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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Geräuschen von Paaren und Familien. Hinter mir öffneten sich knarrend die Türen, an denen ich vorbeigekommen war, und ich spürte in meinem Rücken taxierende Blicke. Ich stieg bis ganz nach oben, zu der einzigen Tür im Dachgeschoß, vor der die Treppe, die sich zu wenig mehr als einer Leiter verengt hatte, endete.
    Unter der Tür fiel kein Lichtschein in den Flur. Ich klopfte, hatte aber das Gefühl, daß mein Weg umsonst gewesen war. Ich wollte schon wieder gehen und überlegte, wer wohl schon auf der Lauer lag, um mich auf meinem Rückweg auf der Treppe auszurauben, als ich hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde, dann noch einer, und dann wurde die Tür einen kleinen Spalt geöffnet.
    »Ich bin's«, sagte ich einfältig, weil ich nicht wußte, wie ich mich ihr zu erkennen geben sollte.
    »Graf!« rief sie. Ich zuckte bei dieser Anrede zusammen. Stacia stieß die Tür auf. »Ich wußte, daß Sie kommen würden! Ich wußte es!«
    Ich hatte nicht erwartet, daß sie über mein Erscheinen so glücklich sein würde. Ihre Freude war überschäumend, als hätte ich ihr durch meinen Besuch den Glauben an die Menschheit wiedergegeben, und ich fühlte, daß meine Entscheidung richtig gewesen war.
    Sie ließ mich herein und machte die Tür hinter mir zu. Ich war in das Zimmer getreten, hatte erwartet, daß sie zu mir kommen würde, aber sie blieb an der Tür stehen, und als ich mich nach ihr umdrehte, merkte ich, daß sie mich wie gebannt anstarrte.
    Dann schien sie aus einem Traum zu erwachen. Sie kam mit der Grazie einer Tänzerin auf mich zu und deutete mit einer langsamen Handbewegung auf das kleine Zimmer. Sie trug ein einfaches weißes Musselinkleid mit langen Ärmeln, und ihr Haar war hinten lose zusammengebunden, so daß ihr die goldenen Locken über die Schultern fielen. Sie sah sehr anmutig aus. Wo war die geisterhafte, gequälte Seele geblieben, die mich heute morgen bei der Demonstration gerufen hatte?
    »Ich nenne das hier meine Lagerstätte«, sagte Stacia völlig unbefangen. »Ich hoffe, Sie können mein Geheimnis mit mir teilen?« Sie sah mich an und wartete auf eine Antwort.
    »Ja, natürlich«, sagte ich etwas verwirrt. »Ich werde niemandem etwas verraten.«
    »Im Hôpital würde man es nicht verstehen. Aber ich wußte, daß Sie es verstehen würden.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht eine eigene Wohnung haben sollten.«
    »Es gibt Vorschriften.«
    »Aber Vorschriften müssen so gemacht sein, daß sie den jeweiligen Fällen angepaßt werden können.«

    »Ohne einen eigenen Ort, zu dem ich immer zurückkommen kann, könnte ich nicht leben.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Auf dem Tisch stand neben einem Buch, in dem sie gelesen hatte, eine einzelne Wachskerze. Im Gegensatz zu der verwahrlosten Nachbarschaft war das Zimmer sauber und ordentlich hergerichtet – Vorhänge vor dem kleinen Fenster, ein paar Gänseblümchen in einer Vase auf dem Tisch, ein Regal mit Büchern –, was darauf schließen ließ, daß die Person, die hier wohnte, schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Die Möbel in dem kleinen Raum waren einfach, nur ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Kommode, ein Bücherregal und ein Schemel neben dem Herd. Das Bett war das stattlichste Möbelstück im Zimmer.
    »Aber wo bleiben denn meine Manieren?« rief Stacia. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Wir saßen uns in einer irgendwie peinlichen Intimität gegenüber, jeder an einer Seite des kleinen Tisches. Die Kerze warf einen weichen Schein auf ihr Gesicht, was ihr einen spirituellen Zauber verlieh. Es schien natürlich, daß wir uns nach vorn beugten, aufeinander zu, um im Schein der Kerzenflamme zu sein, und so flüsterten wir nur. Es gab noch so viel zu sagen.
    »Ich hoffe, Sie beurteilen mich nicht nach meinen gegenwärtigen Umständen«, begann sie. »Ich komme aus einer guten Familie.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich könnte auch wetten, daß Sie Unterricht im Tanzen und in anderen Künsten genossen haben«, sagte ich und war sehr zufrieden mit mir, weil mir der freudige Ausdruck in ihrem Gesicht zeigte, daß meine Vermutungen richtig gewesen waren.
    »Vor meiner Krankheit war ich Gouvernante.«
    »Es hat mir so leid getan, als ich erfuhr, was... passiert ist«, murmelte ich, halb entschuldigend, halb bedauernd und viel zu feige, es beim Namen zu nennen. »Ich habe mich Ihretwegen so schrecklich gefühlt!« Die Gelegenheit, ärztliche Distanz zu wahren, war vorbei. Ich hatte aus meinem Mitgefühl

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