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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Schulung? Eine Art Weiterbildung?« fragte Elisabeth.
    »Ich weiß auch nicht genau, was sich ihre Eltern vorstellen.«
    »Haben sie denn keine Angst, daß sie in Budapest verdorben werden wird?
    Ich nehme an, daß sie daran denken, sie dorthinzuschicken«, fügte ich schnell hinzu, damit sie gar nicht erst auf die Idee kamen, daß ich vorhaben könnte, Estelle in Budapest eine gemütliche Wohnung einzurichten.
    »Genau deswegen machen sie sich Sorgen. Sie möchten, daß ihre Tochter mit der Kultur und der besseren Gesellschaft in Berührung kommt, aber sie möchten, daß sie beschützt wird. Verständlich.«
    »Hat sie nicht zu Weihnachten in dem Theaterstück mitgespielt, das der Drama-Club aufgeführt hat? Goldenes Haar, ein außergewöhnliches Gesicht –
    ich erinnere mich an sie. Sie ist wunderschön«, sagte Elisabeth großherzig. Ich habe schon oft bewundert, was für eine objektive Beobachterin sie ist, sogar von anderen Frauen. »Natürlich machen sich ihre Eltern Sorgen, daß sie in falsche Gesellschaft gerät.«
    »Und hier soll ich ins Spiel kommen?« fragte ich, um ihm ein wenig nachzuhelfen.
    »Ich hatte gehofft, daß du vielleicht helfen könntest. Wenn du eine gute Familie kennen würdest, die eine Gouvernante plus Kindermädchen braucht, etwas in der Art. Dann hätte sie Arbeit und würde dabei gleichzeitig ein bißchen Schliff bekommen. Sie ist eine ziemlich gebildete junge Dame, glaube ich. Sie braucht jemanden, der sie unter ihre Fittiche nimmt.«
    »Wir haben so wenig Kontakte«, sagte Elisabeth an mich gewandt.
    »Na ja«, hörte ich mich sagen, »ich dachte mir, daß ich nächste Woche einmal für ein paar Tage in die Stadt fahre. Werde Oberst Rados Einladung annehmen.«
    »Ich finde, das ist eine wunderbare Idee«, sagte Elisabeth, und ich fürchtete schon, sie werde vorschlagen, mich zu begleiten. »Es gibt bestimmt Hunderte von Leuten, mit denen du keine Verbindung mehr hast und die sich fragen, was aus dir geworden ist.«

    »Tatsächlich hatte ich vor, ein paar alte Freunde aufzusuchen.«
    »Obwohl ich bezweifle, daß sie Kinder in dem fraglichen Alter haben.« Ihre Kinderlosigkeit ist Elisabeths wunder Punkt, von dem sie nicht loskommt, und ihre Freude über mein Auftauchen aus der selbstgewählten gesellschaftlichen Isolation wurde von einem Ausdruck der Traurigkeit verdunkelt.
    »Jedenfalls werde ich mich umhören«, fügte ich beiläufig hinzu.
    »Ich möchte dir keine Arbeit aufbürden«, sagte Gregor.
    Wieder sah ich ihm einen verrückten Augenblick lang in die Augen, um festzustellen, ob es eine Falle war. Aber ich hatte keinen Grund zur Sorge.
    Warum sollte es das Glück nicht gut mit mir meinen?
    »Das tu ich doch gern«, sagte ich.
    »Ich werde mit Theissen reden«, bot er an. Ich wollte schon protestieren, aber er schnitt mir das Wort ab. »Nein, mach dir keine Sorgen, ich werde nichts versprechen. Ich werde ihm sagen, daß du dir die Sache überlegst. Er wird schon froh sein, daß seine Bitte überhaupt so weit vorgedrungen ist. Und Frau Theissen wird überglücklich sein. Sie stellt gewisse aristokratische Ansprüche, und ich glaube fast, sie träumt insgeheim davon, daß Estelle in den Adel ein-heiratet. «
    »Wir wollen doch nicht gleich über das Ziel hinausschießen«, meinte Elisabeth.
    Ich gab mich pflichtbewußt und verantwortungsvoll, was ich, hoffentlich, nicht übertrieb. »Ich glaube, das sollte ich lieber selbst in die Hand nehmen«, sagte ich. »Wie soll ich schließlich wissen, was das Mädchen will, wenn ich nicht selbst mit ihm rede?«
    Und dabei blieb es dann auch. Gregor wird mit den Theissens sprechen, die am Montagmorgen um elf Uhr auf das Schloß kommen sollen.

    Elisabeth hat mir sehnsüchtige Blicke zugeworfen. Nachdem Gregor heute nachmittag gegangen war, hat sie, als sie hinter dem Sessel vorbeiging, in dem ich saß und las, beiläufig über meine Schulter gestrichen. Doch ich tat so, als wäre ich in einen Zeitungsartikel vertieft.
    »Jetzt wollen die Österreicher auch noch, daß wir ihre Armee bezahlen!« rief ich, mit dem Handrücken auf die Zeitung schlagend und ungläubig den Kopf schüttelnd.
    Ich war seit der Nacht, in der wir den Koitus hatten, nicht mehr bei ihr gewesen. Angesichts des bevorstehenden Treffens mit Estelle kann ich mich einfach nicht darauf verlassen, daß ich impotent bleibe, auch wenn ich mir noch so oft in Erinnerung rufe, daß sie ja Georgs Frau ist und mir meinen Bruder in genau der gleichen Position vorstelle oder –

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