Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Betrachtungsweise des Lebens hatten als diese Frau. »Nun gut«, meinte sie seufzend. Sie musste eben im Haus nachsehen, ob Elisabeth Kleider oder Geld zurückgelassen hatte. Vorausgesetzt, sie konnte nicht in ihre eigene Zeit zurückkehren.
    Rue verabschiedete sich höflich und war sich nur allzu der Möglichkeit bewusst, dass sie vielleicht in diesem Jahrhundert festsaß.
    Es war dunkel, als sie das Haus erreichte. Die Haushälterin war schon gegangen. Rue entzündete die Kerosinlampe auf dem Küchentisch und betrachtete den altmodischen Eiskasten, die Wasserpumpe am Spülstein und einen großen Herd mit blinkenden Zierleisten.
    Bethie wollte tatsächlich hierbleiben! Für diesen mysteriösen Dr. Jonathan Fortner.
    »Kein Mann ist das wert, Bethie«, protestierte sie in dem leeren Raum, aber Farley Haynes drängte sich in ihre Gedanken, und das Bild war so lebhaft, dass sie beinahe den männlichen Duft seiner Haut und seiner Haare auffing.
    Plötzlich verzweifelt hungrig, plünderte sie den Eiskasten und fand Milch, die so cremig war, dass sie an der Oberfläche goldene Streifen hatte, und eine halbe kalte, gekochte Kartoffel. Nachdem sie gegessen hatte, nahm sie die Lampe, ging nach oben und verschob das Erforschen der anderen Räume auf später.
    Für einen Tag hatte sie genug Abenteuer gehabt.
    Auf dem Korridor im ersten Stock betrachtete Rue die geschwärzte Tür und wusste, auch ohne den Knauf zu berühren, dass sie auf der anderen Seite nichts als Ruinen finden würde. Vielleicht konnte sie in ihr eigenes Jahrhundert zurückkehren, aber es würde nicht in dieser Nacht passieren.
    Im Schlafzimmer untersuchte Rue zuerst den hohen Schrank und stellte schnell fest, dass Bethie nicht viel zurückgelassen hatte, ganz sicher nichts, das sie tragen konnte, und falls es eine Geldschatulle gab, war sie nicht in diesem Zimmer versteckt.
    Endlich wusch Rue sich, so gut es ging, zog ihre Kleider aus und kroch erschöpft in das große Bett.
    Farley tauchte für gewöhnlich nicht morgens im Schlafzimmer einer Lady auf, obwohl er in mehr als einem aufgewacht war. Es war nur etwas an dieser speziellen Frau, das ihn mit einer Macht anzog, die fast so stark war wie seine Willenskraft, und das kam nicht nur daher, dass sie Hosen trug und behauptete, eine Verwandte von Lizzie Fortner zu sein. Ihre honigfarbenen Haare, kürzer, als sie die meisten Frauen trugen, aber immer noch bis zu den Schultern reichend, waren über das weiße Kopfkissen hingegossen und fingen das morgendliche Sonnenlicht ein. Ihre Haut, sichtbar bis zu den Achselhöhlen, wo die Decke aufhörte, war von einem cremigen Gold. Die dunklen Wimpern lagen auf ihren Wangen wie die Flügel eines kleinen Vogels, und ihr ruhiger, ungestörter Atem spannte Farleys Sinne so fest an wie eine Uhrfeder.
    Er schluckte schwer. Rue Claridge mochte die Wahrheit sagen, zumindest über die Verwandtschaft mit Mrs Fortner. Lieber Himmel, sie war seltsam genug mit ihren Hosen und ihrer komischen Art zu sprechen.
    »Miss Claridge?«, sagte er, nachdem er sich geräuspert hatte.
    »Rue!«
    Sie setzte sich kerzengerade im Bett auf, und zu Farleys Erleichterung – und grenzenloser Enttäuschung – hielt sie die Decke fest an ihre Brust. Farley Haynes stand am Fußende des Bettes, die Hände in die Hüften gestützt, den attraktiven Kopf seitlich geneigt.
    Rue setzte sich hastig, beleidigt, alarmiert und seltsam erregt zugleich auf und zog die Decke bis zum Kinn hoch.
    »Ich hoffe, Sie haben sich hier häuslich eingerichtet«, sagte Farley trocken.
    Obwohl der Marshal sie nicht berührte, verspürte Rue eine Wirkung, als habe er sie an seine Brust gezogen. »Was machen Sie hier?«, fragte sie wütend.
    Er verschränkte die Arme. »Ich könnte Ihnen die gleiche Frage stellen, kleine Lady.«
    Es reichte. Niemand nannte Rue Claridge »Honey« oder »Süße« oder »kleine Lady« und kam damit durch, ganz gleich, aus welchem Jahrhundert er kam.
    »Nennen Sie mich nicht in irgendeiner Form ‚klein‘!«, schnappte sie. »Ich bin eine erwachsene Frau und selbstständig und berufstätig, und ich lasse mich nicht herablassend behandeln!«
    »Sie sind vielleicht ein hitziges Fohlen«, erwiderte Farley. »Und Sie haben einen großen Mund wie der Teufel.«
    »Raus hier!«, schrie Rue.
    Farley holte sich einen Schaukelstuhl und setzte sich, rieb sich das stoppelige Kinn und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. »Sie sagten, Sie wären berufstätig. Die Frage ist, was für ein Beruf das

Weitere Kostenlose Bücher