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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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beschriften, drehte ich fast durch. Es war so grauenhaft, dass ich stellvertretend für meine Kollegin rot wurde.
    Ich konnte mich also nur mit ihm treffen, mit ihm nach Hause gehen und abwarten, was passieren würde. Dabei müsste ich einen kühlen Kopf bewahren, dürfte mir keine allzu großen Hoffnungen machen und auf keinen Fall etwas so Abscheuliches tun, dass ich mich monatelang unter der Bettdecke verstecken müsste, um darüber hinwegzukommen. Ganz einfach.
    Aber natürlich ist nichts jemals einfach.

     
    Eifrig bestach ich meine Kollegen. Unseren Kriminalreporter lud ich zu einem opulenten Mittagessen ein und verdrehte ihm den Kopf mit Geschichten  – sagen wir: mit optimistischen Lügen  – über glamouröse Promis, Geschenktüten und natürlich Gratisgetränke, damit er für mich zu dieser Buchvorstellung ging. Ich ließ mich in der Mittagspause epilieren und kaufte ein paar neue Slips. Ich war der Meinung, wenn es so laufen sollte, wie ich hoffte, müsste ich mit etwas Schärferem aufwarten als mit dem, was ich James gegeben hatte. Ich kam mir etwas dreist und ziemlich girlie-mäßig vor, konnte aber nicht widerstehen, darin zu schwelgen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich ein echtes Rendezvous  – ich würde nicht nur einen Abend mit einem Freund verbringen, der zudem meinen perversen Geschmack teilte, nein, ich hatte ein Rendezvous, und es war vielleicht der Beginn einer richtigen Beziehung. Es war ein komisches Gefühl, verstörend, aber nett. Meine Güte, ich überlegte sogar, mir ein neues Kleid zu kaufen, weil ich, abgesehen von meinen Hosen, alles, was ich im Schrank hatte, in den letzten Jahren zu Hochzeiten oder Taufen getragen hatte und damit völlig overdressed wäre. Aber ich entschied mich doch dagegen. Ich war schon ausreichend durch den Wind und konnte mir nicht auch noch Gedanken darüber machen, ob ich zufällig mehr entblößte als beabsichtigt, wenn ich in einem Kleid auf einem Stuhl saß und meine Beine überkreuzte. Alles war klar, ich war bereit. Ich war so kribbelig, dass der Nachmittag teils in freudiger Erwartung, teils in Marter vergehen würde. Das Warten war Teil des Spaßes. Mit federndem Gang kam ich aus der Mittagspause zurück und konnte den Feierabend kaum erwarten.
    Aber klar  – während ich weg war, war in der Redaktion die Hölle losgebrochen.

    Als relativer Neuling bekam ich noch nicht viele Titelgeschichten. Einerseits musste ich mich im Ressort erst eingewöhnen, und meine Redakteurin musste darauf vertrauen können, dass ich keine zusätzliche Arbeit durch Umschreiben verursachte, wenn sie mir eine tolle Story gab. Anderseits waren meine Kollegen darauf bedacht, ihre Kontakte und ihre laufenden Geschichten für sich zu behalten. Es machte mir nichts aus, ich wusste, dass ich mich erst bewähren musste und man mich kennenlernen wollte, also nahm ich, ohne zu murren, alle Aufgaben an, die man mir übertrug, ich recherchierte und schrieb meine Artikel, so gut ich konnte. Dabei baute ich mir wieder eigene Kontakte auf, damit ich irgendwann eigene Features einbringen könnte.
    Nun, als ich zu meinem Schreibtisch schlurfte, sah Ian, der Nachrichtenredakteur, mich und winkte mich zu sich. Ich schielte auf die Uhr, als ich zu ihm ging, und prüfte, ob ich nun einen Rüffel bekommen würde, weil ich zu lange Pause gemacht hatte. Aber es war nicht zu spät. Ich wartete, bis er sein Telefongespräch beendet hatte und auflegte.
    »Hey, ich bin froh, dass du zurück bist. Du musst noch mal los.«
    Was? Mist! Aber eigentlich war das gar nicht so schlecht. Wenn ich früher damit fertig wäre, könnte ich danach gleich heimlich nach Hause gehen. Die ewige Optimistin!
    »Das Kollegium in St Luke’s revoltiert.«
    Ich blinzelte irritiert. »Was?«
    »St Luke’s, Grundschule. Ein Kind soll vom Unterricht ausgeschlossen werden. Die Behörden sind involviert, wir müssen also vorsichtig vorgehen. Jedenfalls hat jemand hier angerufen und gesagt, dass in einem Rundbrief der Eltern einige Lehrer beschuldigt werden, bei der Disziplinierung der Kinder übereifrig zu sein. Stichwort: Rassismus. Das Kollegium ist aufgebracht,
ein paar Lehrer haben mit rechtlichen Schritten gedroht. Es könnte sein, dass sie die Arbeit niederlegen.«
    Während er noch redete, schwirrte mir bereits der Kopf vor lauter Optionen.
    »Wissen wir, wer angerufen hat?«
    »Nein, sie wollen anonym bleiben und wollen auch nicht zitiert werden.«
    »Okay. Das könnte ein Elternteil sein oder ein

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