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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Nachlässigkeit bestrafen. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, ging kopfschüttelnd auf und ab, murmelte irgendwelches Zeug in seinen Bart hinein.
    Plötzlich hustete ein Polizist. Brod blieb wie angewurzelt stehen, starrte angestrengt ins Dickicht.
    Er muß geglaubt haben, mich doch noch gefunden zu haben. Tief gebückt im Schatten der Büsche und nach jedem Schritt innehaltend, umrundete er die Lichtung. Er griff in seine Tasche, und ich sah Stahl im Mondlicht glitzern. Das war es also, was er mit mir vorhatte, der treue Gefolgsmann der Familie!
    Ein gellendes Pfeifen neben mir erschreckte mich fast zu Tode. Es war Kraus mit seiner Polizeipfeife. Direkt vor Brod sprang plötzlich ein Polizist auf, gleich darauf zu seiner Linken ein weiterer. Brod fuhr herum und gab so etwas wie das Fauchen eines in die Enge getriebenen Tieres von sich. Der Konstabler, der gehustet hatte, stürzte, zweifellos, um seinen Fehler wiedergutzumachen, verzweifelt nach vorn, und obwohl wir anderen den Kreis um Brod immer enger zogen, stand ihm der Polizist kurzzeitig allein gegenüber. Der Konstabler setzte zum Sprung an, doch Brod reagierte blitzschnell. Mit überraschender Beweglichkeit und einer Geschicklichkeit, die ich nie von ihm erwartet hätte, wich er aus und stieß dem Polizisten sein Messer in die Seite. Fast genauso schnell drehte er sich um und rannte los. Weil wir alle in dieser Ecke der Lichtung zusammengerückt waren, schien es, als könnte Brod durch die Lücke entkommen. Die Polizisten jagten ihm nach, aber sie hatten sich zu unvorteilhaft postiert. Sie brachen noch wüst fluchend durchs Unterholz, als Brod bereits den Weg, der zu den Gleisen führte, hinunterrannte. Ich fand eine Abkürzung und tauchte noch rechtzeitig bei den Gleisen auf, um zu erleben, wie Inspektor Kraus Brod stellte. Brod war müde, und der Inspektor holte schnell auf.
    Unvermittelt drehte Brod sich um und stieß mit dem Messer nach seinem Häscher. Kraus duckte sich, und im nächsten Moment riß er Brod mit einem gewaltigen Satz zu Boden. Wütend rangen sie miteinander, bis die Polizisten herangestürmt kamen und Brod überwältigten.
    Bei meinem Eintreffen lag Brod gefesselt und mit dem Gesicht nach unten zwischen den Gleisen. Kraus stand über ihm. Nur mit Mühe konnte er seine aufgebrachten Männer davon abhalten, den Gefangenen zu schlagen, hatte dieser doch einen ihrer Kameraden verwundet.
    Hätte Brod nicht stoische Ruhe bewahrt, hätten sich wohl alle auf ihn gestürzt.
    Ich hielt mich abseits und sprach nur mit leiser Stimme, denn daß ich derjenige war, dem er seine Verhaftung verdankte, durfte Brod nie erfahren.

    Jetzt wurde der verwundete Polizist gebracht, der zu meiner Überraschung –
    wenn auch gestützt von einem Kameraden – gehen konnte. Damit hatte ich endlich einen Vorwand, mich von der Gruppe um Brod zurückzuziehen.
    Während mein Diener abtransportiert wurde, verarztete ich den Verletzten.
    Seine Wunde war weniger schlimm, als ich befürchtet hatte. Er war leichenblaß und zitterte wie Espenlaub, als er seinen blutgetränkten Mantel sah, doch ich versicherte ihm, daß er nur eine Fleischwunde abbekommen hatte und überhaupt keine Gefahr bestand.
    Kraus klopfte mir ungeduldig auf die Schulter. Eines seiner Augen war geschwollen, und von seiner aufgerissenen Lippe tropfte Blut über sein Kinn, aber das konnte seinen Triumph nicht schmälern.
    »Sie haben ein ganz schön blaues Auge«, sagte ich zu ihm.
    »Ach, das ist doch nichts.« Er grinste mich stolz an. Sein Ansehen bei den Männern war enorm gestiegen, und er trug seine Wunden wie einen Kriegsorden zur Schau.
    »Lassen Sie es mich trotzdem ansehen«, beharrte ich, aber er schob meine Hände weg.
    »Sehen Sie sich lieber das hier an, und sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
    Ich erkannte den Gegenstand sofort, auch wenn er nun wirklich nicht hierhergehörte. Ich drehte ihn in meinen Händen herum. Der feine tschechische Stahl war all die Jahre, in denen er mit dem Rest seiner Familie in einer Holzkiste geruht hatte, rein und fleckenlos geblieben. Brod hatte also rumgeschnüffelt! Der Griff war in einem Stück mit der Klinge und wies eine Kerbe auf, in die sich meine Finger gruben, als wäre sie eigens für sie gefertigt worden.
    »Natürlich gehört es mir«, sagte ich mit einem Seufzer.
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte Kraus. »Aber sicherlich dient es einem speziellen Zweck?«
    »Es dient nur einem Zweck«, sagte ich. »Es ist ein Skalpell. Es dient zur

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