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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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recht gelegen kam. Aber er ist nicht nur schlecht. Er hat sie eben in ihrer guten Zeit kennengelernt, als sie ganz Anmut und spröde Schönheit war. Damals war sie wie ein Schwan, eine Lilie. Maxwell entpuppte sich als Schönwetterfreund. Jetzt tropft sein grauer Regenmantel auf den Steinboden, doch der Regen kann dem Glanz des Wohlstands auf seinem Haar, seinen Schuhen und seiner Haut nichts anhaben.
    »Ziemlich beeindruckendes Anwesen«, sagt er und trinkt einen Schluck von dem kochend heißen Kaffee mit einem Geräusch, das mir nicht gefällt.
    »Ja, kann sein«, stimme ich zu, lehne mich an den Küchenherd und verschränke die Arme. Es fiel mir schon schwer, mit Maxwell warm zu werden, als er noch mein Schwager war. Jetzt ist es mir schlicht unmöglich.
    »Man muss natürlich eine Menge daran machen. Aber es hat gewaltiges Potenzial«, verkündet er. Er hat sein Geld mit Immobilien verdient, und ich frage mich mit einem Anflug von Gehässigkeit, wie sich die Finanzkrise wohl für ihn ausgewirkt haben mag. Gewaltiges Potenzial. Das hat er auch über das Cottage gesagt, das Beth in der Nähe von Esher gekauft hat, nach der Scheidung. Er sieht alles mit dem Blick eines Bauunternehmers, aber Beth hat die verzogenen Türen behalten und den Kamin, der nur zieht, wenn die Fenster offen sind. Ihr gefällt das Häuschen mit seinen Macken. »Habt ihr schon entschieden, was ihr damit machen wollt?«
    »Nein, noch nicht. Beth und ich haben eigentlich noch gar nicht richtig darüber gesprochen«, antworte ich. Ein ge reizter Ausdruck huscht über sein Gesicht. Er konnte es noch nie leiden, wenn Zaghaftigkeit dem gesunden Menschenver stand in die Quere kommt.
    »Also, dieses Erbe könnte euch beide sehr reich machen …«
    »Aber dann müssten wir hierbleiben. Hier wohnen. Ich weiß nicht, ob wir das beide wollen.«
    »Aber ihr braucht doch nicht das ganze große Haus zu bewohnen. Habt ihr schon mal daran gedacht, es in ein zelne Wohnungen umzubauen? Dazu bräuchte es natürlich einige Planung, aber das dürfte kein Problem sein. Ihr könntet eine Wohnung und das Grundstück für euch behalten und den Rest auf Erbpachtbasis verkaufen. Ihr würdet ein Vermögen damit machen und die Bedingung des Testaments erfüllen.«
    »Das würde erst mal Tausende Pfund kosten …« Ich schüt tele den Kopf. »Außerdem stecken wir in einer Rezes sion, schon vergessen? Ich dachte, in der Baubranche herrscht absoluter Stillstand?«
    »Wir stecken vielleicht jetzt in einer Rezession, aber in zwei oder drei Jahren? Langfristig gesehen werden die Leute immer irgendwo wohnen müssen.« Maxwell senkt nachdenklich den Kopf. »Ihr würdet eben Investoren brauchen. Da könnte ich euch helfen. Eventuell wäre ich sogar selbst interessiert …« Ich sehe, wie er sich mit ganz neuer Aufmerksamkeit umblickt, als zeichne er in Gedanken schon Grundrisse. Mir wird ganz schlecht vor Abscheu.
    »Danke. Ich werde mit Beth darüber sprechen.« Mein Tonfall klingt endgültig. Maxwell sieht mich streng an, sagt aber erst einmal nichts mehr.
    Er starrt ein Stillleben mit Früchten an, das an der gegenüberliegenden Wand hängt. Nach einer Weile räuspert er sich leicht, und das sagt mir, wonach er als Nächstes fragen wird.
    »Und wie geht es Beth?«
    »Es geht ihr gut.« Ich lasse meine Stimme betont gleichmütig klingen. Wieder macht er dieses leicht gereizte Gesicht, und die Furchen in seiner Stirn werden noch tiefer.
    »Hör doch auf, Erica. Als ich sie letzte Woche gesehen habe, war sie wieder furchtbar dünn. Isst sie denn überhaupt etwas? Spinnt sie wieder rum?« Ich versuche, nicht an die Mince Pies zu denken. An Hunderte von Törtchen.
    »Mir ist nichts aufgefallen.« Das ist eine fette Lüge. Es wird wieder schlimmer mit ihr, und obwohl ich nicht genau weiß, warum, weiß ich doch, wann es diesmal angefangen hat – wann sie den höchsten Punkt erreicht hat und wieder abzustürzen begann: Das war, als Meredith gestorben ist. Als ihr Tod dieses Haus in unser Leben zurückgebracht hat.
    »Und wo ist sie?«
    »Keine Ahnung, wahrscheinlich im Bad.«
    »Behalt sie im Auge«, brummt er. »Ich will nicht, dass Eddie über Weihnachten hierbleibt, wenn sie wieder eine ihrer Episoden hat. Das wäre ihm gegenüber nicht fair.«
    »Sie wird keine Episode haben. Außer, du versuchst, ihr Eddie wegzunehmen«, fauche ich.
    »Es geht nicht darum, Eddie von ihr fernzuhalten. Sondern darum, was das Beste für meinen Sohn ist.«
    »Für ihn ist es das Beste, Zeit mit

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