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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Abend, wenn ich am Fluß spazierengehe, denke ich über den gerade vergangenen Tag nach und träume von der Zukunft. Aber ich hätte nie geglaubt, daß ich einmal eine solche Gelegenheit geboten bekäme!« Sie streckte die Hände aus, und ich mußte mich zusammenreißen, um sie nicht zu umarmen und fest an mich zu drücken.
    »Dann wollen wir hoffen, daß wir heute bekommen, was wir uns wünschen«, erwiderte ich. Wir sahen uns in verzückter Liebe an, bis mir der Anstand gebot, mich von ihr loszureißen.

    ABEND

    Ich konnte mich beim Essen kaum zügeln, sah ständig aus dem Fenster, aus Angst, bis nach Sonnenuntergang dort festgehalten zu werden, und erregte damit Elisabeths Neugier.
    »Erwartest du jemanden, László?« fragte sie.
    »Ich frage mich nur, ob es regnen wird, das ist alles.«
    »Du willst doch bestimmt nicht schon wieder hinausgehen?«
    »Ich dachte nur, ich nehme das Gewehr mit und gehe ein bißchen nach draußen.«
    »Du wirkst so unruhig, seit du aus Budapest zurück bist.«
    Elisabeth hat eine sehr gute Erziehung genossen, so daß sie es als unhöflich ansieht, nach Dingen zu fragen, die ihr jemand nicht von sich aus erzählt. Ich habe ihr ein bißchen von meinem Gespräch mit Rado erzählt, habe aber das Gefühl, daß sie gern noch mehr über meinen Besuch bei ihm gewußt hätte.
    »Ich fühle mich wegen des Clubs, in den mich Oberst Rado aufnehmen will, ein bißchen unbehaglich«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Und wieso?«
    »Es klingt alles etwas strenger, als ich erwartet hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich etwas damit zu tun haben will.«
    »Es muß doch auch noch andere geben.«
    »Aber das ist nicht dasselbe«, sagte ich.
    »Du kannst es doch versuchen, und wenn es dir nicht gefällt, kannst du ja wieder austreten.«
    Elisabeth interessiert sich nicht für Politik. Ich kann sehen, daß sie mich in ein tieferes Gespräch über uns beide verwickeln möchte, daß sie aber zum Glück nicht weiß, wie sie es anstellen soll. Ihre Erziehung erlaubt ihr einen solchen Gedankenaustausch nicht, er gehört nicht zum Repertoire eleganter Bildung. Die abwartenden, sehnsüchtigen Blicke, mit denen sie an mir hing, sind vergangen.
    Sie sieht jetzt müde aus und geht mit zusammengekniffenen Lippen und starrem Gesicht ihren Beschäftigungen nach. Manchmal, wenn sie sich nicht bewußt ist, daß sie jemand beobachtet, verbirgt sie ihr Leid nicht. Einmal habe ich in einem Spiegel einen Blick von ihr aufgefangen: traurig, liebend, tadelnd – aber vor allem verständnislos. Mir wäre es lieber, sie wäre wütend geworden, dann hätte sie mich hassen können. Das wäre eine Beziehung, die ich ausgehalten hätte.
    Aber wer ist schon fähig, die heilige Elisabeth zu hassen? Ich nicht. Sie behält alles für sich, leidet stumm. Ich glaube, ihre Religion ist ihr ein Trost. Ich kann ihr nichts anderes geben als das, was ich ihr schon immer gegeben habe: Höflichkeit und Freundlichkeit. Das ist ein karger Ersatz für ihr Herz, das so starker Gefühle mächtig ist und sich nach Liebe sehnt.

    Ich hatte Jakob, meinen Stallburschen und Jagdgehilfen, angewiesen, den schwarzen Wallach zu satteln und bereitzuhalten, und sobald ich mit dem Essen fertig war, machte ich mich auf den Weg in Richtung Stadt und Fluß. Auf der halben Strecke den Hügel hinunter merkte ich, daß ich mein Gewehr vergessen hatte. Ich konnte nur hoffen, daß Elisabeth mich nicht gesehen hatte, als ich losritt.
    Die Eisenbahnschienen folgen dem Lauf des Tals neben dem Fluß und trennen sich dann vor unserer Stadt wieder von ihm, so daß der Bahnhof am nördlichen Stadtrand liegt und der Fluß, dichter beim Schloß, durch ihre Vororte im Süden verläuft. In früheren Zeiten erstreckten sich die Ländereien meiner Familie bis zum Fluß, und einer meiner Vorfahren hatte entlang dem Flußufer, in dem früheren Park des Schlosses, eine mit Kastanienbäumen gesäumte Straße angelegt. Jetzt ist es öffentliches Land – ein Vermächtnis desselben Grafen, der die Bäume gepflanzt hatte, an die Bürger der Stadt. Es ist ein ruhiger und schöner Ort zum Herumwandern, obwohl ich, seit ich als Kind dort gespielt habe, nicht mehr hierhergekommen bin.
    Die Allee wird auf der einen Seite vom Fluß und auf der anderen von einem schmalen Streifen Wiese begrenzt und trennt das öffentliche Land von einem dichten Waldstück. Ich ritt mit Sabbat, meinem Pferd, ein Stückchen zwischen die Bäume und band ihn dort fest. Er war nicht glücklich an diesem

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