Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
Vom Netzwerk:
seiner Mutter zu verbringen. Und es tut ihr so gut, ihn um sich zu haben. Es geht ihr immer besser, wenn …«
    »Es sollte nicht Edwards Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass es seiner Mutter besser geht!«
    »Das habe ich damit nicht gemeint!«
    »Ich war überhaupt nur damit einverstanden, dass Edward hierherkommt, weil du da sein und alles im Auge behalten wirst, Erica. Beth hat bereits bewiesen, wie unberechenbar sie sein kann, wie labil. Den Kopf in den Sand zu stecken nützt nichts, weißt du?«
    »Ich denke doch, dass ich meine Schwester kenne, Maxwell, und sie ist nicht labil.«
    »Hör mal, Erica, ich weiß, dass du dich hinter sie stellen willst, und das ist lobenswert. Aber das hier ist kein Spiel. Edward könnte den Rest seines Lebens darunter leiden, wenn er sie in ihrem schlimmsten Zustand sieht, und ich bin nicht bereit, das zuzulassen! Nicht noch einmal.«
    »Nicht so laut, Herrgott noch mal!«
    »Ich will doch nur …«
    »Ich weiß, was du willst, Maxwell, aber du kannst nichts daran ändern, dass Beth nun einmal Eddies Mutter ist. Menschen sind nie perfekt – auch Beth ist nicht perfekt. Aber sie ist eine wunderbare Mutter, sie liebt Eddie sehr, und wenn du zur Abwechslung mal darauf achten würdest, statt sie ständig zu belauern und jedes Mal alleiniges Sorgerecht! zu schreien, wenn sie ein bisschen niedergeschlagen ist.«
    » Ein bisschen niedergeschlagen ist aber ganz schön untertrieben, meinst du nicht?«, erwidert er, und ich kann ihn nur böse anfunkeln, denn er hat recht. In der kurzen Pause hören wir ein Geräusch von draußen und wechseln vorwurfsvolle Blicke. Eddie müht sich im Flur mit seiner Reisetasche, die bei jedem Schritt schwer hin und her schwingt. Sie verdreht ihm das dünne Handgelenk. »Edward!«, ruft Maxwell und geht mit breitem Lächeln auf seinen Sohn zu, um ihn mit einer knappen Umarmung zu begrüßen.
    Ich brauche eine ganze Weile, bis ich Beth endlich finde. Das Haus ist dunkel heute, genau wie die Welt da draußen. Ein Sonntag mitten im Winter, die Sonne scheint kaum aufgegangen zu sein und geht schon wieder unter. Ich laufe von Tür zu Tür, stoße sie auf, spähe durch den Spalt und atme den schalen Geruch von Räumen ein, die zu lange geschlossen waren. Vor ein paar Stunden haben wir drei bei einem späten Frühstück zusammen an dem langen Küchentisch gesessen. Beth war fröhlich und strahlte, kochte uns heiße Schokolade und backte Croissants im Holzofen auf. Zu fröhlich und strahlend, geht mir jetzt durch den Kopf. Ich habe nicht bemerkt, dass sie sich davongeschlichen hat. Einen Lichtschalter nach dem anderen lege ich um, aber viele der Glühbirnen sind durchgebrannt. Schließlich finde ich Beth zusammengekauert auf dem Fensterbrett in einem der oberen Schlafzimmer. Von hier aus kann sie den silbernen Wagen in der Auffahrt sehen, fleckig vom Regen auf dem schmutzigen Fenster.
    »Maxwell ist hier«, sage ich überflüssigerweise. Beth igno riert mich. Sie zwickt die Unterlippe mit zwei Fingern ein, drückt sie gegen die Zähne und beißt darauf herum. »Eddie fährt jetzt weg, Beth. Du musst herunterkommen und dich verabschieden. Komm schon. Und Maxwell möchte mit dir sprechen.«
    »Ich will nicht mit ihm sprechen. Ich will ihn nicht sehen. Ich will nicht, dass Eddie geht.«
    »Ich weiß. Aber es ist ja nur für eine Weile. Und du kannst Eddie nicht wegfahren lassen, ohne dich zu verabschieden.« Sie rollt den Kopf herum und starrt mich böse an. So müde sieht sie aus. So müde und traurig. »Bitte, Beth. Sie warten auf dich … wir müssen jetzt runtergehen.« Beth holt tief Luft und erhebt sich langsam vom Fensterbrett – eine bedächtige Bewegung, wie unter Wasser.
    »Ich hab sie gefunden!«, verkünde ich zu laut. »Dieses Haus ist so groß, dass man sich darin verlaufen kann.« Beth und Maxwell ignorieren mich, aber Eddie lächelt hilflos. Manchmal wünschte ich wirklich, Beth würde sich besser verstellen. Würde anderen zeigen, dass sie gut zurechtkommt. Ich könnte sie dafür schütteln, dass sie Maxwell nicht wenigstens jetzt eine bessere Fassade bietet. Sie steht mit verschränkten Armen vor ihm und wirkt verloren in ihrer formlosen Strickjacke. Sie hat nicht gekämpft, als er sie verlassen hat. Sie haben sich einvernehmlich getrennt – das war das Wort, mit dem beide Familien nur so um sich geworfen haben. Einvernehmlich. Es hat nichts Einvernehmliches, wie Beth jetzt dasteht, mit grauem Gesicht und wie innerlich wund. Die beiden fassen sich

Weitere Kostenlose Bücher