursche belauert Sie regelrecht. Es schien Ihnen gar nicht aufzufallen, Graf, und das ist der Grund, warum ich es zur Sprache bringe.«
    Ich war nicht wenig bestürzt zu erfahren, daß Kraus sich offenbar darauf verlegt hatte, mich zu beschatten, zog es jedoch vor, im Augenblick nichts dazu zu sagen. »Nun, und was schließen Sie daraus?« fragte ich, scheinbar unbeeindruckt.
    »Das ist doch pathologisch, finden Sie nicht auch, aus ärztlicher Sicht betrachtet? Es hat etwas Krankhaftes, wie der Mann Sie ständig fixiert, dieser eindringliche Blick. Es wundert mich, daß Sie seine Augen nicht in Ihrem Rücken spüren. Ich sage Ihnen, er jagt mir Angst ein.«
    »Aber Jakob folgt mir auch häufig.«
    »Ja, ich habe mit Jakob gesprochen. Er ist eine schlichte Seele. Sehr traditionsgebunden. Zutiefst loyal, auf seine naive Art.« Kraus gestattete sich ein spöttisches Lächeln. »Jakob glaubt, er beschützt Sie vor dem Vampir.«
    »Ich schätze Jakobs Loyalität«, sagte ich einfach.
    »Aber dieser Brod, das ist ein gänzlich anderer Typus. Er ist gebildet, bis zu einem gewissen Grad.«
    »Aber ich glaube nicht, daß ›Inbegriff des Bösen‹ wirklich sein Stil ist.«
    »Sie würden sich wundern, was Diener so alles aufschnappen. Man meint, sie verrichten nur stumpfsinnig ihre Arbeit, man kümmert sich nicht weiter um sie, aber die ganze Zeit horchen sie auf jedes verdammte Wort, das man sagt. Ich weiß das, ich habe Hunderte von der Sorte befragt. Sie wissen über alles Bescheid, was in einem Haus vor sich geht. Und sie können ihre Herrschaft nachahmen. Sie machen sich ja keinen Begriff davon, Graf, wie akkurat diese Burschen sich jede Einzelheit merken.«

    »Was sagt Brod auf die Frage, zu welchem Zweck er mir folgt?«
    »Verweigert die Antwort.«
    »Das bringt uns ja nicht viel weiter.«
    »Nun, anfangs hat er sich zwar verstockt gezeigt, aber ich habe ein bißchen psychologischen Druck angewandt, wie Sie wohl sehen konnten, als Sie eben hereingekommen sind.«
    »Und was haben Sie von ihm erfahren?«
    »Er meint, Sie wären nicht ganz zurechnungsfähig.«
    »Soso.«
    »Er meint auch, daß man Sie einsperren sollte.«
    Ich lächelte nachsichtig. Kraus winkte seufzend ab.
    »Erinnern Sie sich an den verrückten König Ludwig von Bayern?« fragte er.
    »Wie er zum Schluß vollkommen abhängig von seinem Leibarzt war und auf Schritt und Tritt von einem kräftigen Wärter begleitet wurde?«
    »Von dem Wärter wußte ich nichts.«
    »Ja, das war das Problem. Er war nicht da, als Ludwig beschloß, sich in dem See zu ertränken und den Doktor mitzunehmen.«
    »Aber was habe ich denn getan, daß Brod sich plötzlich einredet, ich wäre verrückt?« fragte ich.
    »Aber das ist ja der Punkt, verstehen Sie nicht? Es ist Brod, der verrückt ist.
    Sehen Sie doch gelegentlich mal in seine Augen. Ein klassischer Fall von Paranoia, würde ich sagen. Aber ich bin natürlich kein Arzt. Andererseits ist es manchmal schwer, Dinge wahrzunehmen, die man dauernd um sich hat. Man braucht jemanden, der objektiv sein kann. Und das ist meine Aufgabe.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, Brod hätte diese Frauen umgebracht?«
    »Alles der Reihe nach. Bisher wissen wir nur, daß der Brief der Schlüssel zu dem Fall ist. Zuerst müssen wir also die Person finden, die den Brief

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