Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
Vom Netzwerk:
berechtigt wäre (erstaunlicherweise ich). Es war schön, geistig stimulierend und voller Lachen. Von außen sah es aus wie ein richtiges Rendezvous. Wäre jemand an unserem Tisch vorübergekommen, wäre ihm sicherlich mein erhitztes Gesicht aufgefallen, gerötet wie von zu viel Wein. Aber keiner konnte wissen, dass ich nur Mineralwasser trank und mich nur deshalb innerlich krümmte, weil James sich über den Duktus meines Artikels lustig machte  – so weit zu seiner zuckersüßen Ignoranz  – und weil ich seinen Mantel mitgenommen hatte.
    Während des gesamten Essens war er zuvorkommend, der James, den ich über unsere SMS-Chats kennengelernt hatte, aber er war auch eine unleugbar kraftvolle Präsenz im Raum, die sowohl die Aufmerksamkeit der Männer als auch der Frauen auf sich zog. Ich verstand es  – während ich ihm am Tisch gegenübersaß,
gelang es mir nur hin und wieder, einen geraden Satz zu formulieren  –, aber es verstimmte mich auch und unterstrich deutlicher denn je, dass er wirklich nicht der richtige Umgang für mich war.
    Als der Kaffee kam, zog sich das Mantra »nicht der richtige Umgang« in einer Endlosschleife durch meinen Kopf, deshalb war ich vielleicht nicht ganz so scharfsinnig, wie ich hätte sein können, als er sich zurücklehnte, seinen Mund mit der Serviette abtupfte, sie ordentlich auf den Tisch legte und sagte, ich müsse ihm heute Abend noch ein Geschenk machen, bevor ich ging  – zum Ausgleich dafür, dass ich seinen Mantel so lange behalten hatte. Die Atmosphäre war ganz leicht umgeschlagen. Sein Lächeln war noch immer charmant und herzlich, aber unter der Oberfläche lauerte noch etwas anderes. Ich faltete meine Hände, um das leichte Zittern zu kaschieren, und tat ganz unbeschwert, als ich ihn fragte, woran genau er gedacht habe  – und betete zu den Göttern des Überziehungskredits, dass ich keine Überstunden machen müsste, um es mir leisten zu können.
    Da sagte er: »Deinen Slip.«
    Gott, das kostet mich ja gar nichts … aber, Moment mal  – was?
    Ich gab mir die größte Mühe, um nicht einmal mit der Wimper zu zucken. War es Stolz? Wahrscheinlich. Das hartnäckige Bedürfnis, mich von keiner Provokation aus der Fassung bringen zu lassen? Bestimmt. Schweigend wartete er auf meine Antwort. Ich rutschte auf meinem Stuhl herum.
    Mit dem, was ich unter den gegebenen Umständen für eine bemerkenswert ruhige Stimme und ein ausdrucksloses Gesicht hielt, fragte ich ihn, ob er noch nie daran gedacht habe, in ein Geschäft zu gehen und sich selbst Damenunterwäsche zu kaufen. Er lachte schallend und schüttelte den Kopf, seine Zähne glänzten weiß im Kerzenschein.

    »Du weißt, dass ich sie nicht brauche, um sie selbst zu tragen. Ich will deinen Slip. Jetzt.«
    Ich war verdattert. Das war James  – der von einem Kuss berauschte, piekfeine, kultivierte James. Was redete er da. Er wartete und genoss offensichtlich die Verwirrung, die mir kurz ins Gesicht geschrieben stand, unternahm aber nichts dagegen.
    Plötzlich machte es klick. Ha! Nachdem ich ihn geküsst hatte und ins Taxi gesprungen war, hatte ich ihn in die Defensive gedrängt, und das war ihm peinlich gewesen. Also spielte er mir nun einen Streich und wollte mich in die Enge treiben. Von mir würde er nie erfahren, wie nah er seinem Ziel gekommen war. Aber zu diesem Spiel gehörten zwei.
    Ich trank gemächlich einen Schluck Wasser, beugte mich vor und fragte ihn ganz höflich und honigsüß, wie er sich das vorstellte. Da ich direkt von der Arbeit gekommen war und Röcke auch unter idealen Umständen unpraktisch fand, trug ich eine Hose. Ob es mir also gestattet sei, auf die Toilette zu gehen, dort meinen Slip auszuziehen und ihn ihm danach zu übergeben? Er machte ein entsetztes Gesicht  – natürlich sei mir das gestattet, er wolle doch kein öffentliches Ärgernis erregen!
    Er ließ mich nicht aus den Augen, als wir eingehend darüber sprachen, sein Lächeln wurde immer breiter, bis er mich fast auslachte. Ich wurde des Spielchens zwar langsam müde, fragte aber trotzdem, was er daran so lustig fände.
    Er deutete auf mich. »Du bist herrlich! Kinn gereckt, beiläufiger Tonfall. Aber deine Körpersprache verrät dich.«
    Unweigerlich reckte ich das Kinn noch weiter nach vorn, als ich antwortete und um einen möglichst ruhigen Tonfall rang. Ich hoffte, er würde mich nicht so weit durchschauen, dass er auch das merkte.
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«

    Er berührte mich, Haut auf

Weitere Kostenlose Bücher