Das Geheimnis der antiken Kette
Friedensrichter geschickt«, sagte er. »Er wird in ein paar Stunden hier sein.«
Rue hatte noch nie in ihrem Leben mit einer solchen Versuchung kämpfen müssen. Sie wollte Farley so sehr heiraten, wollte das Recht haben, seine Freuden und seinen Kummer zu teilen, seinen Tisch und sein Bett. Aber ihm ewige Treue zu schwören, wenn sie in ihre eigene Zeit so bald wie möglich zurückkehren wollte, war undenkbar. Sie würde einfach verschwinden, und Farley würde sich bis ans Ende seiner Tage fragen, was aus seiner Frau geworden war.
»Wir können nicht heiraten«, sagte sie.
»Wir werden.«
Nichts war gelöst, als Rue eine Viertelstunde später das Gefängnis verließ. Da sie kein besonderes Ziel hatte, ging sie zu dem Landhaus, in dem alles begonnen hatte.
Sie war überrascht, eine elegante Kutsche auf dem Hof neben dem Farmhaus vorzufinden. Ein kleines Mädchen lief hin und her, ein attraktiver dunkelhaariger Mann trug Koffer und Taschen aus dem Fahrzeug …
Erst da traf Rue die Erkenntnis.
Elisabeth war aus San Francisco zurück!
Freude erfüllte sie. Sie zerrte an dem Verschluss der Gartentür, wurde ungeduldig, setzte über den niedrigen Zaun und blieb mit dem Rock daran hängen. »Bethie!«, rief sie atemlos. Auch wenn sie ihre Cousine noch nicht gesehen hatte, wusste sie, dass sie irgendwo da drinnen war.
Prompt hastete Elisabeth bei dem Klang von Rues Stimme aus einem der Nebengebäude. Achtlos ließ sie den Topf fallen, den sie gerade trug, und ihr blondes Haar fiel im Laufen über ihre Schultern.
»Rue!«, schrie sie lachend und weinend auf. »Rue!«
Rue nahm vage den Mann und das kleine Mädchen wahr, die verwirrt zusahen. Sie konnte in diesen Momenten nur an Elisabeth denken. Elisabeth, ihre beste Freundin, ihre einzige richtige Verwandte!
»Bethie!«, stieß Rue hervor, und dann umarmten die beiden Frauen einander und weinten, wie Frauen das immer getan haben und wahrscheinlich immer tun werden, wenn bedeutungsvolle Trennungen vorüber sind.
Endlich packte Elisabeth Rue freudestrahlend an den Armen. »Was machst du hier?«
Rue lachte, während sie sich mit der Hand über die Wange wischte. »Ich bin mehr oder weniger hier hereingestolpert, wie du vermutlich auch. Und sobald ich hier war, wollte ich mich vergewissern, dass es dir gut geht.«
»Es geht mir mehr als gut.« Elisabeth berührte ihren Bauch. »Ich hätte nie gedacht, dass man so glücklich sein kann. Rue, ich bekomme ein Kind.«
Der Mann und das Kind kamen näher, während Rue diese Neuigkeit verdaute. Sie verspürte Eifersucht, was sie überraschte, und sie ging sogar so weit, zu hoffen, dass sie selbst schwanger war – was lächerlich war, weil das alles nur komplizieren konnte.
»Das ist mein Mann Jonathan.« Elisabeths Haut bekam das Schimmern einer feinen Perle, als sie ihn vorstellte. Das Mädchen, das so hübsch war wie der Vater attraktiv, drängte sich an Bethies Seite und lächelte schüchtern zu Rue hoch. »Und das ist Miss Trista Fortner«, fügte Elisabeth so stolz hinzu, als habe sie selbst das kleine Mädchen hervorgebracht. »Jonathan, Trista, das ist meine Cousine Rue.«
Elisabeths Mann sah so fabelhaft aus wie ein Filmstar. »Hallo«, sagte er und wollte ihr seine rechte, vernarbte Hand reichen, zuckte mit den Schultern, lächelte und ließ die Hand wieder sinken. Rue erinnerte sich daran, dass Farley erwähnt hatte, der Doktor wäre verletzt worden.
Bethie hakte sich lächelnd bei Rue unter und drängte sie zum Haus. »Ich will alles erfahren. Alles!«
Sie setzten sich an den Küchentisch, und Rue, die kaum wusste, wo sie beginnen sollte, erzählte die Geschichte. Allerdings verschwieg sie ihre Leidenschaft für Farley Haynes.
Elisabeth erzählte von ihren Flitterwochen, sie wurde zwischendurch immer wieder rot und sah unglaublich glücklich aus, und sie erklärte, wie Jonathan sich die Hand verletzt hatte. Ein Feuer war ausgebrochen, und während Farley Elisabeth ins Freie trug, waren Jon und Trista im ersten Stock eingeschlossen gewesen. Jon hatte die Halskette in seinem Besitz gehabt, und er war mit dem Mädchen über die Schwelle in das Jahr 1992 geflohen. Die Zeit floss nicht parallel auf beiden Seiten der Schwelle, wie Rue bereits entdeckt hatte, und als Dr. Fortner und seine Tochter endlich zurückkehren konnten, fanden sie Elisabeth wegen ihrer Ermordung vor Gericht.
Jon hatte einen dramatischen Auftritt gehabt, schilderte Elisabeth mit leuchtenden Augen, hatte dadurch ihre Unschuld bewiesen
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