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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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nicht an.
    »Freut mich, dich zu sehen, Beth. Du siehst gut aus«, lügt Maxwell.
    »Du auch.«
    »Hör mal, würde es dir etwas ausmachen, wenn wir Eddie erst nächsten Samstag zurückbringen, statt am Freitag? Am Freitagabend ist Melissas Schulkonzert, und da würden wir gern alle zusammen hingehen, nicht wahr, Ed?« Eddie zieht eine Schulter hoch und nickt gleichzeitig. Der arme Junge könnte Diplomat werden. Beth presst die Lippen zusammen, die Muskeln an ihrem Kiefer spannen sich. Sie verabscheut jede Erwähnung von Maxwells neuer Familie und jede Sekunde, die Eddie mit ihnen verbringt. Aber das ist eine recht vernünftige Bitte, und sie bemüht sich, ebenfalls vernünftig zu sein.
    »Natürlich. Klar, kein Problem«, sagt sie.
    »Schön.« Maxwell lächelt, ein knappes, geschäftsmäßiges Lächeln. Eine Pause entsteht, in der nur das Schleifgeräusch von Eddies Tasche zu hören ist, die hin und her schwingt. »Habt ihr diese Woche viel vor?«, erkundigt sich Maxwell.
    »Nein – nur den alten Kram hier sortieren und alles für Weihnachten vorbereiten«, erwidere ich leichthin. Beth hat nichts hinzuzufügen.
    »Ja, also dann, gehen wir, Ed?« Maxwell schiebt seinen Sohn zur Tür. »Bis Samstag. Ich wünsche euch beiden eine schöne Woche.«
    »Warte! Eddie …« Beth eilt zu ihm und umarmt ihn zu fest. Sie würde mit ihm gehen, wenn sie könnte. Ihn festhalten, dafür sorgen, dass er sie nicht vergisst und Diane und Melissa nicht zu lieb hat. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hat, wende ich mich Beth zu, doch sie weicht meinem Blick aus.
    »Warum bist du in Maxwells Gegenwart nur immer so still?«, platze ich heraus. »Kannst du nicht ein bisschen …« Ich verstumme ratlos. Beth wirft die Arme in die Luft.
    »Nein, kann ich nicht! Ich weiß, dass er mir Eddie wegnehmen will. Ich kann nicht so tun, als wüsste ich das nicht oder als wäre es mir gleichgültig!«, schreit sie.
    »Ich weiß, ich weiß«, lenke ich ein. Sie fährt sich mit der Hand durchs wirre Haar. »Eddie kommt doch bald wieder«, füge ich hinzu. »Du weißt, wie gern er bei dir ist, Beth – er vergöttert dich, und daran wird sich nichts ändern, egal, was Maxwell tut.« Ich nehme sie sacht bei den Schultern und versuche, ihr ein Lächeln zu entlocken. Beth seufzt und verschränkt die Arme.
    »Ich weiß. Ich bin nur … ich gehe jetzt duschen«, sagt sie und wendet sich von mir ab.
    Ohne Eddie ist das Haus wieder nur groß und leer. In stiller Übereinkunft haben wir vorerst aufgehört, Merediths Sachen zu sortieren. Die Aufgabe ist einfach zu gewaltig und erscheint uns irgendwie sinnlos. Der Inhalt dieses Hauses ist schon so lange vorhanden, dass er wie festgerostet sitzt. Es wäre unmöglich, jetzt alles wegzuschaffen. Dazu werden sie schweres Gerät brauchen, Bulldozer vielleicht – ich stelle mir vor, wie sich so eine Schaufel mit Eisenzähnen durch die Schichten von Stoff und Teppich und Papier und Holz und Staub wühlt. Harte Arbeit, als wollte man Bällchen aus einer unreifen Melone schaben. Das wird eine grauenhafte Gewalttat. All die kleinen Spuren so vieler Leben.
    »Ich habe noch nie darüber nachgedacht, was aus den Sachen eines Menschen wird, wenn er stirbt«, bemerke ich beim Abendessen. Die Speisekammer war voller Heinz-Dosensuppen, als wir ankamen, aber wir sind bald durch. Irgendwann demnächst werde ich mich in den Ort hinauswagen müssen.
    »Was meinst du?«
    »Es ist nur … es ist noch nie jemand gestorben, den ich gekannt habe. Ich musste mich noch nie mit den Folgen auseinandersetzen …«
    »Mit den Folgen auseinandersetzen? Wie du das sagst, hört es sich an, als wäre es egoistisch, zu sterben. Denkst du das?« Beths Stimme ist leise und angespannt. Sie ist so anders, jetzt, wo Eddie weg ist.
    »Nein! Natürlich nicht. Das wollte ich damit nicht sagen. Ich meine nur, dass man nie über so etwas nachdenkt, bis es dann passiert … wer alles auseinandersortiert zum Beispiel. Wo die Sachen hinkommen. Ich meine, was wird aus Merediths Nachthemden? Ihren Strümpfen? Dem Essen in ihrer Speisekammer?« Ich kämpfe. Eigentlich sollte das ein lustiges, oberflächliches Gespräch werden.
    »Was spielt das denn für eine Rolle, Erica?«, faucht Beth mich an. Ich höre auf zu reden, breche ein Stück Brot ab und zerkrümele es zwischen den Fingern.
    »Es spielt keine Rolle«, sage ich. Manchmal fühle ich mich mit Beth einsam.
    Das war früher nie so, nicht, als wir jünger waren – vorher. Wir haben uns nie viel

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