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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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»woher wusstet Ihr, dass Filomena in der Stadt geblieben ist und dass er ihre Adresse kannte? Ich hatte Euch doch erzählt, dass sie Angst bekommen hat und abgehauen ist.«
    Mondino zuckte mit den Schultern. Obwohl er keine Lust hatte zu reden, antwortete er seinem Schüler. »Frauen wie sie fürchten sich vor nichts«, sagte er. »Sie hat nur geglaubt, dass dieses Haus nicht mehr sicher sei, und ist woandershin gezogen, in einen Schlupfwinkel, den sie vermutlich schon seit längerem in der Hinterhand hatte.«
    »Ich verstehe, aber woher wusste Francesco davon?«
    »Weil sie es ihm gesagt hat. Sobald sie sich in ihrer neuen Wohnung eingerichtet hatte, wird sie all ihren Stammkunden Bescheid gesagt haben. Wem sollte sie sonst diesen armen Jungen verkaufen?«
    Diese Worte beschlossen ihre Unterhaltung. Die beiden Männer liefen weiter durch fast menschenleere Straßen. Nur ab und zu trafen sie auf eine Gruppe Studenten, die in Tavernen gingen oder aus ihnen herauskamen und Dirnen, die ihnen aus den Fenstern zuzwinkerten. Die Männer wirkten nicht allzu vertrauenerweckend, fand Gerardo. Als sie das Wirtshaus zum Wildschwein erreichten, bogen sie in die Gasse ab, die verlassen wirkte, schlammig und dunkel war. Nach wenigen
Schritten standen sie vor dem Haus mit der grünen Tür. Es hatte noch nicht zur Komplet geläutet.
    »Lass mich hineingehen«, sagte Mondino leise. »Selbst wenn du versuchst, deine Stimme zu verstellen, wird sie dich erkennen.«
    »Meister, das ist meine Angelegenheit. Ich habe Masino versprochen, dass ich ihn befreie, und ich will dieses Versprechen halten, aber ich möchte nicht, dass Ihr unnötige Risiken eingeht.«
    Mondino hatte sich aus verschiedenen Gründen entschlossen, ihm zu helfen. Einmal war ihm der Gedanke unerträglich, den Jungen in den Händen dieses schrecklichen alten Weibes zu lassen. Dann wollte er Gerardo beschützen, und zwar nicht nur, weil der junge Mann seine Hilfe unbedingt brauchte, um das Geheimnis zu lüften, mit dessen Entdeckung sie sich beide befassten, sondern auch wegen eines merkwürdigen Gefühls von Loyalität, das er lieber nicht weiter ergründen wollte. Dennoch, dies war nicht der Zeitpunkt für lange und peinliche Erklärungen.
    Er packte Gerardo am Kragen seines Gewandes und stieß ihn gegen eine Mauer. »Wenn du glaubst, ich bleibe hier draußen im Dunklen stehen und warte darauf, dass du mir irgendwann einmal erzählst, was dort drinnen passiert ist, dann irrst du dich gewaltig« sagte er und reckte das Kinn auffordernd nach oben. »Wir gehen dort gemeinsam hinein, ob es dir nun gefällt oder nicht.«
    Dann ließ er ihn unvermittelt los, und bevor Gerardo sich von seiner Überraschung erholen konnte, hatte Mondino schon an die Tür geklopft.
    Was danach geschah, lief mit der Schnelligkeit und der verqueren Logik eines Traums ab. Die Frau öffnete die Tür, und Mondino packte sie am Hals, um sie am Schreien zu hindern. Gemeinsam betraten Gerardo und er das Haus und schlossen
die Tür sofort wieder sorgfältig. Diesmal war Filomena nicht allein. Am Tisch saß einer ihrer Komplizen, der sogleich aufsprang und sich mit einer Eisenstange bewaffnet auf sie stürzte. Gerardo bohrte ohne Vorwarnung seinen Dolch in dessen Brust kurz oberhalb des Solarplexus, und während der Mann auf dem Boden zusammensank, drang er weiter ins Innere des Hauses vor, um Masino zu suchen. Mondino stieß Filomena von sich, die auf einer Bank zu sitzen kam, und holte sein Chirurgenmesser aus der Tasche, um sie damit in Schach zu halten. Vielleicht war es nicht notwendig, aber angesichts dieser Frau mit den struppigen Haaren und den behaarten Händen fühlte er sich mit einer Waffe in der Hand sicherer.
    Gerardo kehrte kurz darauf mit dem Jungen im Arm zurück. Der Kleine trug eine Tunika und eine Mütze, aber weder Beinlinge noch Schuhe. Masino hatte sein Gesicht gegen Gerardos Hals gepresst, und seine Hände umklammerten ein kleines Kruzifix aus Holz, wahrscheinlich das Einzige, das er von hier mitnehmen wollte.
    Die Alte nutzte den Moment, in dem Mondino das Kind ansah, um sich schreiend auf ihn zu werfen. Sie hatte unter ihrem Kleid ein langes Stilett hervorgezogen und stach damit auf ihn ein. Hätte sie ihn dabei getroffen, hätte sie ihn aufgespießt wie eine Drossel.
    Mondino gelang es nicht, ihr ganz auszuweichen, das Stilett schnitt durch sein Gewand und ritzte die Haut an seiner linken Hüfte. Instinktiv versenkte er sein Messer in ihrer Kehle. Ein Strahl warmen, sprudelnden

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