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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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    Am Morgen bin ich ins Hôpital gegangen. Ducasse hat mir eine Brut alter Frauen zugeschoben, von denen ich bis ins kleinste Detail ein Verzeichnis anfertigen soll. Ich muß täglich von jedem Gelenk ihres Körpers den Bewegungsgrad messen und aufzeichnen, damit Charcot mit diesen Daten seine Theorie über das kontinuierliche Fortschreiten der Syphilissymptome belegen kann. Folglich hatte ich den ganzen Morgen mit einer einzigen Patientin zu tun.
    Sie war außerordentlich redselig, und ich mußte sie ständig unterbrechen, um sie dazu zu bringen, bei der Untersuchung mitzuhelfen.
    Ich war ungeduldig und wollte rechtzeitig mit meiner Arbeit fertig sein, denn ich hatte beschlossen, mich mit Lothar an der von ihm vorgeschlagenen Stelle zu treffen. Er hat etwas an sich, von dem ich mich angezogen fühle. Außerdem bin ich, alles in allem, viel zu ernst und habe nichts anderes mehr im Kopf als die morbiden Phänomene, die ich studiere, und sollte mir etwas Zerstreuung gönnen.
    Während ich ihre Finger und Handgelenke und Knie bewegte, schwatzte die alte Frau ununterbrochen von ihrem »Beschützer«, der, wie sie mir zu verstehen gab, ein reicher Liebhaber war, der sie wie eine Dame von Rang unterhielt – das heißt, falls man ihr glauben darf. Sie war erfüllt von dem Schmuck und den Juwelen und den edlen Herren, die ihr auf dem Gipfel ihres Lebens zu Füßen lagen, und schien sich der hilflosen Lage, die nun im Salpêtrière ihr Los ist, gar nicht bewußt zu sein.
    Ich war wie vereinbart um vier Uhr bei dem Schneider, aber von Lothar war keine Spur zu entdecken, und so verbrachte ich peinliche zwanzig Minuten damit, so zu tun, als würde ich die ausgelegenen Stoffe in Augenschein nehmen.
    Es war eine jener diskreten, schrecklich teuren Einrichtungen, in denen niemals von Preisen die Rede ist. Der Geschäftsführer, ein kleiner Mann mit Knopfaugen, der mit dem Meßband um seinen Hals hantierte, musterte mich eingehend, als er sich mir näherte, um mich zu begrüßen. Ich teilte ihm mit, daß ich nicht aus eigenem Anlaß gekommen war, sondern daß ich mit einem Bekannten, einem seiner Kunden, hier verabredet war. Dann schlenderte ich herum, befühlte die Feinheit des einen Stoffes oder die Weichheit des anderen.
    Wann immer ich den Blick hob, ruhten die fragenden Augen des Geschäftsführers auf mir, und auf seinem Gesicht erschien sofort ein Lächeln, das aber genauso schnell wieder verschwand, wenn ich meine Aufmerksamkeit etwas anderem zuwandte. Um ihn auf die Probe zu stellen, musterte ich die Stoffballen auf den Regalen zu beiden Seiten seines Kopfes, so daß er gezwungen war, sein falsches Grinsen mehrere Minuten lang beizubehalten, bis er etwas in seinem Kontobuch entdeckte, mit dem er sich beschäftigen konnte.
    Schließlich kam Lothar und wurde von dem Geschäftsführer unterwürfig begrüßt. Der Mann verbeugte sich tief, nahm ihm den Hut und den Spazierstock aus Elfenbein ab und händigte sie einem Assistenten aus. Lothar trug einen schwarzen Umhang mit Einfassungen und Besätzen aus Satin. Er wirkte überaus elegant, und ich sagte ihm, daß er nicht wie jemand aussah, der neue Kleider benötigte.
    »Nicht ich, alter Knabe. Sie.«
    »Ich habe genügend Kleider«, protestierte ich und lachte, um ihm zu zeigen, daß ich es für einen Witz hielt, aber ich fühlte mich doch ein wenig unsicher, weil ich wegen Vaters Umhang so meine Zweifel hatte.
    »Hören Sie zu«, sagte Lothar ruhig, legte mir auf seine vertrauliche Art den Arm um die Schultern und drehte dem Geschäftsführer, der erwartungsvoll neben ihm lauerte, den Rücken zu. »Das Erbstück, das Sie gestern anhatten, mag vielleicht für Ihre alten Damen im Hôpital schön und gut sein, aber für die Berthiers genügt es nicht. Warten Sie, bis ich mit diesem Burschen hier gesprochen habe. Er schuldet mir einen Gefallen oder zwei, und ich werde für Sie einen guten Preis herausschlagen.«
    Und damit machte sich Lothar ans Werk. Er deutete auf einen Stoffballen, der Geschäftsführer gestikulierte mit den Händen, ein Assistent sprang nach vorn, holte den Ballen herunter, warf ihn auf den Tresen und rollte ihn mit einem scharfen Ruck für Lothar auseinander. Lothar schlenderte weiter, ohne ihn zu beachten, anscheinend hatte er schon wieder das Interesse verloren, und ein neuer Stoff hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Einmal sah ich, wie Lothar mit dem Geschäftsführer sprach, der aufmerksam zuhörte und von Zeit zu Zeit einen Blick in meine

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