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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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anstarrte, und er hatte ihn angesprochen. Nach einer kurzen Unterredung hatte Francesco ihm Filomenas Adresse gegeben und dafür fünf Soldi bekommen.
    »Seitdem habe ich ihn nicht wiedergesehen, und ich wusste nicht einmal, dass er tot ist«, sagte er mit schmerzerstickter Stimme. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn Ihr mir nicht glaubt.«
    Gerardo war überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Inzwischen hatte er ihnen Dinge gestanden, die für ein Todesurteil ausreichten, und er hatte keine Veranlassung, etwas zu verschweigen, nur um einen Toten zu schützen. Er dachte schon, dass sie umsonst ein großes Risiko eingegangen waren,
als Mondino von seinem Schemel aufstand und sagte: »Noch ein Letztes. Die Adresse des Hauses, in das Filomena umgezogen ist und wir verlassen Euch. Ich weiß, dass Ihr sie kennt.«
    Francesco nickte. Inzwischen fehlte ihm die Kraft, sich zu widersetzen.
    »Im Borgo del Pratello«, flüsterte er. »Ein Haus mit einer grünen Tür, in der ersten Gasse rechts hinter dem Gasthaus zum Wildschwein.«
    Dann schloss er die Augen und stöhnte leise, überwältigt vom Schmerz und der Erschöpfung durch den Blutverlust. Mondino packte seine Instrumente ein, während Gerardo den Patienten losband und ihn in der richtigen Haltung ins Bett legte. Kaum hatten sie den Raum verlassen, standen sie Pater Paolo gegenüber, der im Flur auf sie wartete.
    »Das Abendessen ist gerade beendet«, sagte er verlegen. »Leider kann der Prior …«
    »Das macht nichts«, unterbrach ihn Mondino. »Wie ich Euch gesagt habe, müssen wir dringend weiter. Was mein Honorar betrifft, werde ich in den nächsten Tagen einen Diener schicken.«
    »Wie Ihr wünscht«, antwortete der Mönch. »Ist alles gut verlaufen?«
    Mondino wirkte plötzlich bestürzt, was Gerardo erstaunte.
    »Ja und nein, Pater, ja und nein.«
    »Bitte spannt mich nicht auf die Folter.«
    Der Arzt erklärte, die Operation sei gelungen und Francesco ginge es gut. Man musste jetzt nur das Laken und den Strohsack wechseln und ihn ausruhen lassen. Außerdem sollte man den Bruder Apotheker bitten, ihm zweimal am Tag einen beruhigenden Sud zu verabreichen.
    »In längstens einer Woche wird Pater Francesco wieder auf den Beinen sein.«

    »Und was ist dann das Problem?«
    Mondino seufzte. »Der Hodenbruch war an einer schwierigen Stelle«, antwortete er. »Ich habe das abschneiden müssen, was dem Chirurgenmesser im Weg war, um nicht zu riskieren, dass ich das Bauchfell verletze.«
    »Drückt Euch bitte klar aus.«
    »Genauer gesagt, Pater, ich konnte eine Kastration nicht vermeiden. Ich rate Euch aber, es Eurem Vetter erst zu sagen, wenn er sich vollständig erholt hat.«
    Das angespannte Gesicht des Mönches glättete sich bei diesen Worten. »Macht Euch deswegen keine Sorgen, Magister«, sagte er mit einem feinen Lächeln. »Das einzige Wichtige ist, dass es Francesco gut geht. Und was den Rest betrifft … Für einen Mönch ist der Umstand, dass er den Versuchungen des Fleisches nicht mehr erliegen kann, eher eine Hilfe als ein Problem.«
     
    Es war dunkel geworden. Während sie in der Straßenmitte liefen, um böse Überraschungen zu vermeiden, die sich hinter den Säulen der Bogengänge verbergen konnten, dachte Mondino über das nach, was er gerade getan hatte. Er hatte sich das Vorrecht angemaßt, über einen anderen Menschen zu richten und ihn zu bestrafen.
    »Es war nicht nötig, ihn zu kastrieren, oder?«, fragte Gerardo leise, als würde er in seinen Gedanken lesen.
    Mondino zögerte ein wenig mit der Antwort, aber als er sie gab, waren alle seine Zweifel verschwunden. »Ja, so ist es. Wir können ihn nicht anzeigen, aber so kann er wenigstens niemandem mehr wehtun.«
    »Nein, ich meinte eigentlich …«
    Mondino blieb stehen und sah ihn an. »Hast du wirklich geglaubt, die Erklärung, die ich Pater Paolo gegeben habe, entspräche der Wahrheit?«, sagte er beleidigt von dem Gedanken,
der junge Mann könnte seine Fähigkeiten in Zweifel ziehen. »Ich bin sehr wohl in der Lage, einen Hodenbruch zu operieren, ohne die Manneskraft zu beeinträchtigen.«
    Gerardo nickte stumm, und sie setzten ihren Weg in Richtung Pratello fort. Diesmal liefen sie Seite an Seite, ohne sich um die Förmlichkeiten zu kümmern. Der Mond war noch nicht aufgegangen, und auf diese Entfernung konnte man im schwachen Licht der wenigen Laternen über den Hauseingängen nur mühsam etwas erkennen.
    »Meister«, nahm Gerardo nach einigen Schritten das Gespräch wieder auf,

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