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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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heraus ihre Hand ergriffen, jedenfalls erinnere ich mich, daß ihre Hand in meiner lag, aber nicht daran, wie sie da hingekommen war. Sofort legte sie die andere Hand auf meine, und dann umklammerte sie meine Hand, stand auf, kam um den Tisch herum, warf sich vor mir auf die Knie und legte ihren Kopf auf meinen Schoß und wollte nicht aufhören, hemmungslos zu schluchzen.
    »Ich habe Ihnen Unrecht zugefügt!« rief sie und brach in noch herzzerreißenderes Weinen aus.
    Ich hatte Angst, daß sie ihre Würde verlieren würde, hielt sie an den Schultern und versuchte sie dazu zu bewegen, aufzustehen, aber sie klammerte sich in ihrer wilden Verzweiflung noch fester an mich, und meine Bemühungen endeten in einer Art Umarmung. Ihre demütige Haltung rührte mich sehr.
    »Wie können Sie mir verzeihen?« seufzte sie in meinen Armen.
    Ich war selbst den Tränen nahe. »Nein, ich habe Ihnen Unrecht zugefügt«, erwiderte ich.

    Wenn ich bei Verstand gewesen wäre, hätte ich sie gefragt, was sie damit meinte, aber das Ganze war schon zu weit fortgeschritten. Wie soll man einen klaren Kopf bewahren, wenn einem eine inbrünstige Frau mit der Absicht, Abbitte zu tun, den Kopf in den Schoß legt? Ich rückte auf meinem Platz hin und her, um besseren Halt zu finden, aber im selben Augenblick rutschte sie zwischen meine Beine und mußte den Arm um meine Hüfte schlingen, um sich daran festzuhalten. Ihr anderer Arm wand sich um meinen Schenkel. Ich hielt ihr tränenüberströmtes Gesicht in den Händen und küßte es, um ihr zu zeigen, daß ich ihr verziehen hatte, aber sie wollte es nicht akzeptieren, und so mußte ich es ihr immer wieder und wieder von neuem beweisen. Sie wollte sich einfach nicht zufriedengeben.
    Ich will nun nicht so tun, als wäre ich eine Autorität auf diesem Gebiet, aber ich habe an mir selbst bemerkt, daß es beim Orgasmus, gleich nach dem Höhepunkt, einen Augenblick eisiger Klarheit gibt. Während dieses Augenblicks, während dieser plötzlichen Auflösung der Leidenschaft, wurde mir klar, was ich getan hatte. Falls ich vorher durch eine unverdiente göttliche Fügung einer Infektion entgangen sein sollte, so habe ich die Krankheit nun ohne jeden klinischen Zweifel in meinen Körper gepflanzt. Falls ich mir einmal gewünscht hatte, mich auf ehrenhafte Weise von Stacia zu trennen, so habe ich mich jetzt an sie gebunden. Wenn ich versucht habe, unsere Beziehung auf eine berufliche Ebene zu erheben, wodurch ich ihr am besten hätte helfen können, habe ich nun unwiderruflich mein Leben aufs Spiel gesetzt, ohne jede Hoffnung darauf, mich je wieder davon freimachen zu können.
    Ich bin der Liebhaber einer Patientin aus einer Irrenanstalt. Wenn ich sie enttäusche, schneidet sie sich mit einem Skalpell die Handgelenke auf. Sie hat mich absichtlich verführt, daran habe ich keinen Zweifel, aber ich habe meinen Weg zu ihr gefunden. Ich bin von selbst zu ihr gegangen. Und die ganze Zeit über habe ich nicht wahrhaben wollen, wohin ich ging, welches meine wahre Bestimmung war. Wie ein Blinder, der sich seinen Weg durch die Straßen ertastet, ihn mit seinem weißen Stock erfühlt, bin ich meinem pochenden Glied gefolgt. Doch meine Schuld ist schlimmer als Selbsttäuschung oder Dummheit oder gar die Todsünde Syphilis: Meine Schuld ist, daß ich gar nicht bedaure, was ich getan habe. Ein Teil von mir bejubelt meinen Untergang.

    7

5. JUNI 1866

    eute habe ich einen Brief von Gregor bekommen. Sein Leben findet zu H einem großen Teil in seinem Innern statt, so daß es nicht viel Neues gibt.
    Tatsächlich ist er so tief in seine spirituelle Suche versunken, daß es ihm schwerfällt, einem auch nur die Umrisse seines Lebens zu vermitteln. Die materielle Welt, sagt er, sei zu einem blassen Schatten geworden. Ich vermute, daß einige dieser Empfindungen durch ausgedehntes Fasten hervorgerufen werden. Am liebsten wäre es ihm, wenn sein Körper insgesamt verschwinden würde. Als er in das Seminar kam, gab man ihm ein langes Leinenhemd, das ihm bis über die Knie reichte. »Zum Baden«, beschied man ihm. Anscheinend sind die Autoritäten besorgt, daß bei einem Novizen schon durch den Anblick des eigenen Körpers eine unerwünschte Erektion heraufbeschworen werden könnte. Heute kann er darüber Witze reißen, als wäre diese Versuchung etwas, gegen das er nicht mehr anzukämpfen braucht. Aber ich kann nicht wirklich glauben, daß der sexuelle Drang verkümmert und völlig versiegt, sosehr er auch unterdrückt

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