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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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entsprechend falsche Version von „Yankee Doodle“. Alle lachten und klatschten, sogar Victor. Doch als der Beifall vorbei war, sah sie den traurigen und müden Blick in seinen Augen. Ruhig legte sie den Kamm auf den Tisch.
    Draußen donnerte ein Lieferwagen vorbei. Es war fünf Uhr morgens. Die Stadt regte sich.
    „Also“, sagte Polowski und legte einen Dollar Trinkgeld auf den Tisch. Er sah Victor an. „Wir müssen etwas abliefern. Wann fliegt die United nach New Haven?“
    „Viertel nach zehn“, antwortete Victor.
    „In Ordnung. Ich kaufe Ihnen das Flugticket. In der Zwischenzeit sehen Sie zu, ob Sie wieder an einen Schnurrbart kommen.“ Polowski sah zu Cathy. „Sie fliegen mit ihm?’’
    „Nein“, sagte sie und sah Victor an.
    Sie hoffte auf eine Reaktion. Sie sah Erleichterung. Und Resignation.
    Er fragte nur: „Wohin gehst du?“
    Sie zuckte die Schultern. „Vielleicht halte ich mich an unseren ursprünglichen Plan. Nach Süden. Zu Jack.“
    Wenn er sie wirklich liebte, würde er sie jetzt zurückhalten. Aber er nickte nur und sagte: „Das ist eine gute Idee.“
    Sie hielt die Tränen zurück und lächelte Ollie zu. „Ich brauche jemanden, der mich mitnimmt. Sie und Milo fahren heim?“
    „Jetzt gleich.“ Ollie sah verwirrt drein.
    „Kann ich mitkommen? In Palo Alto nehme ich dann den Bus.“
    „Kein Problem. Sie können vorne auf dem Ehrensitz sitzen.“
    „Solange du sie nicht ans Steuer lässt“, brummte Milo.
    Polowski stand auf. „Dann ist alles geregelt. Vorwärts!“
    Auf der Straße verabschiedeten sich Cathy und Victor voneinander.Es war kein Ort für einen sentimentalen Abschied. Vielleicht war das am besten so. Zumindest konnte sie mit einer Spur von Würde weggehen. Zumindest brauchte sie nicht von seinen Lippen die brutale Wahrheit zu hören. Sie konnte weggehen und sich an die Fantasie klammern, er würde sie lieben.
    „Wirst du zurechtkommen?“ fragte er.
    „Aber ja. Und du?“
    „Ich schaffe es schon.“ Er schob die Hände in die Taschen. „Ich werde dich vermissen, aber es ergibt keinen Sinn, dass wir zusammen sind. Nicht unter diesen Umständen.“
    Ich würde unter allen Umständen bei dir bleiben, dachte sie. Wenn ich nur wüsste, dass du mich willst.
    „Ich lasse dich wissen, wann alles sicher ist“, sagte er seufzend. „Wann du wieder heimkommen kannst.“
    „Und dann?“
    „Dann sehen wir weiter“, flüsterte er.
    Sie küssten sich. Es war ein unbeholfener, höflicher Kuss,
    „Pass auf dich auf, Victor“, sagte sie, drehte sich um und ging zu Ollie und Milo.
    „Das war’s?“ fragte Ollie.
    „Das war’s.“ Sie wischte sich brüsk über die Augen. „Ich bin fahrbereit.“
    „Erzählen Sie mir von Lily“, bat Cathy.
    Im ersten Licht der Morgendämmerung fuhren sie an den Klippen entlang, an denen sich die Wellen brachen und Möwen kreisten.
    Ollie hielt seinen Blick auf der Straße. „Was wollen Sie wissen?“
    „Was für eine Frau war sie?“
    „Ein netter Mensch“, antwortete Ollie. „Und klug. Wahrscheinlich die Klügste von uns allen. Eindeutig schlauer als Milo.“
    „Und sie sah besser aus als Ollie“, kam eine Stimme von hinten.
    „Eine wirklich gütige, wirklich anständige Frau. Als sie undGersh heirateten, dachte ich, dass er eine Heilige bekommen hat.“ Er bemerkte Cathys Stille. „Natürlich will nicht jeder Mann eine Heilige. Ich wäre glücklicher mit einer Lady, die ein wenig irre sein kann. Die zum Beispiel mit einem Lieferwagen durch einen elektrischen Zaun bricht.“
    Es war süß, dass er das sagte, aber es milderte ihren Schmerz nicht.
    Die Fahrt zu Milos Haus wirkte endlos. Als er endlich ausstieg, schien die Sonne.
    „Also, Leute“, sagte Milo durch das Wagenfenster. „Hier trennen sich unsere Wege.“ Er blickte zu Cathy. „Mexiko?“
    Sie nickte. „Puerto Vallarta. Was ist mit Ihnen?“
    „Ich sehe mir mit Ma Florida an. Vielleicht Disney World. Willst du mitkommen, Ollie?“
    „Ein anderes Mal. Ich will erst ausschlafen.“
    „Du weißt nicht, was dir entgeht. Also, das war vielleicht ein Abenteuer. Fast schade, dass es vorüber ist.“ Milo drehte sich um und ging zum Haus. Auf der Veranda winkte er und rief: „Bis zum nächsten Mal!“ Damit verschwand er im Haus.
    Ollie lachte. „Milo und seine Ma zusammen? Disney World wird nie wieder sein, was es vorher war.“ Er tastete nach dem Zündschlüssel. „Jetzt zum Busbahnhof. Ich habe gerade genug ...“
    Er hatte keine Chance, den Schlüssel zu

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