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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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doch verrückt.«

    Er pflanzte sich breit vor mir auf. »Ich werde Ihnen nicht in die Quere kommen«, flüsterte er in einem eindringlichen Ton. »Ich könnte helfen.«
    »Nein.« Ich wollte mich abwenden, aber er packte meinen Arm.
    »Es muß verdammt gefährlich sein. Mein Gott!« Er wirkte geradezu ehrfürchtig. »Ich könnte helfen!«
    Als ich versuchte, mich loszureißen, schien er sich etwas zu beruhigen. »Also gut. Also gut. Ich werde nur zusehen. Das verspreche ich.«
    Ich hörte auf, mich zu wehren. Sein Gesicht war dicht an meinem. »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was für ein abscheulicher Mensch Sie sind?«
    »Absolut«, erwiderte er mit einem breiten Grinsen. »Das sind wir beide.
    Deshalb ist es ja so ein Glück, daß wir uns gefunden haben.«
    Nicole kam in den Salon. Ich wurde unruhig. Hatte sie am Ende etwas von unserem Gespräch mitbekommen? Lothar ist in dieser Hinsicht völlig unbekümmert und sieht sich nicht vor. Wenigstens ließ er mich jetzt los. Mit einer Entschuldigung auf den Lippen eilte ich zur Tür.
    »Nehmen Sie mich mit!« rief er mir nach. »Es ist eine Frage des Anstands, darüber wenigstens nachzudenken.«
    »Wohin soll er dich mitnehmen?« hörte ich Nicole ihn fragen.

    II. APRIL 1888, MORGEN

    Jetzt, da Brod hinter Gittern ist, kann ich nicht mehr Tag und Nacht bewacht werden, es sei denn, ein anderer Diener wird rekrutiert. Allerdings fällt mir niemand ein, dem eine solche diffizile Aufgabe anvertraut werden könnte; Elisabeth wohl auch nicht, aber vielleicht sind ihr auch endlich die Risiken ihres Arrangements klargeworden.
    Die Überwachung hat mir meine geliebten Ausflüge ins Freie völlig verleidet.
    Infolgedessen verlasse ich das Schloß praktisch nur noch aus geschäftlichen Gründen oder um mit Jakob, der ja eigentlich unser Wildhüter ist, auf die Jagd zu gehen. Aber heute verkündete ich nach dem Frühstück, daß ich einen Spaziergang machen würde. Ich wartete darauf, daß Elisabeth vorschlug, Jakob solle mich begleiten, aber statt dessen machte sie nur ein paar Bemerkungen über das Wetter und zog sich zurück, um ihre Post zu erledigen.
    Endlich bin ich frei. Aber was kann grauenhafter sein als ein Spaziergang am Fluß? Ich bin wie ein Invalide, der nach langer Krankheit aus dem Krankenhaus entlassen wurde: Vor jeder neuen Herausforderung – und sei sie noch so banal –
    hat er schreckliche Angst, weil er vergessen hat, wie man in der Welt lebt. Nur habe ich nicht so sehr Angst vor dem, was die Welt mir antun könnte, sondern vor dem, was sie in mir wecken könnte, was ihr Anblick und ihre Gerüche in mir auslösen könnten. Als Gefangener habe ich zuletzt nur in meinen Träumen und Erinnerungen in meinen Lastern schwelgen können. Jetzt ist niemand da, der mich in Schach halten könnte. Mit einem Schlag ist mir klargeworden, wie beruhigend die Gegenwart meiner Wächter doch war.
    Ich folgte der Kastanienallee am Flußufer bis zu der Stelle, an der der Weg sich zu einem Pfad verengt. Der Boden war noch vom morgendlichen Frost hart gefroren, und mein Atem hing in der stillen, kalten Luft. Natürlich kam mir Estelle in den Sinn. Man muß allein sein, um für den Zauber der Erinnerung empfänglich zu sein, und es hatte den Anschein, als würde jede Stelle, auf die mein Auge fiel, Erinnerungen an die Zeit mit ihr wachrufen.
    Der Weg endet bei einem Dickicht. Ich zwängte mich hindurch und trat auf die Lichtung, auf der Estelle gestorben ist. Irgendwie kam mir ein Teil des festgetretenen Matsches dunkler vor als der Rest. Ich zog einen Handschuh aus, kauerte mich nieder und berührte die blutige Erde mit den Fingerspitzen. Das hätte ich nicht tun sollen, denn es löste eine Erregung in mir aus, die ich nicht unterdrücken konnte, und ich durchlebte aufs neue die Begegnung, bei der sich mir die wahre Natur meines Verlangens in einem solchen Sinnenrausch offenbart hatte, daß aus mir für immer ein anderer geworden war.
    Mit geschlossenen Augen lauschte ich in mich hinein, versuchte ich diese Stimmung auszukosten, als mich plötzlich eine Männerstimme aufschreckte.
    »Eine Nachricht für Sie, Graf.«
    Der Ton des Mannes barg eine merkwürdige Mischung aus Höflichkeit und Befehl. Ich sah auf, konnte jedoch im grellen Licht der tiefstehenden Wintersonne nicht mehr als einen Umriß erkennen. Woher hatte der Mann gewußt, daß er mich allein an diesem geheimen Ort antreffen würde? Mich beschlich eine Vorahnung von Gefahr.
    »Sagen Sie mir, wer Sie sind«, forderte

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