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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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»er meine Hand hielt«, indem ich mir sagte, dass es nichts zu bedeuten hätte und dass er wohl auch einer älteren Verwandten über die Straße helfen würde. Doch dem Lächeln auf meinem Gesicht konnte es nicht abhelfen. Auf dem Weg zum Restaurant mühte ich mich, mit ihm und seinen längeren Beinen Schritt zu halten, denn ich wollte auf keinen Fall länger als nötig draußen in der Kälte verbringen. Ich rollte mit den Augen, beschleunigte meinen Schritt und unterdrückte ein Zittern. Auf einmal blieb er stehen, und ich rempelte ihn an. Verwirrt sah ich mich um.

    »Alles okay? Was ist los?«, fragte ich, als ich sah, dass er seinen Mantel aufknöpfte.
    »Alles bestens, Sophie, nur: Du zitterst.«
    »Wir stehen ja auch in der Kälte, das hilft mir nicht gerade weiter.« Ich wollte nicht zu ironisch klingen, aber wahrscheinlich klang es durch.
    Er legte mir seinen Mantel um die Schultern. Ich glaube, mein Rücken hat sich versteift, ich wich automatisch zurück, als seine Hände meine Schultern packten und mahnend zudrückten. »Behalt ihn an und komm jetzt. Je länger du stehen bleibst, desto kälter wird mir.«
    Ich senkte den Kopf, um mein Lächeln zu verbergen, nahm seine Hand und zog ihn zügig mit. Ich atmete den herrlichen, frischen Zitrusduft seines Rasierwassers am Mantelkragen ein und musste unweigerlich noch breiter grinsen.
    Das Essen war gut. Er hatte mich in ein unaufdringliches, aber eindeutig hochklassiges Restaurant ausgeführt, die Tische standen in Nischen, der Service war aufmerksam, aber praktisch unsichtbar. Unsere Unterhaltung floss leicht dahin, wir lachten viel und neckten uns auch oft  – für mich ist das wichtig, denn Worte sind für mich bedeutsam. Ich mag kluge Menschen, die sich ausdrücken und für sich selbst denken können. All das konnte er, begleitet von einer Streitlust, die mich auf Trab hielt und meinen Kopf beanspruchte. Schon lange hatte ich nicht mehr so gern mit jemanden geredet, und auf einmal erinnerte ich mich daran, wie toll es war, einen neuen Mann kennenzulernen. Er machte auch schreckliche Kalauer, ich murrte darüber und mokierte mich über deren lahmen Witz, innerlich aber lächelte ich. Denn egal wie fürchterlich ein Wortspiel ist  – die erheiternde Wirkung auf einen Journalisten ist nicht zu unterschätzen. James wiederum schien es zu genießen, dass es
zwischen uns funkte. Mit lebhaftem Gesicht und ausladenden Gesten diskutierten wir mit jeweils unterschiedlichem Grad an Ernsthaftigkeit über eine Reihe von Themen. Trotz ein paar Witzen über meine Charakterfestigkeit und einem »Gute Frau, dich muss man wirklich im Zaum halten«, als ich etwas sagte, das ihn besonders aufbrachte, schienen ihn meine Intelligenz und meine Streitlust nicht aus dem Konzept zu bringen. Ich mochte das. Ich mochte ihn. Und als ich dann merkte, dass ich zusah, wenn er trank, und dabei zum x-ten Mal auf seinen Mund starrte, bekam ich so langsam richtiges Verlangen nach ihm.
    Gegen halb elf bereute ich es dann, dass ich ein Treffen unter der Woche vorgeschlagen hatte. Meinen Arbeitsbeginn um sechs Uhr könnte ich wohl kaum ohne die Hilfe von viel Kaffee und einem Schokocroissant bewerkstelligen, und mit großem Bedauern bat ich ihn, die Rechnung kommen zu lassen. Er bezahlte und wedelte meine Kreditkarte weg wie eine lästige Fliege. Als ich einen Blick auf die Summe erhaschte, die ihn dieser Abend gekostet hatte, war ich dafür sehr dankbar. Wir gingen zum Taxistand und warteten. Ich trat von einem Bein aufs andere, um mich warm zu halten. Die Nacht war nun bitterkalt, auch mit seinem Mantel, den er mir ein weiteres Mal zur Verfügung gestellt hatte. Er stand vor mir und wirkte auf einmal weniger selbstsicher als am Anfang des Abends. Das lag vielleicht an seinem gelockerten Krawattenknoten und dem mittlerweile zerknitterten Sakko; er sah wirklich nahbarer und so sensibel aus wie andere Leute. Er räusperte sich.
    »Das war jetzt ja wirklich ein schöner Abend.«
    Ich lachte. »›Ja wirklich‹? Das klingt, als wärst du überrascht.«
    Er wollte schon eine klärende Antwort stammeln, aber da
ich nicht vergessen hatte, dass ich eher gezwungenermaßen zu der Verabredung gekommen war, hätte ich es gemein gefunden, wenn ich ihm diese Verlegenheit nicht erspart hätte. »Schon gut«, lachte ich. »Auch ich bin erstaunt. Du bist eine sehr viel bessere Gesellschaft, als ich es mir bei unserem ersten Treffen hätte vorstellen können.«
    Seine Miene war ein Bild für Götter. Mit

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