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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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deuten weiß?«
    »Treibt bitte keinen Scherz mit mir und antwortet auf meine Frage.«
    Adia schlug auf die Kruppe des Esels und schnalzte dazu mit der Zunge. Daraufhin trottete das Tier, das einen Augenblick lang stehen geblieben war und den Kanal zu ihrer Rechten betrachtet hatte, folgsam weiter.
    »Ich habe nur eine Vermutung geäußert, hochgeschätzter Herr Doktor«, sagte Adia mit einer gewissen Heiterkeit in der Stimme. »Wenn dieser Mann mit einem Pulver getötet wurde, das Blut in Eisen verwandelt, kann er es nicht in Flüssigkeit aufgelöst getrunken haben, das seht Ihr doch genauso, oder?«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte Mondino. »Sonst hätten sich alle Blutgefäße in Eisen verwandeln müssen, sobald das Gift durch sie hindurchfloss. Stattdessen waren nur das Herz und die benachbarten Blutgefäße von der Verwandlung betroffen.«
    Dieses Problem hatte ihn aus wissenschaftlicher Sicht am meisten beschäftigt, und er hatte auch keine Antwort gefunden, als er mit Gerardo und Hugues de Narbonne darüber gesprochen hatte.
    »Das bedeutet«, fuhr Adia fort, »dieses Gift, wie Ihr es nennt, wurde direkt ins Herz injiziert. Mit einem hohlen Stilett oder etwas Ähnlichem.«
    »Doch so etwas gibt es nicht!« rief Mondino aus. »Ich halte mich über alle Neuerungen der Wissenschaft auf dem Laufenden und habe noch nie etwas von einer dünnen Hohlklinge
gehört, die fest genug wäre, um ein menschliches Herz zu durchstoßen, ohne sich zu verbiegen.«
    Aus einem Seitenweg zu ihrer Linken kam ihnen ein Bauer entgegen, der einen Karren voller Gemüse hinter sich her zog. Sein Hund, ein kräftiger Mischling mit hängenden Ohren, fing an, zu knurren und die beiden Molosser anzubellen. Mondino befürchtete schon, dass es zu einem Kampf kommen würde, doch Adia rief einen kurzen Befehl auf Arabisch, und die Tiere blieben starr am Straßenrand stehen, ohne die geringste feindliche Regung gegen den Hund des Bauern zu zeigen. Der knurrte und sabberte munter weiter, wagte es jedoch nicht, sich ihnen zu nähern. Nachdem der Bauer sich vergeblich heiser geschrien hatte, um ihn zu sich zu rufen, ließ er die Stangen des Karrens los und zwang seinen Hund mit Fußtritten, mit ihm weiterzuziehen. Während sie sich entfernten, bemerkte Mondino, wie er mit der linken Hand eine Geste machte, um Schaden von sich abzuwehren.
    »Die Leute hier glauben, meine Hunde seien vom Teufel besessen, und das nur, weil sie sich vernünftig verhalten«, erklärte Adia schulterzuckend.
    »Dass sie Euren Befehlen aufs Wort gehorchen, überrascht sogar mich«, entgegnete Mondino.
    »In meiner Heimat hat das Abrichten von Hunden, Pferden und Falken eine tausendjährige Tradition«, sagte Adia. »Mein Volk hat vor Jahrhunderten entdeckt, dass sich Gehorsam leichter durch Sanftmut als durch Schläge erreichen lässt.«
    Mondino konnte sich gerade noch zurückhalten, dass er nicht etwas Bissiges über die islamischen Horden sagte, die über das Heilige Land herfielen und wie grausam sie dort gegen die Christen kämpften.
    »Ihr habt etwas über dieses Instrument gesagt«, wechselte er das Thema.
    »Darüber gibt es nichts mehr zu sagen««, erwiderte Adia
und schien plötzlich übel gelaunt. Diese beschwörende Geste des Aberglaubens musste sie stärker verletzt haben, als sie zugeben wollte. »Eine Sache gibt es so lange nicht, bis jemand sie braucht. Und wenn dann der Bedarf dafür da ist, wird sie früher oder später geschaffen.«
    Mondino dachte nach und kam zu dem Schluss, dass sie Recht haben könnte. Kein Arzt hatte bisher eine Arznei direkt ins Blut injizieren müssen, doch die Vorstellung war faszinierend. Bestimmt würden Heilmittel auf diese Weise wesentlich schneller wirken. Aber um dieses Verfahren anwenden zu können, musste man erst mehr darüber wissen, wie der Blutkreislauf überhaupt funktionierte. Dieser Gedanke brachte ihn zu seinen gegenwärtigen Problemen zurück und ließ auch ihn verstummen.
    Das nächste Stück Weges legten sie schweigend zurück. Erst als sie Corticella vor sich sahen, ein kleines, aber ausgesprochen lebhaftes Dorf, unterhielten sie sich wieder. Mondino hätte das erste Boot nach Bologna nehmen müssen, aber es fiel ihm merkwürdig schwer, sich von dieser Frau mit der bernsteinfarbenen Haut und der heiseren Stimme zu trennen, und nicht einmal der Gedanke an den Inquisitor und sein Ultimatum konnten ihn davon abhalten, Adia zu der Familie zu begleiten, die sie aufnehmen würde.
    Der Hafen

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