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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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einer an der Decke angebrachten Laufrolle herunterhing, und hievte ihn über einen Mechanismus von weiteren Laufrollen zwei Arm hoch über den Boden. Er gab ihm die Zeit, den Schmerz in den Schultern zu spüren, die so einer unnatürlichen Spannung ausgesetzt waren, dann ließ er auf einen Wink des Capitano hin Seil ab und hielt es kurz darauf abrupt an. Der junge Mann schrie laut vor Schmerzen, als seine hinter dem Rücken gefesselten Arme nach oben gerissen wurden und auszukugeln drohten.
    »Das ist nur der erste Grad«, erklärte Pantaleone Buzacarini. »Gesteht lieber gleich, dann bleibt Euch der zweite erspart. Beim dritten gesteht fast jeder.«
    »Nein … Ich habe den Brand nicht gelegt, glaubt mir doch«, antwortete Gerardo mit gepresster Stimme. »Als ich nach Hause kam, habe ich die Flammen gesehen. Da habe ich befürchtet, man könnte mir die Schuld geben, und ich bin geflohen.«
    Der Notar schrieb Frage und Antwort auf. Der Capitano wandte sich an den Podestà, und als der ihm zunickte, befahl er dem Henker, den Gefangenen noch einmal hochzuziehen. Als das Seil ihn diesmal nach oben zog und über dem Boden baumeln ließ, entlockte ihm der Schmerz einige Tränen und heftiges Stöhnen.
    »Noch könnt Ihr Euch den größten Schmerz ersparen«, ermahnte ihn der Capitano. »Gesteht Ihr?«
    »Nein, ich war es nicht«, brachte der junge Mann mühsam hervor. »Ich bitte Euch, ich bin unschuldig.«
    Der Henker ließ Seil ab und hielt es wieder an. Diesmal endete
der Schrei des Gefangenen in einem erstickten Schluchzen.
    »Habt Ihr den Brand in jenem Haus in der Gemeinde Sant’ Antonino vor zwei Wochen gelegt?«, fragte der Capitano ungerührt.
    Uberto, der neben dem Podestà stand, ließ das Gesicht des jungen Mannes keinen Moment aus den Augen und suchte darin nach Anzeichen, dass er aufgeben würde. Allmählich schien sein Widerstand zu schwinden. Er würde bald gestehen. Wenn die Zugfolter ihn erst einmal gebrochen hatte, würde er keine Kraft mehr haben, beim Verhör wegen des zweifachen Mordes Widerstand zu leisten. Und selbst wenn, erreichte er damit nur eines: dass er wieder gefoltert würde, bis er ein Geständnis ablegte. Danach konnte man ihn sicher dazu zu bringen, seine Bekenntnisse auch sponte non vi , also ohne die Anwendung der Folter, zu wiederholen. Uberto wusste aus Erfahrung, dass ein Angeklagter - wenn er erst einmal nachgab - nicht mehr die Kraft hatte, sich zu widersetzen. Er tat dann alles, was man von ihm verlangte.
    »Ich bin unschuldig«, bestand der junge Mann und bewies eine ungewöhnliche Beharrlichkeit. »Was diese Anklage betrifft und auch all die anderen, derer mich der Inquisitor beschuldigen will.«
    Der Capitano gab dem Henker einen Wink, der daraufhin erneut das Seil hochzog. In diesem Moment hörte man hinten auf dem Flur Stimmen und das Geräusch von Schritten. Ein Wachmann betrat den Raum und meldete, dass jemand dringend nach dem Capitano del Popolo und dem Inquisitor verlangte.
    »Wer?«, fragte Uberto.
    »Ein Dominikaner und ein Papierhändler. Der Mönch sagte, er hätte eine Nachricht des Erzbischofs, der andere will mit Messere Pantaleone sprechen, um ihm ein schreckliches Verbrechen zu eröffnen.«

    Einen feindseligen Blick wechselnd, verließen Uberto und Pantaleone Buzacarini den Raum und folgten der Wache nach draußen. Die beiden Männer, die sie dort erwarteten, wirkten ziemlich verängstigt. Als Erster ergriff der Papierhändler das Wort. Noch während sie einige Schritte entfernt waren, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und rief ihnen zu: »Capitano, im Viertel der Papiermacher hat man einen Mann gefunden, der in seiner eigenen Wohnung an das Bett gebunden war, sein Kopf war voller Würmer, und anstatt des Herzens hatte er einen Block aus Eisen.«
    Bei diesen Worten blieb Uberto schlagartig stehen. Noch ein Mensch, der auf diese Weise getötet worden war! Dies entlastete zwangsläufig Mondinos Studenten, der diesen Mord nicht begangen haben konnte, da er im Gefängnis war. Das ganze Kartenhaus der Anschuldigungen, das er vorbereitet hatte, schien in sich zusammenzubrechen.
    Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn hinter ihm erschien sein Assistent Bruder Antonio. Der junge Mann, der noch ein wenig kleiner war als er, musste gerannt sein, denn er keuchte und schwitzte. Dennoch verbeugte er sich in gebührender Form: »Verzeiht die Störung, Vater«, sagte er leise. »Der Erzbischof ist hier und verlangt dringend nach Euch.«
    »Hat er

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