Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
ist meine Schuld, ich bin zu empfindlich.«
Gerardo befestigte das Seil mit einem Doppelknoten, dann hob er das Hemd an und legte die Geschlechtsteile frei. Während er sich umdrehte, damit er den Anblick dieses erwachsenen Mannes, der dort mit gespreizten Beinen wie eine Dirne dalag, nicht sehen musste, sagte er: »Der Patient ist bereit, Meister.«
Mondino nickte, sagte ihm, er solle die Schüssel mit dem Wasser am Fuß des Bettes auf den Boden stellen, dann setzte er sich auf einen Schemel vor Francescos gespreizte Beine und begann mit geübten Bewegungen, dessen Schamhaare abzurasieren; dabei legte er das Glied mit der freien Hand mal nach
links und rechts, um die Klinge besser führen zu können, und wusch ab und an das Rasiermesser in der Schüssel ab.
Während er diese Szene beobachtete, dachte Gerardo, dass er gut daran getan hatte, in den Jahren, in denen er sich als Student ausgegeben hatte, nicht ernsthaft zu studieren. Er hätte nie als Chirurg arbeiten können.
Als die Genitalien vollkommen haarlos waren, steckte Gerardo dem Mönch einen Lappen zwischen die Zähne, auf den er beißen konnte, um den Schmerz zu ertragen. Sie hatten beschlossen, keine schmerzlindernden Mittel einzusetzen, denn falls Pater Francesco danach eingeschlafen wäre, hätten sie ihn nicht befragen können. Während Mondino das Rasiermesser hinlegte, das Chirurgenmesser nahm und zu schneiden begann, wandte Gerardo wieder den Blick ab. Er konnte den Anblick von Blut eigentlich gut ertragen - hatte er gedacht. Nun musste er jedoch feststellen, dass ein Schwerthieb eine Sache war, dass es jedoch etwas ganz anderes war zuzusehen, wie jemand mit einem Chirurgenmesser, das Guglielmo da Saliceto erfunden hatte, an den intimsten Teilen eines Mannes herumschnippelte und bohrte. Die Operation dauerte kürzer als er gedacht hatte. Francesco stöhnte vor Schmerz, biss die Zähne zusammen, während sein Strohsack sich mit Blut tränkte und etwas nicht genau zu Erkennendes mitsamt Blut, Wasser und Haaren in der Schüssel landete. Mondino wusch die Wunde mehrfach mit Essig aus, strich eine Wundsalbe darauf und wartete ab, dass der Blutfluss nachließ. Dann ließ er sich die Nadel und den Seidenfaden geben und vernähte den Schnitt.
»Alles in Ordnung«, sagte er dann, hob den Kopf und sah seinem Patienten in die Augen. »Die Operation ist gelungen.«
Francesco spuckte den Lappen aus und versuchte zu lächeln, indem er eine schmerzliche Grimasse unterdrückte. »Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll«, brachte er mühsam heraus.
»Oh, ich weiß schon, wie«, sagte Mondino und erwiderte sein Lächeln nicht. »Ihr kanntet einen Tempelritter namens Angelo da Piczano. Ich muss einige Dinge über ihn wissen.«
»Wie bitte?«, fragte Francesco noch vom Schmerz betäubt. Dann riss er seine hellen Augen weit auf. »Nein, ich kenne niemanden mit diesem Namen. Warum fragt Ihr mich nach ihm?«
»Weil Angelo da Piczano tot ist«, erwiderte Mondino genauso kühl wie vorher. »Und wir versuchen herauszufinden, wer ihn getötet hat. Wir wissen, dass Ihr einer der Letzten gewesen seid, die ihn lebend gesehen haben, deshalb macht Euch nicht die Mühe, uns zu belügen, und sagt uns alles, was Ihr über ihn wisst, das uns auf die Spur seines Mörders führen könnte.« Der Mönch öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mondino fuhr fort, wobei er dessen Glied fest mit der linken Hand nahm und die Rechte mit dem Messer erhob. »Ich brauche Euch wohl nicht erst zu sagen, dass das Ergebnis dieser schönen Operation darunter leiden könnte, sollte ich Euch beim Lügen ertappen. Es ist bedauerlich, aber manchmal wird es notwendig, auch die Geschlechtsteile zu entfernen. Niemand würde mir die Schuld dafür geben.«
Er klang ruhig, doch sein Blick wirkte entschlossen. Pater Francesco begriff, dass er in der Falle saß. »Ihr seid deswegen hier«, zischte er wütend. »Ihr habt Euch das Vertrauen meines Cousins mit der Geschichte von der Operation zu Studienzwecken erschlichen, nur um mich über diesen Angelo da Piczano zu befragen. Gut, es tut mir leid, Euch zu enttäuschen, aber ich kenne ihn nicht. Ich habe nicht einmal von ihm gehört. Und Ihr werdet es nicht wagen, mir etwas anzutun. Ich werde schreien, wenn Ihr es versucht, und einen Augenblick später werden meine Ordensbrüder hier sein.«
Seine blauen Augen blitzten jetzt herausfordernd, von
Schmerz war dort im Moment nichts zu sehen. Nun wirkte er nicht mehr wie die Verkörperung des Guten.
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