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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ist.«
    Hätte sie nicht Angst davor gehabt, die Decke loszulassen, hätte sie den kleinen irdenen Krug auf dem Nachttisch nach ihm geschleudert.
    »Das würden Sie nie verstehen«, antwortete sie hoheitsvoll. »Jetzt stelle ich Ihnen eine Frage, Marshal. Was, zum Teufel, machen Sie in meinem Schlafzimmer?«
    »Das ist nicht Ihr Schlafzimmer, sondern das von Jon Fortner. Und ich bin hier, weil Miss Ellen in die Stadt kam und einen Eindringling gemeldet hat.«
    Rue seufzte gereizt. »Sie waren hier und haben sich davon überzeugt, dass ich kein Eindringling bin, sondern ein Familienmitglied. Ich habe ein Recht, hier zu sein, Marshal, aber Sie nicht. Wenn Sie jetzt bitte gehen wollen.«
    Farley drehte seinen verbeulten Hut zwischen den Fingern. »Bis ich aus San Francisco die Nachricht erhalte, dass Sie hierbleiben können, Ma’am, fürchte ich, müssen Sie vorläufig in eine der Pensionen in der Stadt ziehen.«
    Rue hätte allem zugestimmt, nur damit er den Raum verließ. Die schmerzliche Wahrheit war, dass Marshal Farley Haynes die tief in ihr verborgenen Stellen zum Pochen und Pulsieren brachte. Es war die Reaktion auf die Dynamik seiner Persönlichkeit. Das war erschreckend, weil sie nie zuvor etwas Derartiges empfunden hatte.
    »Wie Sie wollen, aber verlassen Sie sofort den Raum!«
    Sie glaubte, seine Augen funkeln zu sehen, als er sich übertrieben mühsam hochstemmte und zu ihrem Entsetzen an das Kopfende des Bettes trat und auf sie hinunterblickte.
    »Kein Ehemann und kein Daddy. Kein Wunder, dass Ihre Manieren so schlecht sind.« Damit beugte er sich hinunter und küsste sie. Einfach so, als würde er ihre Hand schütteln.
    Anstatt ihn wegzuschieben, wie ihr Gehirn es befahl, richtete sie sich auf ihre Knie auf und kam dem Kuss entgegen. Zuerst war er weich und sanft, dann berührte Farley die Umrisse ihrer Lippen mit seiner Zunge, und sie öffnete sich für ihn. Er übernahm völlig das Kommando, bevor er plötzlich zurückwich.
    »Vor heute Abend sind Sie woanders untergekommen«, sagte er schroff.
    »Raus hier«, flüsterte sie.
    Farley stülpte den Hut auf den Kopf, tippte spöttisch an die Krempe und schlenderte aus dem Raum.
    Rue schleuderte ihr Kopfkissen hinter ihm her, weil er so unerträglich war. Weil er die Unverfrorenheit besaß, in ihr Schlafzimmer zu kommen und sie zu küssen. Weil ihr Inneres sich noch immer in Aufruhr befand.
    Später am Tag holte Rue eine Leiter aus dem Schuppen und lehnte sie gegen die niedergebrannte Seite des Hauses, wobei sie die missbilligend zusehende Ellen ignorierte.
    Sie wollte noch immer Elisabeth finden und sich davon überzeugen, dass es ihrer Cousine gut ging, aber sie brauchte einiges, um hier über die Runden zu kommen. Sie wollte in das 20. Jahrhundert zurückkehren, passende Kleider von einem Kostümverleih oder einer Theatertruppe kaufen und sich in einem Münzgeschäft alte Währung besorgen.
    Es war ein großartiger Plan, bis auf die Tatsache, dass Rue die Spitze der Leiter erreichte und die verkohlte Tür öffnete und nichts passierte. An dem Läufer auf dem Korridorboden und den Bildern an den Wänden erkannte sie, dass sie noch immer im Jahr 1892 war, obwohl sie die Halskette trug und sich sehnlichst wegwünschte.
    Offenbar konnte man nicht nach Lust und Laune zwischen den beiden Jahrhunderten hin- und herwandern.
    Blieb ihr also nur eine Möglichkeit, sich Geld zu verschaffen. Rue wanderte nach Pine River, steuerte den Galgenvogel-Saloon an und besaß die Diskretion, um das Haus herumzugehen und die Hintertür zu benützen.
    In einem verrauchten kleinen Raum im hinteren Teil des Hauses fand sie genau, worauf tausend Fernsehwestern sie vorbereitet hatten. Vier betrunkene Männer saßen an einem wackeligen Tisch und spielten Poker.
    Bei dem Anblick einer Frau, die dieses innere Heiligtum betrat, besonders einer in Hosen, erstarrten die Kartenspieler. Ein Mann mit einem staubigen Zylinder ließ den erkalteten Zigarrenstummel aus dem Mundwinkel fallen, und der Dicke mit Gummibändern auf den Ärmeln schob die Karten zusammen und warf sie auf den Tisch.
    »Was, zum Teufel…?«
    Rue schluckte schwer, nahm ihre Digitaluhr ab und warf sie in die Mitte des Tisches. »Ich möchte spielen, wenn ihr nichts dagegen habt, Leute«, sagte sie und klang wesentlich zuversichtlicher, als sie sich fühlte.
    Der Mann mit dem Zylinder hatte sich offenbar von dem Schock erholt, die falsche Frau am falschen Ort zu sehen. Er griff nach der Armbanduhr und betrachtete sie

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