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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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wirklich ›dringend‹ gesagt?«
    Der Mönch nickte. »Er hat sich schon in Eurem Arbeitszimmer eingerichtet und sieht alle Akten des Prozesses durch, um sich zu versichern, dass es keine Unregelmäßigkeiten gibt.«
    Uberto da Rimini hatte noch nie in seinem Leben geflucht, und er tat es nicht einmal in diesem Augenblick. Doch er musste jedes Quäntchen Selbstbeherrschung einsetzen, um Gott nicht zu fragen, warum er ständig all seine Mühen vereitelte. Es hätte keine Stunde mehr gedauert, um dem falschen Studenten ein Geständnis zu entreißen, aber er wagte es nicht,
noch länger zu verweilen. Nun ging es vor allem darum, sein Vorgehen geheim zu halten, er hatte ja nicht einmal mit Bruder Antonio über die Verhaftung gesprochen. Wenn es Gott gefiel, würde er morgen zurückkehren und die unterbrochene Befragung wiederaufnehmen.
    »Dringende Probleme rufen mich, wie Ihr gehört habt«, sagte er deshalb zum Capitano del Popolo, der sich gerade leise mit dem Papierhändler unterhielt. »Ich verlange, dass die Befragung unterbrochen und nur in meiner Anwesenheit wiederaufgenommen wird, im Namen der Zusammenarbeit, die uns in diesem Fall vereint.«
    »Das sei Euch gewährt« erwiderte der Podestà, der sich zu ihnen gesellte. »Doch ich werde nur bis morgen zur sechsten Stunde auf Euch warten. Dann werde ich alleine fortfahren.« Er drehte sich zum Verhörraum um, in dem nur noch der Notar und der Henker zurückgeblieben waren, und rief: »Man soll dem Gefangenen die Seile abnehmen und ihn wieder in seine Zelle bringen. Wir fahren morgen fort.«
    Uberto verneigte sich kurz vor ihm und eilte im Gefolge von Bruder Antonio davon.
    »Da ist noch etwas«, fügte der Dominikaner leise hinzu, während sie aus dem Gebäude in das Gewirr der Läden eintauchten, die einen guten Teil des Platzes unterhalb des Durchganges ausfüllten und den Fußgängern und Handkarren gerade genügend Platz zum Durchkommen ließen. »Ich wollte nicht vor Fremden mit Euch darüber reden.«
    »Worum geht es?«
    »Dieser ehemalige Priester, Guido Arlotti. Er wollte Euch im Kloster aufsuchen und sagte, er hätte wichtige Neuigkeiten für Euch. Er war voller blauer Flecke und seine Kleider waren zerrissen. Weil er Euch nicht angetroffen hat, ist er gegangen, um sich umzuziehen und seine Wunden zu versorgen, aber er hat gesagt, er würde später wiederkommen.«

    Uberto nickte seufzend. Das war zu viel auf einmal; er musste sich einen Moment Zeit nehmen, um sich Klarheit zu verschaffen und zu entscheiden, wie er weiter vorgehen würde. Doch dafür musste er ungehindert handeln können. Und er hoffte, dass der Erzbischof so schnell wie möglich dahin zurückkehren würde, woher er gekommen war.
     
    Ihr Weg bis zum Hafen von Porticella verlief ruhig und angenehm. Sie folgten dem Ufer des Navile-Kanals zu Land, unter den Schreien der Maultiertreiber, die ihre Tiere antrieben, die Boote stromaufwärts zu ziehen, und den Pfiffen der Bootsführer, mit denen sie sich warnten, wenn sie einander entgegenkamen. Dass so viele Menschen unterwegs waren, bedeutete an sich schon einen ausreichenden Schutz vor Guido Arlotti und seinen Kumpanen, falls diese vorhatten, sich an ihnen zu rächen. Doch Adia zweifelte, dass sie in ihrem ramponierten Zustand die Kraft hatten, irgendetwas zu unternehmen, und Mondino stimmte ihr zu.
    Sie liefen hintereinander: zuerst der Esel, vollbeladen mit Gepäck, das mit festen Netzen aus Seil zusammengeschnürt war. Dann Adia und Mondino, die das Tier abwechselnd mit einem Klaps auf den Rücken antrieben, wenn es stehen blieb, und dahinter die Hunde, die ständig hin und her liefen; sie keuchten, und die Zunge hing ihnen aus dem Maul, doch sie verfolgten jede Bewegung aufmerksam.
    Adia und Mondino redeten wieder über den Mord an dem deutschen Tempelritter. Die Alchimistin fragte, ob die Leiche zufällig eine kreisförmige Wunde wie von einem Pfriem in der Brust hätte.
    Mondino sah sie an; in seinem Blick mischten sich Verwunderung und Misstrauen: »Woher wisst Ihr das?«
    Während die allgemeinen Informationen über die Leiche inzwischen in aller Munde waren, war dieses Detail nicht
durchgesickert. Es konnte sogar sein, dass es Mondino als Einzigem aufgefallen war - und das auch nur, weil Angelo da Piczanos Leiche die gleiche Wunde aufwies.
    Adia lächelte geheimnisvoll. »Natürlich dank meiner Hexenkünste. Haben Euch die Leute, die Euch von mir erzählt haben, denn nicht erwähnt, dass ich die Vergangenheit und die Zukunft zu

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