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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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fertig war, nickte ihr Vater und begann rasch zu reden. »Wenn wir gegessen haben, könntest du mir zeigen, was du alles im Laden für Neuerungen vorgenommen hast. Ich habe ihn mir heute Morgen angeschaut und kaum wiedererkannt. Es riecht wie in einer Bäckerei oder in einem Blumenladen. Aber es sieht gut aus, Lilly. Sehr, sehr gut.«
    Lilly verbiss sich abermals ein Lächeln und antwortete wie er kurz zuvor: »Wie du möchtest.«
    »Ich habe auch überlegt, ob wir vielleicht Mrs Fowler bitten sollten zurückzukommen«, meinte er. »Du arbeitest viel zu viel.«
    Lilly hörte ihm voller Erleichterung und Freude zu. »Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich werde sie noch heute Nachmittag fragen.«
    Nachdem sie gegessen und auch gleich zusammen abgewaschen hatten, führte sie ihn in den Laden und erzählte ihm dabei von den Lipperts in London und von den vielen neuen Patentarzneien, den französischen Parfums, den Rougetöpfchen und anderen Kosmetikartikeln.
    »Hier ist eine Creme, die ich selbst in London benutzt habe.« Sie nahm ein Töpfchen mit Warren und Rossers Rosenmilch in die Hand und las ihm die Aufschrift vor: »Die beste Kosmetik Europas. Empfohlen von Damen der besten Gesellschaft zur Reduzierung von Sommersprossen. Für einen zarten, hellen Teint.«
    Er sah sie an und hustete. »Wenn ich du wäre, würde ich mein Geld zurückfordern.«
    »Vater!«, schimpfte sie, musste aber trotzdem lachen.
    Er hob in spielerischer Selbstverteidigung die Hände. »Mir gefallen deine Sommersprossen.« Dann blieb er vor einem ihm unbekannten Gerät stehen. »Und was um Himmels willen ist das?«
    Der Apparat, der auf vier gläsernen Beinen stand, glich einem kleinen Tisch. Darauf standen zwei hölzerne Streben, die einen Zylinder hielten. Der Zylinder hatte auf der einen Seite eine Kurbel und auf der anderen einen Arm, an dessen Spitze eine kleine Metallkugel saß.
    »Das ist das Allerneueste in London. Soll absolut erstklassig sein, meint jedenfalls George Lippert.«
    »Aber … was ist es?«
    »Ein elektrischer Apparat, angeblich hochwirksam bei der Behandlung von Lähmungen, Gicht und … vielleicht sogar Epilepsie.«
    »Wirklich?«
    »John Wesley selbst bezeichnete sie als ›wirksamste Behandlung von Nervenkrankheiten aller Art‹.«
    »Ah so. Der gute Mann hielt sich also für einen genauso guten Heiler wie Prediger.«
    Sie sah ihn forschend an, weil sie nicht genau wusste, wie er das meinte, aber sie fand in seinem Gesicht nur eine leichte Ungläubigkeit.
    Er fragte: »Und wie funktioniert es?«
    »Der Patient hält die Kugel fest und wenn er dann mit dem Arm den rotierenden Zylinder berührt, erhält er einen elektrischen Schlag. Die Stärke des Schlags hängt davon ab, wie heftig die Kurbel gedreht wird. Ich habe eine Gebrauchsanweisung, aber ich muss zugeben, ich hatte noch nicht den Mut, das Gerät auszuprobieren.«
    Er beäugte den Apparat misstrauisch. »Das wollen wir uns lieber für ein anderes Mal aufheben, ja? Nun zeig mir, was du noch verändert hast.«
    Sie gingen weiter. »Charlie und ich haben das Ladenfenster frisch gestrichen. Und wie du siehst, habe ich die Schaufenster neu dekoriert. Außerdem verteile ich Proben von Fertigprodukten. Und …«
    Als sie zögerte, drängte er: »Und?«
    »Und ich habe gebetet. Viel gebetet!«

    Lilly und Mary saßen auf der Bank vor dem Kaffeehaus und sahen müßig einer Gruppe junger Männer zu, die auf dem Dorfplatz ein mehr oder weniger regeltreues Fußballspiel austrugen. Einer von ihnen war Francis.
    Sie genossen die schwindende Nachmittagssonne und die aufmunternden Rufe und Begeisterungsäußerungen männlichen Sportsgeistes und sprachen über ihre Pläne für den kommenden Sonntag.
    Auf der anderen Seite des Rasenplatzes ging die Tür des Hare and Hounds auf und ein fetter junger Mann schwabbelte heraus.
    »Da ist Nick Clark«, sagte Lilly ruhig. »Er spricht immer noch nicht mit mir.«
    »Kein Wunder«, sagte Mary und schnaubte. »Er wird nie vergessen, wie du ihn vor dem gesamten Cricketteam fertiggemacht hast.«
    »Es war doch nur ein Mal.«
    »Zwei Mal.«
    »Na gut. Er hätte eben aus dem ersten Mal etwas lernen sollen.«
    Das erste Mal hatte Lilly den vorlauten Jungen verhauen, weil er behauptet hatte, Marys Anfälle bewiesen, dass sie eine Hexe sei. Das zweite Mal passierte es, als sie beide fünfzehn waren und Nick Clark gesagt hatte, Lillys Mutter sei eine Dirne, die mit Zigeunern fortgelaufen sei.
    Ein paar Minuten, nachdem Nick Clark weg war, kam Mr

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