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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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»Wo sollen wir denn ein Periskop herbekommen?«
    »Ich habe eins in der Scheune. Mom und Dad haben es mir zum Geburtstag geschenkt. Dad hat es selbst gebaut. Ich bin gleich wieder zurück!«
    Sie ließ Henry allein auf seinem Bett sitzen. Er betrachtete die Tür nach Badon Hill. Und kurz darauf steckte er wieder die Hand hinein. Er zog ein zerfallendes Holzstück und einen Käfer heraus und griff dann nochmals hinein, so tief er konnte. Es gab keine Decke, nur raue, faulige Wände und einen erdigen Boden. Mit einem Mal spürte er Sonne auf seinem Handrücken und den Fingern. Er setzte sich auf und dachte nach. Ein Periskop - das konnte funktionieren. Henry blickte auf die schwarze Tür. Wenn es funktionierte, würde Henrietta auch durch dieses Fach sehen wollen. Und ihm würde wieder schlecht werden. Ein grünes Handtuch markierte noch immer die Stelle seines letzten Zusammenbruchs.
    Er schob das Handtuch mit der Fußspitze zusammen. Dann beugte er sich vor, wischte mit dem Lappen über den Boden und lief - durch den Mund atmend - schnell
nach unten. In der Küche wusch er das Handtuch im Waschbecken aus und stieg dann, beide Hände voller Küchenpapier, wieder zum Dachboden hinauf. Als er sauber gemacht hatte - zumindest nach den Maßstäben eines Jungen -, ging er ins Bad auf der ersten Etage und zog die Toilettenspülung, um alles auf einmal wegzuspülen. Er sah zu, wie das Wasser in der Toilette hin und her schoss und gurgelte, bis er Henrietta hinaufkommen hörte. Nach einem letzten Blick in die Toilette, ging er zurück nach oben.
    Als er in sein Zimmer kam, versuchte Henrietta schon, ihr Periskop durch die Tür nach Badon Hill zu schieben. Es fiel ihr nicht ganz leicht, aber schließlich rutschte es hinein und ragte in einem leichten Winkel nach oben. Henrietta lachte und klatschte in die Hände.
    »Mach das Licht aus, Henry. Bevor ich hineinschaue, will ich sehen, ob etwas hindurchschimmert.«
    Henry schob sich zwischen die Wand und das Bett zur Lampe hinüber, knipste sie aber nicht aus.
    »In welche Richtung guckt es denn?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, sieht dein Periskop in den Himmel hinauf oder nach unten auf den Boden oder zur Seite? Es guckt ja nicht einfach geradeaus.«
    Henrietta sah ihn verständnislos an. »Warum nicht?«
    »Wahrscheinlich guckt es nach unten.«

    Henry hatte recht. Frank hatte das Periskop aus einem PVC-Rohr und ein paar alten Motorradspiegeln gebaut. Am unteren Ende war ein Sichtfenster angebracht, und das hatte Henrietta so gelegt, dass es nach oben blickte und sie von oben hineinsehen konnte. Das Rohr des Periskops verlief durch das Fach hindurch, und auf der anderen Seite, wohin Henry und Henrietta nicht sehen konnten, befand sich ebenfalls ein Sichtfenster, in genauer Gegenrichtung zum ersten - also direkt auf den Boden gerichtet.
    Henrietta beugte sich über das Sichtfenster und blickte hinein.
    »Ich kann etwas sehen«, verkündete sie. »Alles grün.«
    »Wahrscheinlich Gras«, meinte Henry.
    Henrietta richtete sich wieder auf. »Und wenn wir mehr sehen wollen?«
    »Tja«, meinte Henry. »Dann muss man wohl das Sichtfenster am anderen Ende abnehmen.«
    »Du meinst, wir müssen das Periskop kaputt machen?«
    »Nein, ich meine, wir nehmen das Sichtfenster ab, damit wir geradeaus gucken können. Wir können es jederzeit wieder dranmachen.«
    Henrietta fummelte das Rohr wieder aus dem Fach heraus und reichte es Henry. »Aber vorsichtig. Dad soll nicht denken, dass ich es kaputt gemacht habe.«

    »Er wird es gar nicht mitbekommen.« Henry fasste das Rohr und zog am oberen Sichtfenster. Er zerrte und ruckte, bis er es in der Hand hielt.
    »Es war nicht angeklebt«, sagte Henry. »Man kann es also ganz leicht wieder draufsetzen.«
    Dieses Mal versuchte Henry, das Rohr durch das Fach zu schieben, aber es gelang ihm nicht. Schließlich nahm Henrietta es ihm ab und schob es durch.
    »Jetzt mach die Lampe aus«, sagte sie.
    Henry gehorchte und anschließend schloss er die beiden Türen. Gemeinsam hielten die Kinder den Atem an. Ein breiter Sonnenstrahl stieg aus dem Sichtfenster auf, erhellte den Staub, der in der Luft umherflog, und endete schließlich als heller Fleck an Henrys Decke.
    »Da ist Licht«, stieß Henrietta hervor.
    »Guck mal rein«, sagte Henry.
    Henrietta beugte sich vorsichtig über das Sichtfenster, blinzelte ein wenig und sah dann hinein. Kurz darauf wandte sie sich wieder ab. Ihre Augen tränten.
    »Was hast du gesehen?«, fragte

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