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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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ausgezeichnete Menschen«, improvisierte ich lahm.
    »Und alte, alte Freunde Ihrer Familie«, brach es überschwenglich aus Frau Theissen heraus.
    »Na, ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde«, sagte ich aus dem Gefühl heraus, daß ich diese wild wuchernde Erfindung unter meine Kontrolle bringen sollte, bevor sie allzu phantastisch wurde. »Wegen Monsieurs Reisen für seine Regierung habe ich ihn und seine Familie in letzter Zeit nicht mehr so viel gesehen, wie ich es mir gewünscht hätte.«
    »Verzeihen Sie mir, Herr Graf, wenn ich Fragen stelle, die mir sonst nicht zustehen würden, aber wenn wir ihnen unsere einzige Tochter anvertrauen...«
    »Das verstehe ich völlig«, sagte ich schnell und hoffte, daß Estelle mir genügend Spielraum gelassen hatte, etwas zu erfinden, das dem, was sie ihren Eltern bereits erzählt hatte, entsprach.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, dann haben Sie und Monsieur – oder vielmehr Monsieur le Duc, um ihn bei seinem richtigen Namen und Adelstitel zu nennen – zusammen in Paris studiert?«
    »Monsieur le Duc?« fragte ich und drehte mich, auf eine Erklärung oder inspirierendere Erfindung hoffend, zu Estelle um. Aber sie schien in einem Hustenanfall gefangen, unfähig, die heikle Lage, in die sie mich versetzt hatte, zu erkennen.
    »Na, der Herzog von Barry!« rief Frau Theissen.
    Wie jemand, der hoch oben auf einem Seil balanciert, spürte ich plötzlich, wie ich auf halber Strecke die Nerven verlor und von dem überwältigenden Wunsch erfaßt wurde, wieder auf den sicheren Boden der Wahrheit zurückzukehren.
    »Ich fürchte, das ist ein Mißverständnis«, sagte ich.
    Frau Theissen sah niedergeschlagen aus. »Man hat mir zu verstehen gegeben«
    – dabei warf sie Estelle einen anschuldigenden Blick zu –, »daß die Familie dem höchsten französischen Adel angehört.«
    Darauf herrschte peinliche Stille, und ich verspürte den starken Drang, sie auszufüllen. Ich drehte mich zu Estelle um und sah, daß sie nichts unternehmen würde, um mir meinen Abgang zu erleichtern. Im Gegenteil, sie hatte einen herausfordernden Ausdruck im Gesicht: Wenn ich sie haben wollte, mußte ich sie gewinnen.
    »Aufgrund der delikaten Mission von Monsieur«, begann ich, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie der Satz enden sollte, »und aufgrund der ständig wechselnden politischen Struktur Frankreichs gibt es in Monsieurs Vergangenheit viele Aspekte, die mit größter Diskretion behandelt werden müssen.«
    Ich hätte ihnen keine größere Freude bereiten können. Theissen schwoll vor Stolz die Brust wie einem alten Soldaten. Frau Theissen sperrte in Erwartung der Geheimnisse, die von einer weitaus monumentaleren Größenordnung waren als der Klatsch, der bei ihren Besuchen ausgetauscht wurde, den Mund auf.
    »Sie werden verstehen, daß ich Ihnen nur wenig Informationen geben kann.
    Vielleicht genügt es, wenn ich Ihnen sage, daß Monsieur le Duc« – ich nickte Frau Theissen zustimmend zu – »inkognito bleiben muß. Die Situation erfordert es, daß er nicht mit seinem wahren Titel genannt werden kann. Von nun an werden wir uns einfach auf Monsieur du Barry einigen. Es tut mir leid, aber ich muß darauf bestehen. Einfach ›du Barry‹.«
    Ich sah, daß sie noch mehr hören wollten, aber mein Instinkt sagte mir, daß jedes weitere Detail das Risiko vergrößern würde, daß sie den Zauberbann der Verschwörung, der sie zu ihrer Leichtgläubigkeit verleitete, brachen. »So! Jetzt habe ich Sie ins Vertrauen gezogen«, fuhr ich rasch fort. »Ich muß Sie bitten, nicht nur diese Information für sich zu behalten, sondern auch zu entschuldigen, daß ich Ihre Fragen nur mit größter Vorsicht beantworte.«
    »Natürlich. Natürlich.« Theissen winkte alle noch verbliebenen Vorbehalte auf die Seite.
    Frau Theissen war in selbstgefälliges Schweigen gefallen, zweifellos, um zu überlegen, welche Informationsschnipsel sie unauffällig fallenlassen konnte, um ihre Bekannten neugierig zu machen, während sie zusammen Tee tranken.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Aber es besteht doch wirklich keine Gefahr?«
    fragte sie mit einem besorgten Blick zu ihrer Tochter, aber auch mit einem Anflug von Neid, wie ich fand.
    »Absolut nicht«, sagte ich streng. Dann fügte ich, als eine Art Nachgedanke, hinzu: »Vorausgesetzt natürlich, daß alle Betroffenen Diskretion wahren und ihre Neugier in Schach halten.«
    »Ich kann es kaum erwarten!« rief Estelle aufgeregt. »Herr Graf, jeden

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