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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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nervös und macht einen Rückzieher. Auf dieser Reise muß ich die Vorarbeit leisten, Kontakt mit der Ungarischen Liga aufnehmen, die mir als Alibi dienen soll und künftig mein Vorwand für die häufigen Besuche in Budapest sein wird.
    Mein Treffen mit Oberst Roda fand am frühen Abend statt. Ein stummer und reservierter Diener führte mich ins Arbeitszimmer, wo Rado bereits auf mich wartete und mich höflich, aber mit wachsender Zurückhaltung begrüßte. Der Diener bediente uns und verließ das Zimmer.

Ich trank kleine Schlucke von dem kühlen weißen Wein, der nach meinem Spaziergang am Nachmittag ungeheuer erfrischend war. Als ich aufsah, bemerkte ich, daß der Oberst mich beobachtete.
    »Wie finden Sie ihn?« fragte Rado.
    »Ausgezeichnet.«
    »Er ist vom letzten Jahr, von meinem Gut. Ich finde, er reicht an einige unserer besten Jahrgänge heran.«
    »Außergewöhnlich gut.«
    »Sie kommen mit hohen Empfehlungen.«
    »Ich bin froh, das zu hören«, sagte ich ein wenig verwirrt, da ich zu vielen meiner früheren Freunde keinen Kontakt mehr habe und mir nicht vorstellen konnte, bei wem er sich nach mir erkundigt hatte. »Darf ich Sie nach der Identität unserer gemeinsamen Freunde fragen?«
    »Ihre Vorfahren«, erwiderte er lachend. »Und unser Pater Gregor«, fügte er dann hinzu.
    Ich hätte nicht überraschter sein können. »Sie kennen Gregor?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und ist er auch ein Mitglied der Liga?« fragte ich.
    »Ja, das ist er tatsächlich.«
    Gregor hatte mir niemals erzählt, daß er mit Rado befreundet war, auch nicht, als ich auf Elisabeths Geburtstagsfeier erwähnte, daß ich ihn aufsuchen würde, und ich fühlte mich ziemlich verletzt, weil er mich nicht ins Vertrauen gezogen hatte.
    »Unsere Familien haben seit Generationen nebeneinander gekämpft«, sagte Rado. »Ich habe natürlich unter Ihrem Onkel gedient, und ich habe Ihren Vater gekannt. Damals, als er den Heldentod gestorben ist, war ich gerade Leutnant.
    Ein großer Patriot. Und Georg auch. Sie stammen aus einer Familie großer ungarischer Patrioten.«
    »Dessen bin ich mir bewußt. Manchmal lastet diese Verantwortung schwer auf mir.«
    »Und jetzt ist die Zeit gekommen, um etwas für Ihr Land zu tun. Deshalb sind Sie hier, richtig?«
    »Ja, deshalb bin ich hier. Nachdem wir miteinander gesprochen hatten, wollte ich erst einmal alles überdenken, was Sie gesagt haben. Ich habe nicht sofort mit Ihnen Verbindung aufgenommen, weil...«
    Rado hob die Hand, um mich zu unterbrechen. »Sie haben darüber nachgedacht. Sie haben Zeit gebraucht. Das ist gut. Wir wollen keine Hitzköpfe oder Märtyrer. Allerdings gibt es, wie bei jedem lohnenswerten Unternehmen, natürlich auch Gefahren.«

    »Ich bin mir nicht ganz im klaren, was Sie eigentlich tun«, begann ich zögernd.
    »Als erstes sollten Sie wissen, daß die Ungarische Liga gar nicht existiert.
    Nichts von dem, worüber wir heute abend sprechen, darf aus diesem Zimmer getragen werden. Ist das klar? Wenn Sie irgendwann behaupten sollten, ich hätte mit Ihnen über die Liga gesprochen, werde ich Sie der Lüge bezichtigen.« Er hatte sich zu meinem Erstaunen in eine ziemliche Wut hineingesteigert und zwang sich im letzten Augenblick zu einem Lächeln, um mir zu zeigen, daß er es nicht persönlich meinte. »Entschuldigen Sie. Ich rege mich immer so auf, wenn es um Geheimhaltung geht. Wir sind ein Geheimbund, und die Behörden würden uns unterdrücken, wenn sie von unserer Existenz wüßten und auch nur die leiseste Ahnung von unseren Zielen hätten, auch wenn wir unter unseren Mitgliedern eine ganze Reihe prominenter ungarischer Staatsmänner haben. Die Österreicher – oder, schlimmer noch, die mit Österreich sympathisierenden Ungarn – versuchen ständig, sich bei uns einzuschleichen, und in letzter Zeit haben sie dabei einige Erfolge erzielt.«
    »Ich verstehe«, sagte ich in einem Ton, der besänftigend klingen sollte, aber Rado sah mich scharf an – er kochte noch immer vor Entrüstung darüber, daß es unter seinen Landsleuten welche gab, die mit den Österreichern sympathisierten.
    Ich beschloß, im Umgang mit diesem mißtrauischen Mann vorsichtig zu sein; er war ein Fanatiker.
    »Aber das ist eigentlich unerheblich.«
    Ich wollte schon zustimmen, konnte mich aber gerade noch rechtzeitig zurückhalten: Je weniger ich sagte, desto besser.
    Rado versuchte sich zu beruhigen, was ihm mit einiger Mühe schließlich gelang. »Sie sind kein Soldat, nicht wahr?« fragte er mit

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