Das Geheimnis der antiken Kette
denke. Oh, Rue, ich möchte, dass du genauso glücklich bist wie ich. Wirst du versuchen, heute Abend zurückzugehen?«
Rue dachte an Farley. »Ja, aber vorher muss ich noch etwas tun.« Sie sah auf die Kaminuhr, dann auf die dunklen Fenster. »Du liebe Güte! Ich habe vergessen, dass ich heiraten sollte!«
»Was?«
Rue eilte zur Haustür. »Ich wollte Marshal Haynes nicht wirklich heiraten. Er dachte es nur, weil wir zusammen geschlafen hatten.« Sie zog die Tür auf und wäre hinausgelaufen, hätte Elisabeth sie nicht fest am Arm gepackt.
»Einen Moment!«, protestierte Rues Cousine. »Du kannst nicht einfach in der Dunkelheit in die Stadt gehen! Und was heißt das, du hast mit Farley geschlafen?«
Rue sackte gegen den Türrahmen und begann zu weinen. »Ich liebe ihn«, flüsterte sie gebrochen und schluchzte. Ihr Blick fand Elisabeths besorgtes Gesicht in dem schwachen Licht des Mondes und dem Schimmern von Laternen im Wohnzimmer. »Ich bin nicht wie du, Elisabeth. Ich kann nicht hierbleiben. Ich kann nicht an einem Ort bleiben, an dem es weder UPS noch PBS oder CNN gibt!«
Elisabeth legte lachend einen Arm um Rues Schultern. »Komm ans Feuer. Ich mache uns eine Kanne Tee, und wir arbeiten dieses ganze Problem durch.«
Als Jonathan eine Stunde später heimkam, waren Elisabeth und Rue einer Lösung nicht nähergekommen. Der Doktor brachte allerdings eine Überraschung mit, einen kalten, wütenden Farley Haynes.
»Der Friedensrichter kam und ging wieder«, sagte Farley, nachdem Jonathan Elisabeth an der Hand aus dem Raum geführt hatte, damit Rue und der Marshal allein waren. Er stützte seine Hände auf die Seitenlehnen ihres Sessels und hielt sie wirkungsvoll zwischen seinen Armen fest.
Rue betrachtete Farleys scharf geschnittenes, attraktives Gesicht voll Zuneigung und versuchte, es sich für immer einzuprägen. »Es tut mir leid.« Sie berührte seine stoppelbärtige Wange mit ihrer Hand. »Aber ich bin kein Mädchen für dich. Du wärst nicht glücklich mit mir, Farley.«
Farley legte seine Hände an ihre Taille, trat zurück und zog Rue auf die Beine. Die Halskette fiel zu Boden, und Rue bückte sich danach. Die Hand des Marshals spannte sich um ihren Oberarm, als dachte er, sie wollte vor ihm fliehen, und dann passierte es.
Es entstand ein wilder, wirbelnder Effekt, als wäre das Wohnzimmer ein Karussell, das verrücktspielte. Farben und Formen stießen zusammen und verschmolzen. Rue lag auf dem Boden, hatte beide Arme um Farleys rechtes Bein geschlungen und klammerte sich mit aller Kraft fest, um nicht in den Abgrund geschleudert zu werden.
»Du lieber Himmel!«, rief Farley, als der wilde Ritt ausklang.
Rue ließ sein Bein nicht los, während sie sich umsah und erkannte, dass sie noch in demselben Wohnzimmer waren, dass jedoch die Möbel anders waren. In der Ecke stand ein Fernseher mit einem Videorekorder obenauf.
»Was ist hier passiert, zum Teufel?«, flüsterte Farley.
Rue musste seine Fassung bewundern. Sie zitterte, während sie sich an seinem Bein hochschob und endlich auf ihren eigenen Füßen stand. Sie wollte hysterisch und freudig lachen. Sie war zu Hause, und Farley war bei ihr. Andererseits würde sie Elisabeth nie wiedersehen, und das brachte sie den Tränen nahe.
»Du bist soeben um fast hundert Jahre gealtert.« Rue lehnte ihre Stirn an Farleys Schulter und schlang die Hände um seine Taille. »Ich muss dir eine Menge zeigen, Marshal Haynes, aber zuerst gebe ich dir lieber etwas Zeit, um den Schock zu verdauen.«
Farley ging an den Fernseher und drückte einen der Knöpfe. Kopf und Schultern eines Talkshowmasters erschienen auf dem Bildschirm.
Der Marshal zuckte zurück, wenn auch nur leicht.
»Wo ist der Rest von diesem Kerl?«, fragte er finster. Bevor Rue antworten konnte, klopfte er mit den Knöcheln gegen den Bildschirm. »Hol mich der Teufel! Das ist ein Bild!«
Rue legte die Halskette auf das Kaminsims. Plötzlich war sie von Lust auf Pizza und dem Verlangen nach einer langen, heißen Dusche erfüllt. Sie ging an das Telefon und tippte eine Nummer ein.
»Eine große Peperonipizza mit extra Käse, Wurst, grüner Paprika und Pilzen«, sagte sie, nannte die Adresse und legte auf.
Farley hatte den Fernseher verlassen und untersuchte das Telefon. Er hob den Hörer an sein Ohr und legte ihn wieder zurück.
»Das ist ein Telefon«, sagte sie. »Eine spätere Version dieser großen Holzkästen mit Handkurbeln und verchromten Klingeln.« Bei seinem verwirrten Blick
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