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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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hatte, zum wöchentlichen Empfang der Berthiers zu gehen.
    Madame Thébauld hielt ein Couvert in der Hand, das sie mir zögernd aushändigte, so, als könnte ich mich wundern, warum sie es mit sich herumtrug, was ich auch tat, vor allem, weil es so aussah, als hätte sich schon jemand daran zu schaffen gemacht. Es enthielt eine Erklärung über meinen Kontostand beim Schneider, zusammen mit einer kurzen Notiz, in der er mich respektvoll um die Ehre bat, meine Aufmerksamkeit baldmöglichst der noch verbliebenen Summe zu widmen.
    »Ein schrecklicher Mensch«, schnaubte Madame Thébauld. »Hat eine Menge Fragen nach Ihnen gestellt, Graf. Ausdauernd. Natürlich ist es nicht an mir, Fragen zu beantworten, und das habe ich auch nicht getan. Nicht eine einzige.«
    Sie warf Lothar einen Blick zu, was ich als Zeichen ihres schlechten Gewissens wertete: anscheinend hatte sie ihm jede einzelne Frage beantwortet, die er ihr gestellt hatte.
    »Völlig richtig«, erklärte Lothar. Er drehte sich zu mir um und murmelte: »Da wäre etwas, das ich mit Ihnen besprechen muß.«
    Ich wartete darauf, daß Madame Thébauld sich verabschieden würde, damit wir unter uns sein konnten, aber sie machte sich mit irgendeiner Arbeit in unserer Nähe zu schaffen, so daß mir gar nichts anderes übrigblieb, als Lothar nach oben in meine bescheidenen Räume zu bitten.
    »Ich hatte einen ganz netten Plausch, bevor Sie kamen«, sagte er, während wir die Treppe hinaufstiegen.
    »Das habe ich gesehen. Ich wußte gar nicht, daß Madame Thébauld eine so gute Gesprächspartnerin ist, aber ich schätze, das hängt ganz vom Thema ab.«
    »Und was könnte interessanter sein, als über Freunde zu reden? Übrigens, wir haben Sie vermißt.«
    »Wir?« fragte ich unvorsichtigerweise.

    »Nicole war ziemlich enttäuscht, weil Sie sich nicht bei ihr haben blicken lassen. Sie hat es mich spüren lassen, was ich wirklich nicht gerecht fand. Sie scheint zu glauben, daß ich Einfluß auf Sie habe, deshalb macht sie mich dafür verantwortlich, daß Sie nicht gekommen sind. Ich bin in Ungnade gefallen. Ich wünschte, Sie würden ein gutes Wort für mich einlegen.«
    »Liegt Ihnen wirklich etwas daran, was sie von Ihnen denkt?«
    »Mir liegt fast genausoviel an Nicole wie an Ihnen. Oder vielmehr – soviel wie Ihnen an Nicole lag.«
    »Ich hatte zu tun.«
    Ich machte die Tür auf und ließ ihn eintreten, und er blinzelte verschwörerisch, als er an mir vorbeiging.
    »Das hat Madame Thébauld auch gesagt. Sie ist in bezug auf nächtliches Treiben genauso neugierig wie ich.«
    »Ich habe immer bis spät im Hôpital zu tun.«
    »Muß eine interessante Arbeit sein!«
    »Ich finde schon.«
    »Aber bestimmt machen Sie es doch nicht... Sie wissen schon, im Hôpital?«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine Erfrischung anbieten. Wenn Sie wollen, kann ich Wein holen lassen.«
    »Warum weichen Sie mir aus?« fragte er lachend. »Um Himmels willen, das ist doch nur eine Unterhaltung. Außer, Sie haben sich in sie verliebt.« Er betrachtete prüfend mein Gesicht, und ich sah schnell weg, als könnte ich so seinem scharfen Blick entgehen und verhindern, daß er mir meine Geheimnisse entlockte. Lothar tat schockiert. »O mein Gott! Sagen Sie bloß nicht, daß es ernst ist?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich wütend und verlegen, so daß ihm mein Benehmen alles verriet, was er wissen wollte.
    »Ich beneide Sie«, sagte er ohne Ironie in der Stimme. Ich drehte mich überrascht zu ihm um. Ich glaubte, daß er vielleicht sogar die Wahrheit sagte, soweit man Lothar überhaupt zutrauen konnte, aufrichtig zu sein. Ich hatte ihn bis dahin noch nie so verwundbar gesehen. Dieser Eindruck war aber schnell verflogen, und er nahm wieder seine übliche zynische Haltung ein. Aber einen Augenblick lang hatte ich Augen gesehen, die mit einer unbeschreiblichen Sehnsucht erfüllt gewesen waren, der Sehnsucht eines Mannes nach etwas, für das er kein Gefühl hat. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, frage ich mich, ob Lothars Gefühle vielleicht denen eines Taubstummen ähneln, der die Tränen eines Menschen sieht, der in die erhabene Gewalt einer Beethoven-Sonate versunken ist. Was kann er von diesen Tränen wissen? Was kann Lothar von einer Leidenschaft wissen, die die Existenz eines Mannes zerstört?
    »Ich glaube nicht, daß das stimmt«, sagte ich. »Sie haben alles, was Sie brauchen, und noch mehr. Ich muß mich abplagen« – ich deutete in mein Zimmer –, »wie Sie ja selbst sehen

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